Standfest: "Familie war immer wichtiger als Fußball"
35 Jahre ist Joachim Standfest und damit der Oldie der Liga. Während des Trainingslagers nahm sich der WAC-Routinier Zeit für ein sehr persönliches Interview.
KURIER: Sie sind der aktuell älteste Bundesliga-Spieler. Dabei hätten Sie eine ganz andere Karriere einschlagen können. Bitte erzählen Sie vom Skispringer Joachim Standfest.
Joachim Standfest: Ich hab’ das von 10 bis 14 Jahren sehr gerne gemacht. Dann musste ich mich entscheiden, es wurde das Kicken. Obwohl ich wirklich gehadert habe. Wenn mich der Skisprung-Trainer noch einmal angerufen hätte, wäre ich wohl beim Springen geblieben. Ich bin damals schon 70 Meter weit gesprungen.
Würden Sie sich heute über die Schanze trauen?
Ich bin jetzt 20 Jahre nicht mehr gesprungen, aber mit normalen Skiern über eine kleine Schanze schon noch.
Seither haben Sie im Fußball zwei Meistertitel und gleich fünf Cupsiege gefeiert. Wie fühlt sich da der Abstiegskampf an?
Neu – ich war noch nie in dieser Situation. Ich war ja meistens bei Mannschaften, die um den Titel mitgespielt haben. Ich glaube, dass es für drei bis vier Vereine bis zum Schluss knapp bleiben wird. Da geht’s dann auch darum, wer ruhig bleibt. Wir sind eine gestandene Mannschaft, sogar die älteste der Liga. Das kann uns dann helfen.
Die ältesten Bundesliga-Profis
Der WAC wartet seit 22 Spielen auf einen Auswärtssieg. Kann der Klassenerhalt gelingen, wenn diese Serie hält?
Das schließe ich aus, weil wir zu Hause nicht alles gewinnen werden. Diese Serie muss abgestellt werden, am besten gleich zum Auftakt bei Rapid. Diese Misere ist einer der beiden Hauptgründe für Platz zehn in der Tabelle.
Wie lautet der zweite Grund?
Dass wir als kleiner Verein mit dem Abenteuer Europacup nicht zurechtgekommen sind. Physisch und auch psychisch nicht.
Warum hat Ex-Trainer Kühbauer das Team nicht besser auf die Doppelbelastung einstellen können?
Er hat es versucht, aber wenn du dauernd nur mit 12 oder 13 fitten Spielern trainierst, brennst du als Trainer auch irgendwann aus.
Es war zu hören, dass sich einige Spieler bei der Klubführung über die schroffe Art von Kühbauer beschwert haben sollen. Liegt da das Problem?
Eines kann ich zu 100 Prozent sagen: Der Didi hat sich nicht verändert. Er ist, wie er ist. Als wir Erster waren, sind ihm alle um den Hals gefallen. Als wir Letzter waren, kamen solche Geschichten raus. Und dann ist der Trainer eben das schwächste Glied.
Sie haben schon viele Trainer erlebt. Muss mit jungen Spielern heute anders umgegangen werden als früher?
Ja, aber mit Didis Art sind wir auch auf den ersten Platz gekommen. Wenn das also ein echtes Problem wäre, wäre das nicht gut für den Fußball. Ich sehe da ein gesellschaftliches Problem – ich will es mal so ausdrücken: Die Jungen sind einfach andere Leut’, als sie es noch in meinen Anfangsjahren waren.
Es fehlen nur noch 38 Bundesliga-Spiele auf Ihren 500er. Werden Sie deshalb noch ein Jahr bis 2017 anhängen?
Vom 500er könnt’ ich mir nichts kaufen. Geplant ist, dass ich im Sommer aufhöre. Aber wenn der WAC will, könnten wir auch noch über ein zusätzliches Jahr reden. Es macht Spaß, und ich bin auch schmerzfrei.
So wie Sie mit 35 spielen, ist es kurios, dass Sie schon 2012 keinen erstklassigen Klub finden konnten. Wie ist das passiert?
Sturm ist 2012 in sich zusammengebrochen. Ich wäre geblieben, aber es kamen Leute ans Ruder, die alles verändern wollten. Es war als langjähriger Stammspieler schon eine schwierige Situation, wenn nichts "Größeres" als der Zweitligist Kapfenberg übrig bleibt.
Haben Sie noch mit der Bundesliga-Rückkehr gerechnet?
Nein, ich wollte im Sommer 2013 eigentlich schon aufhören, bis ich beim Fortgehen meinen ehemaligen Mitspieler Michi Liendl getroffen habe. Der hat sich dann beim WAC für meine Verpflichtung eingesetzt.
Sie haben bei der EURO 2008 gespielt. Sehen Sie den fehlenden Auslandstransfer als Makel Ihrer langen Karriere?
Nein, es hat ja auch Angebote gegeben. Aber die Familie war mir immer wichtiger als der Fußball. Ich habe bei diesen Chancen an meine Frau und die Kinder gedacht, erst dann an den Fußball.
Die jüngsten Bundesliga-Profis
1. Wolfsberg ø 27,4 Jahre
2. Altach ø 25,7 Jahre
3. Mattersburg ø 25,4 Jahre
4. Rapid ø 24,9 Jahre
5. Austria ø 24,3 Jahre
1. Admira ø 22,8 Jahre
2. Salzburg ø 23,4 Jahre
3. Grödig ø 23,8 Jahre
4. Ried und
Sturm ø 23,9 Jahre
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