Koller gibt Fuchs die Schleife

Mehrere österreichische Fußballspieler beim Training in roten Trikots.
Die neue Hierarchie des Teamchefs: Dickkopf Scharner und Jungstar Alaba sind im Mannschaftsrat.

Ein sonniger Montagvormittag im Prater. Die Teamspieler schlendern in Richtung Trainingsplätze beim Ernst-Happel-Stadion. Ringsherum sind aber nur Fans in grünweißen Leibchen zu sehen. Rot und weiß ist nur die Trainingskleidung der Teamkicker.

Nach rund 20 Minuten werden Zuschauer und Journalisten vom Trainingsplatz gebeten, weil Teamchef Marcel Koller keine Beobachter dabeihaben will. Als die kleine Schar Richtung Ausgang trottet, kommen ihnen die Grün-Weißen entgegen. Rapid begann mit dem Training eine halbe Stunde später, die Fans der Hütteldorfer sind noch vom Erfolg gegen Salzburg begeistert.

Am Sonntag wurde dem Meister- und Cupsieger-Goliath ein Bein gestellt. Ein Unterfangen, das die Nationalmannschaft auch am 11. September gegen Deutschland angehen will.

15.000 Karten weg

Doch davor wird noch getestet, am Mittwoch gegen das türkische Nationalteam, das am Montag in Wien eingetroffen ist. 15.000 Karten sind verkauft, 20.000 Zuschauer werden erhofft.

Die Zaungäste, die sich dem Team ab- und Rapid zugewandt hatten, bekamen dann doch noch etwas mit vom Nationalteam. Paul Scharner musste vom Platz getragen werden. Er war mit Emanuel Pogatetz im Training zusammengestoßen und hatte im Duell der Dickköpfe das Nachsehen.

Doch nur eine Stunde später gab er Entwarnung – Brummschädel und dicke Beule, ja. Gehirnerschütterung, nein. Scharner ist neben Prödl, Dragovic und Pogatetz einer von vier Innenverteidigern im Kader. War das schon der Kampf um eines der zwei Leiberl für Mittwoch?

"Das weiß ich nicht. Aber weh getan hat es jedenfalls", sagte Scharner und griff sich an die Beule.

Dass er einen eigenwilligen Kopf hat, hat Scharner in seiner Karriere immer wieder bewiesen. Er hat einst bei Trainer Löw seine Einwechslung verweigert, danach über Norwegen den Sprung nach England geschafft, wurde von Teamchef Hickersberger nicht in den EM-Kader berufen und ist nun beim Traditionsklub Hamburger SV gelandet. Mit 32 Jahren sagt er: "Die Teilnahme an der WM 2014 ist mein größtes Ziel. Es ist meine letzte Chance auf ein Großereignis. Da wird einiges an Herzblut reinfließen."

Rollentausch

Das glaubt auch Marcel Koller, der Scharner in den Mannschaftsrat berief. Diesen bilden Andreas Ivanschitz, Sebastian Prödl, David Alaba und die beiden Kapitäne. Wobei Koller einen Rollentausch vorgenommen hat, indem er Christian Fuchs zum Einser-Kapitän gemacht hat und Marc Janko zu dessen Stellvertreter.

Nicht mehr im Mannschaftsrat ist der Salzburger Schiemer, Pogatetz war schon beim Amtsantritt von Koller freiwillig ausgeschieden. Nicht dabei ist auch Martin Harnik, der bei Stuttgart im Winter von den Mitspielern in dieses Gremium gewählt wurde.

Für Christian Fuchs ist das ein weiterer Beweis, dass er mit seinen 26 Jahren die Rolle eines Führungsspielers einnimmt. Seit letzter Woche sitzt er im Mannschaftsrat von Schalke 04. Dort wurde er von den Mitspielern gewählt. Beim Nationalteam war es Marcel Koller, der die neue Hierarchie im Nationalteam bestimmte. "Christian kenne ich von Bochum her, das war sicherlich ein kleiner Faktor", sagte Koller, der auch zugab, dass auch sein Bauchgefühl für Fuchs gesprochen habe.

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