Löw-Sager reizt die Niederländer
Geografie-Professor wird
Joachim Löw, 51, wohl keiner mehr. So erfolgreich er als deutscher Bundestrainer ist, so sehr er auch das taktische Einmaleins des Fußballs beherrschen mag, im Länderkunde-Unterricht hat Klein-Jogi vermutlich nicht ganz aufgepasst.
Vor dem freundschaftlichen Duell mit dem Erzrivalen Holland machte Joachim Löw die Niederlande kleiner als sie tatsächlich sind. Eigentlich wollte er ja die beeindruckende Nachwuchsarbeit des Nachbarn loben und auf die große Zahl an Superstars hinweisen, doch durch den Nachsatz ging das Kompliment in die Hose. Denn Löw sagte auch noch: "Das ist beeindruckend für ein kleines Land mit sechs, sieben, acht Millionen Einwohnern."
Zur Klarstellung: Die Niederlande haben mehr als doppelt so viele Einwohner. 16,7 Millionen sogar.
Unter Nachbarn
Vor einem so emotionalen und prestigeträchtigen Duell wie jenem zwischen Deutschland und den
Niederlanden ist so ein Statement natürlich ein gefundenes Fressen. Holländische Journalisten nahmen gar das Wort "Nachbarkrieg" in den Mund. Offenbar ist die Spuckaffäre von 1990 - im legendären WM-Viertelfinale hatte Frank Rijkaard Angesicht zu Angesicht mit Rudi Völler seinen Speichelfluss nicht unter Kontrolle - noch immer nicht verjährt.
Denn auch Teammanager Oliver Bierhoff goss vor dem heutigen Kräftemessen in Hamburg kräftig Öl ins Feuer. "Wir wollen nicht, dass Deutschland das neue Holland ist, sonst würden wir bei Turnieren immer nur Zweiter bei den Endspielen werden", antwortete er auf die Frage eines Journalisten. Und Jungstar Thomas Müller ließ via Bild überhaupt ausrichten: "Von Holland können wir keinen gebrauchen."
"Zahlen bedeuten mir nichts"
Joachim Löw ist derweil bemüht, die Emotionen aus dem Match zu nehmen. Für ihn ist es ein Jubiläum: Der Schwarzwälder sitzt zum 75. Mal auf der deutschen Trainerbank, die Statistik weist den 51-Jährigen als erfolgreichsten
Bundestrainer der Geschichte aus. "Zahlen bedeuten mir nichts", meint Löw nur, "mir ist wichtig, dass wir bei uns eine deutliche Entwicklung sehen."
Deswegen bereitet ihm auch eine andere Statistik keinen Kummer: Seit 2004 hat sich die deutsche Nationalmannschaft nie mit einem Sieg in die Winterpause verabschiedet. "Aber ganz ehrlich: Mir ist ein 3:3 manchmal lieber als ein Spiel, das wir irgendwie 1:0 gewinnen."
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