Koller: "Nicht das perfekte Spiel"

Ein Mann in roter Jacke mit dem Aufdruck „burgenland“ streckt seine Hand aus.
Für den Teamchef standen dennoch die positiven Aspekte des 3:1-Sieges gegen Finnland im Vordergrund.

Berauschend war die Leistung des Nationalteams beim 3:1-Sieg in Klagenfurt gegen Finnland keineswegs. Das war auch Teamchef Koller am Tag danach bewusst. Wenig überraschend war er dennoch bemüht, die positiven Aspekte hervorzuheben: "Wir müssen nicht immer das Negative sehen. Es wäre gut, wenn im Vordergrund steht, dass wir nicht das perfekte Spiel gezeigt haben, aber trotzdem gewonnen haben. Mit Siegen bekommt man Selbstvertrauen, und das ist letztendlich wichtig", erklärte Koller.

Vor allem die Leistung in den ersten 30 Minuten bis zum glücklichen 1:0 durch Mark Janko lagen Koller im Magen. "Da wären wir gegen einen Gegner aus den Top-10 wahrscheinlich in Rückstand geraten."

Allzu groß war der Ärger über die Schwächephase allerdings nicht: "Da muss man Ruhe bewahren. Es ist völlig normal, dass es Situationen gibt, in denen man nicht alles umsetzen kann, was man sich vorgenommen hat."  Das Jankos kuriosen Treffer selbst reihte der Schweizer aber zu den positiven Aspekten des Spiels: "Es war unser Ziel, Druck auf den Tormann auszuüben"

"Das zeigt mir, dass die Burschen etwas aufnehmen"

Halbwegs zufrieden war der 51-Jährige mit dem Defensivverhalten und vor allem mit der Entstehung des 2:0, als Martin Harnik nach weitem Pass von Julian Baumgartlinger traf. Solche Aktionen waren in den Tagen zuvor trainiert worden. "Das zeigt mir, dass die Burschen etwas aufnehmen."

Kollers Vorstellungen in punkto Pressing wurden jedoch im Gegensatz zum 1:2 in der Ukraine nicht auf dem Platz sichtbar. "Aber das haben wir vor dem Ukraine-Match in sechs Einheiten intensiv trainiert, jetzt konnten wir es gar nicht üben, weil wir auf die Regeneration der Spieler Rücksicht nehmen mussten", betonte der Nationaltrainer und beklagte einmal mehr die geringe Zeit, die ihm mit der ÖFB-Auswahl zur Verfügung steht. "Wir sind zwar seit fünf Monaten zusammen, aber in Wahrheit waren es nur eineinhalb Wochen."

Lob für Alaba

Zur mangelnden Vorbereitungszeit gesellte sich auch noch der eine oder andere Ausfall. Bereits vor dem Spiel hatten die angeschlagenen Emanuel Pogatetz und Christian Fuchs passen müssen, Marc Janko blieb zur Pause wegen Wadenproblemen in der Kabine. Aufgrund der Blessuren und der insgesamt sechs Wechsel erhielt Koller wenigstens Aufschlüsse darüber, wer künftig zum angestrebten 30-Mann-Spielerpool für die WM-Qualifikation zählen könnte.

"Suttner hat sehr routiniert gespielt, man hat nicht gemerkt, dass es sein Debüt ist. Junuzovic hat etwas bewegt und Burgstaller hat in den zehn Minuten gezeigt, dass wir so einen Spieler wie ihn brauchen können", meinte Koller. Der überragende Kicker des Abends war aber David Alaba. "Wir freuen uns, dass er so ein hervorragender Spieler ist. Bei den Bayern spielt er eher defensiv, aber ich habe ihm gesagt, er soll auch weiter nach vorne gehen. Es ist wichtig, dass ihm bewusst ist, dass er auch in den Abschluss gehen muss."

Spätestens seit Mittwoch ist Alabas Status als Leistungsträger im ÖFB-Team unumstritten - und das trotz seiner erst 19 Jahren. Der Teamchef fühlt sich in diesem Zusammenhang an den jungen Lukas Podolski erinnert, den er als 18-Jährigen zu den Profis des 1. FC Köln hochzog. "Auch er war in diesem Alter schon so präsent." Laut Koller wird dem Mittelfeldspieler, der vor dem Finnland-Match von der APA als Fußballer des Jahres 2011 ausgezeichnet wurde, der rasante Aufstieg nicht zu Kopf steigen. "Ich habe nicht das Gefühl, dass er abhebt."

Pfiffe für Arnautovic

Während Alaba bei seiner Auswechslung vom Publikum gefeiert wurde, musste sich Marko Arnautovic bei seinem Abgang gellende Pfiffe anhören. Immerhin entschuldigte sich der Werder-Bremen-Legionär danach für seinen lustlosen Auftritt. "Ich habe gehört, dass er seine Leistung selbstkritisch eingeschätzt hat. Von daher ist es in Ordnung", erklärte Koller. Schlechtes Wort wollte der Schweizer über den 22-Jährigen keines verlieren. Die Pfiffe gegen den Offensivspieler habe er nicht richtig wahrgenommen, "weil ich auf das Spiel konzentriert war".

Durch die misslungene Darbietung von Arnautovic könnte die Rolle des Freigeistes im Zentrum künftig mit einem anderen Spieler besetzt werden, etwa mit Andreas Ivanschitz. "Er könnte diese Position spielen. Das sind Überlegungen, die man dazunimmt."

Zeit zum Überlegen hat Koller nun genug, immerhin steht das nächste Länderspiel erst in drei Monaten (am 1. Juni gegen die Ukraine voraussichtlich in Innsbruck) auf dem Programm. Bis dahin will der Teamchef die Finnland-Partie genau analysieren, viele nationale und internationale Spiele beobachten und regelmäßigen Kontakt mit seinen Kickern pflegen. An erster Stelle steht aber sein persönliches Wohlergehen - Koller wird seit Tagen von Fieberschüben geplagt. "Ich muss ein paar Tage Pause machen. Mit dem Sieg ist das leichter."

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