Franzose Champagne will FIFA-Präsident werden

Ein Mann spricht in ein Mikrofon vor einem orangefarbenen Hintergrund.
Ob Amtsinhaber Joseph Blatter 2015 erneut kandidiert, ist noch offen.

Der Franzose Jerome Champagne hat am Montag seine Kandidatur für das Präsidentenamt beim Fußball-Weltverband (FIFA) angekündigt. Der ehemalige FIFA-Funktionär und Vertraute von Amtshinhaber Joseph Blatter will im Juni 2015 beim Wahlkongress in Zürich Nachfolger des Schweizers werden. Der 55-jährige Champagne, ein ehemaliger Diplomat, arbeitete zwischen 1999 und 2010 für die FIFA.

Von Blatter und vom erwarteten Herausforderer Michel Platini fehlt noch eine definitive Aussage über eine eigene Kandidatur. Blatter will sich rund um den FIFA-Kongress im Juni in Sao Paulo äußern. Realistische Chancen dürfte Champagne nur haben, wenn Blatter nicht kandidieren sollte. Dem 77-Jährigen attestierte Champagne "fantastische Arbeit". Nicht auszuschließen ist, dass Blatter in die Pläne Champagnes eingeweiht ist.

UEFA-Chef Platini hatte nach anhaltenden Gerüchten im Herbst entschieden, erst nach der WM über eine Präsidentschaftskandidatur zu befinden. Seinen Landsmann attackierte Champagne direkt. "Ich kenne die Vision von Platini nicht. Kennen Sie sie? Ich weiß nicht, welche es ist", sagte er gegenüber der dpa.

Blatters rechte Hand

Champagne arbeitete bei der FIFA unter anderem als Direktor für internationale Angelegenheiten und galt lange Zeit als rechte Hand Blatters. In zweiter Reihe hinter dem Schweizer entwarf er Konzepte und Strategien. Sein damals unerwarteter Abschied wurde auf Dissonanzen mit Mitgliedern des FIFA-Exekutivkomitees und der Kontinentalverbände zurückgeführt.

Nach seinem Abschied vom Weltverband blieb der Politikwissenschaftler dem Fußballgeschäft als Verbandsberater in Palästina, dem Kosovo oder Israel nahe. 2012 lieferte er für Blatter ein umfangreiches Thesenpapier zur Erneuerung des skandalumwitterten Weltverbandes. Vernetzt ist er wohl wie kein Zweiter.

Unterstützung von Pele

Unterstützt wird Champagne von Pele: "Ich kann mich aus einer Debatte, die so wichtig für die Zukunft des Fußballs ist, nicht heraushalten, ich unterstütze Jerome Champagne und seine Vision", heißt es in einem Unterstützerbrief der brasilianischen Fußball-Legende.

Revolutionäre Fußball-Ideen liefert Champagne aber nicht. Der ehemalige Botschaftsmitarbeiter konzentriert sich in ersten Aussagen auf eine Strukturreform der FIFA-Hierarchien und will auch mehr Macht für den Präsidenten - also sich selbst.

Instinktsicher sucht Champagne bereits den Konflikt mit dem Platini gewogenen Europa und setzt auf die Karte Afrika und Mittelamerika, wo er realistisch Stimmen sammeln kann. "Die Welt verändert sich. In Südamerika qualifiziert sich eines von zwei Teams. In Europa eines von vier, in den anderen drei Kontinenten eines aus zehn", propagiert er eine neue Verteilung der WM-Startplätze.

Auch zum größten FIFA-Problem, der WM 2022 in Katar, äußert sich Champagne moderat. Er nennt das Turnier zwar ein "philosophisches und moralisches Problem". Eine Lösung hat er aber nicht parat: "Wir müssen abwarten. Wenn es nichts Schlechtes gab, dann müssen wir mit ruhigem Gewissen nach Katar gehen. Falls nicht, müssen Entscheidungen getroffen werden."

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