Königshofer: "War immer Rapid-Fan"

Ein Fußballspieler berührt den Kopf eines anderen Spielers.
Rapids Tormann spricht im Interview über herbe Rückschläge, handfeste Tätowierungen und Vorbild Maierhofer.

Montagabend versucht Rapid gegen Ferreira noch einmal, ein Testspiel zu gewinnen. Gegen Portugals Drittligisten soll Helge Payer im Tor stehen, ehe Lukas Königshofer als Nummer eins ins Frühjahr geht. Im Interview spricht der 22-jährige Wiener über Rückschläge, seinen Vater und Stefan Maierhofer als Vorbild.

KURIER: Vor einem halben Jahr sind Sie bei Rapid noch auf der Tribüne gesessen. Wie fühlt es sich an, als Nummer eins ins Frühjahr zu gehen?
Lukas Königshofer: Ich fühle, dass die harte Arbeit der letzten Jahre gewürdigt wird. Es ist aufgegangen, worauf ich hingearbeitet habe, und es ist die bisher schönste Zeit meiner Karriere.

Sind Sie jetzt ein besserer Tormann als vor der Saison?
Ja, genau um meine vier Bundesliga-Spiele. Diese Erfahrung ist für mich viel wert. Mein Selbstvertrauen hat einen Schub bekommen.

Welche Rolle spielt für Sie Tormanntrainer Hedl?
Es geht mit ihm für mich sehr viel weiter. Er hat mich noch als Konkurrent kennengelernt und weiß daher, wie ich ticke und wo ich meine Schwächen habe. Er verbessert Kleinigkeiten wie die Schrittfolge oder die Körperverlagerung.

Sie haben mit Payer einen Ex-Teamtormann und mit Novota einen Legionär verdrängt. Wie gehen Sie mit deren Ansprüchen um?
Wenn jemand keine Ansprüche stellt, hat er bei Rapid nichts verloren. Fußball ist eben ein hartes Geschäft. Aber ich verstehe mich weiter gut mit ihnen.

"Du musst ein Verrückter sein"

Werden Ihnen Fehler verziehen werden?
Ich werde welche machen, und Trainer Schöttel hat mir zugesichert, dass ich nicht nach dem ersten weg bin. Früher hat man über Junge gesagt, die sind noch nicht so weit. Speziell in Deutschland geht das jetzt in eine andere Richtung. Wenn das in Österreich so übernommen wird, gibt es bald kein Tormann-Problem mehr.

Waren Sie immer schon Tormann?
Nein, bis 13 war ich Feldspieler, und das war gut, um die Abläufe auf dem Feld zu verstehen. Wenn du immer nur im Tor stehst, erkennst du das nicht so gut.

Sind Tormänner wirklich so eigen, wie vermutet wird?
Sicher. Du musst ein Verrückter sein, sonst würdest du dir nicht aus wenigen Metern ins Gesicht schießen lassen. Ganz wichtig ist, dass du nie Angst hast.

In den Medien wird oft Ihr Vater Roland, der frühere Rad-Steherweltmeister erwähnt. Sie haben aber wohl mehr von Ihrer Mutter, die Handball-Torfrau war, oder?

Wenn ich mehr von meinem zarten Papa geerbt hätte, wäre ich 20 Kilo leichter und kleiner. Ich bin ja mehr der Rausgesprengte. Meine Statur mit 1,93 Meter und 92 Kilo verschafft mir auch Respekt. International werden ja nur noch Tormänner gesucht, die zumindest 1,90 Meter groß sind.

Wurden Sie auch damit konfrontiert, nur bei Rapid zu sein, weil Ihr Vater für den Klub-Ausrüster arbeitet?

Eher früher, noch im Nachwuchs. Meine Karriere hat mit meinem Vater nichts zu tun. Wenn er zu uns in die Kabine kommt, ist er für mich der adidas-Ansprechpartner und nicht mehr.

Sie sind seit 2009 bei Rapid, aber lange nicht zum Zug gekommen. Was war Ihr schlimmster Moment?
Es war sehr hart, als mich Ried ausleihen wollte, weil Gebauer seinen Kreuzbandriss hatte und ich als Nummer drei bleiben musste. Das Schlimmste war aber die Verpflichtung von Novota. Da hab’ ich mich im Sommer einen Monat hängen lassen.

"Stefan ist ein großartiger Mensch"

Nun will Rapid verlängern. Laut Schöttel soll es "bald über die Bühne gehen".
Ich war immer Rapid-Fan, deshalb gibt es in Österreich nichts anderes für mich. Und das Ausland würde jetzt sicher noch zu früh kommen. Es wäre für beide Seiten das Beste, wenn das Thema noch vor dem Frühjahrsauftakt erledigt wird.

Sie wirken sehr positiv. Gehört das zu Ihrem Typ?
Ich bin positiv, aber kein einfacher Typ. Wenn mir etwas nicht passt, kann es ordentlich krachen. Wenn du gut werden willst, musst du aus schwierigen Phasen gestärkt rausgehen. Da zeigt sich, wer ein echter Profi ist.

Vor der Beförderung zur Nummer eins waren im Training auch Patzer zu sehen. Sind Sie ein Wettkampftyp?
Im Training bin ich ein Beißer, aber auf 100 Prozent komme ich im Match. Wenn es rundherum laut wird, kann ich noch das gewisse Extra abrufen.

Welche Bedeutung haben die Tattoos auf Ihren Armen?
Links steht auf Französisch der Spruch: Jeder ist seines Glückes Schmied. Mit dem Lebensbaum, den man selbst in den Händen hält. Rechts ist der Tätowierer Slimheli noch am Arbeiten, das ist ein Symbol für ewiges Leben: Kirschblüten, die auch schnell verwelken können. Das heißt für mich, ich sollte jeden Tag nutzen.

Hat Ihnen schon jemand gesagt, dass Sie so klingen und sprechen wie Stefan Maierhofer?
Das ist für mich eine Ehre. Bei der Öffentlichkeitsarbeit sehe ich Stefan als Großmeister. Was Einstellung und Ehrgeiz betrifft, ist er ein Vorbild. Außerdem ist er ein großartiger Mensch.

Sie sind schon lange über Facebook und per Fanpage aktiv. Zu welchem Zweck?
Ohne zu privat zu werden, will ich mit den Fans in Kontakt treten. Sie finanzieren über Umwege den Fußball. Wir leben von den Fans.

Lukas Königshofer (*16. März 1989), spielte in seiner Jugend bei Admira, Austria Wien und Austria Kärnten. Im Frühjahr 2009 absolvierte der U-21-Teamgoalie ein Probetraining bei den Blackburn Rovers, unterschrieb wenig später aber bei Rapid.

Am 26. November 2011 gab der Sohn von Ex-Handball-Torfrau Monika und Rad-Steher-Weltmeister Roland sein Bundesliga-Debüt.

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