Millionenshow im Brustbereich

Es läuft nicht nach Wunsch für Manchester United: Rang sieben hält Englands Rekordmeister zwei Runden vor Saisonende in der Premier League. Zum ersten Mal seit 19 Jahren wird der Klub damit nicht in der Champions League auflaufen. Im laufenden Bewerb war für die dreifachen Könige der Königsklasse im Viertelfinale Schluss. Und dann wäre da noch die Suche nach einem neuen Trainer für den nach nur einem Jahr gescheiterten Schotten David Moyes.
Das ist die sportliche Seite: trist und ungewiss. Finanziell präsentiert sich der Traditionsklub besser denn je. Denn der kommerziellen Anziehungskraft von United kann auch eine sportlich schwache Saison nichts anhaben. Erst im Vorjahr führte das Branchenblatt Forbes Manchester United auf Platz zwei der wertvollsten Sport-Teams der Welt. Nur die Footballer der Dallas Cowboys sollen noch wertvoller sein.
Daher tobt im Hintergrund ein erbitterter Kampf um die Gunst der Kicker. Der Wettstreit der Ausrüster erreicht aktuell einen neuen Höhepunkt: 729 Millionen Euro soll Adidas geboten haben, damit Wayne Rooney und Kollegen ab der Saison 2015/2016 die Nike-Trikots ablegen. Mindestens 79 Millionen Euro sollen es pro Jahr sein. Das wäre die höchste Summe, die von einem Ausrüster jemals geboten wurde – doppelt so hoch wie der bisherige Spitzendeal von Real Madrid (Adidas/40 Millionen Euro pro Jahr).
In den nächsten Wochen könnte Nike bei Manchester United noch nachlegen.
Utopische Summen
Der letzte große Ausrüster-Deal ging ebenfalls auf der britischen Insel über die Bühne: Rund 200 Millionen Euro ist Puma die Zusammenarbeit mit Arsenal ab der kommenden Saison wert.
Das Angebot von Adidas an Manchester hat die Millionenshow der Sponsoren und Ausrüster aber in neue Sphären gehoben. Nie war das Griss ums Gwand der Fußball-Stars größer als derzeit. Das beweisen nicht zuletzt die teils utopischen Summen, die vor allem Scheichs und deren Firmen aus den arabischen Emiraten investieren, um ihre Logos formatfüllend ins globale Fernsehbild zu rücken (siehe unten). Und die Investitionen scheinen sich durchaus zu lohnen: Als Real Madrid Ronaldo verpflichtete, verkaufte der Klub in den ersten sieben Monaten 1,2 Millionen Trikots mit dem Schriftzug des Portugiesen (Stückpreis 94 Euro).

2013 konnte – oder wollte – dann aber auch Barcelona nicht länger auf die Einnahmequelle verzichten: Qatar Airways verdrängte UNICEF von Lionel Messis Brust auf eine Stelle nahe des Steißbeins des ehemaligen Weltfußballers. Der Dreijahresvertrag mit der Fluglinie bringt rund 100 Millionen Euro ein.
Der spanische Klub setzt weiterhin Maßstäbe in Sachen Werbung. Künftig wird der US-Chiphersteller Intel bei Barcelona werben. Kurios: Das Logo des neuen Geldgebers prangt nicht auf der Vorderseite der Trikots, sondern innen – und steht auf dem Kopf. Sobald ein Spieler beim Torjubel das Trikot hochzieht, wird der Schriftzug "Intel inside" sichtbar.
Vergleich macht reich
Ob mehr Geld aber auch mehr Erfolg bedeutet, wird sich im Champions-League-Finale zeigen: Da trifft Real, der Klub mit den teuersten Spielern der Welt, auf Stadtrivale Atlético, der sich mit bescheidenen 13 Millionen Euro Trikotsponsoring zufriedengibt. Reich macht aber noch immer der Vergleich mit Österreich: Rapid bekommt von Adidas eine sechsstellige Euro-Summe, wovon ein Teil in Waren umgerechnet wird. Meister Salzburg streift künftig Nike statt Adidas über und soll erstmals überhaupt Bares dafür einstreifen.
Lukrativ: Ausrüsterdeals im Fußball
Kommentare