Hütter: Mannschaft reif für Champions League

Von außen betrachtet hat man den Eindruck, als ob Sie das
Traineramt bei
Red Bull
Salzburg genießen. Was ist das Besondere daran?
Adi Hütter: Es macht mir grundsätzlich Riesenspaß, Trainer zu sein, Motivation und Begeisterung zu vermitteln. Jetzt beim besten Verein in Österreich mit fantastischen Rahmenbedingungen. Das habe ich mir hart erarbeitet und dafür bin ich sehr viel Risiko gegangen. Mit einem Aufsteiger offensiven Fußball, Pressing zu spielen, das war auch der Schlüssel zum Trainerposten bei
Red Bull. Diese Aufgabe ist für mich eine absolute Herausforderung. Das Niveau, das schon sehr gut war, mindestens zu halten und zu optimieren.
Eines der unveränderten Salzburg-Ziele lautet
Champions League. Was macht Sie zuversichtlich, dass sie es als erster Trainer schaffen könnten?
Es ist kein Zweckoptimismus, sondern meine Überzeugung, dass die Mannschaft die Qualität dafür hat. Sie hat außergewöhnliche Fähigkeiten in ihrer Art und Weise Fußball zu spielen. Die Champions League wäre für sie der nächste logische Schritt. Es wird kein Honiglecken. Wir brauchen vier perfekte Spiele. Die große Aufgabe wird sein, die Mannschaft dahin gehend vorzubereiten, dass sie auch mental hundertprozentig auf dieses Ziel fokussiert ist. Wir wollen dieses Ziel nicht nur für den Verein, sondern für die Fans in Salzburg und den österreichischen Fußball erreichen.
Nicht grundlegend geändert hat sich die Mannschaft, die laut Ex-Trainer
Roger Schmidt nahe an der Perfektion gespielt hat. Ist sie heiß und hungrig, um an die Erfolge anzuschließen?
Das sollte für einen Profi Grundvoraussetzung sein. Dass es nicht immer leicht ist, hat man am Ende der Meisterschaft gesehen, als die Luft draußen war. Das muss man menschlich akzeptieren, dass es nicht einfach ist, ständig Druck aufzubauen. Da gilt es den Fokus dorthin zu richten, dass die Mannschaft tagtäglich an ihr Limit geht und dass wir sie auf ihren Top-Level bringen. Dort sind wir noch nicht ganz. Auch, weil die Nationalspieler verspätet in das Training eingestiegen sind. Aber ich bin zuversichtlich, wenn es in die Bewerbspiele geht, dass wir uns von Spiel zu Spiel steigern, um dann optimal vorbereitet zu sein.
Wurde der Mannschaft mit
Schmitz,
Ankersen,
Bruno und Keita genug "frisches Blut" zugeführt?
Grundsätzlich war es einmal wichtig, dass wir die Schlüsselspieler halten konnten. Dann ist es uns gelungen, Svento und Klein durch jüngere Spieler mit Schmitz und Ankersen adäquat zu ersetzen. Massimo Bruno und Marcel Sabitzer werden die Qualität der Mannschaft heben. Wir konnten die Mannschaft weiter verjüngen, qualitativ müssen sie sich erst beweisen. Wir sind auf jeden Fall breiter aufgestellt, als im letzten Jahr."
Wie sehr üben die Neuen bereits Druck auf die arrivierten Spieler aus?
Sie sind auf einem guten Weg dorthin. Peter Ankersen ist bereits relativ gut dabei. Benno Schmitz hat wie alle Neuen noch irgendwo seine Probleme mit unserer Spielidee. Aber das war mir klar, weil das ein ganz anderer Fußball ist. Das gilt es jetzt einmal zu verinnerlichen. Unser Ziel ist auch, den Konkurrenzkampf zu eröffnen, denn es wird bei mir immer wieder mal rotiert, weil man nicht jeden dritten Tag Topleistung bringen kann. Deshalb wird das Ganze nicht auf 12, 13 Spieler eingeengt, sondern auf 17,18, die laufend spielen können."
Der
Konkurrenzkampf ist vor allem im Mittelfeld sehr groß. Wie sehr bereitet die Qual der Wahl Kopfzerbrechen?
Schlussendlich geht es nur um eines, nämlich dass wir unsere Ziele erreichen und guten und attraktiven Fußball spielen. Deshalb brauchen wir den Kampf ums Leiberl. Aber es ist wichtig, den Burschen zu vermitteln, warum man etwas macht. Ob er leistungsbedingt, oder weil er eine Pause braucht, auf der Bank sitzt.
Gibt es bei ihnen eine Stammplatzgarantie?
Nein, grundsätzlich nicht. Aber die Mannschaft der letzten Saison hat sich einen absoluten Bonus erarbeitet. Andererseits sind diese Spieler weiterhin gefordert, sich nicht auf dem auszuruhen, was einmal war, sondern sie müssen erneut an ihr Leistungsmaximum kommen. Wenn jeder seine professionelle Leistung abruft, braucht er keine Sorge zu haben. Gefährlich wird es nur dann, wenn sich jemand seines Stammplatzes zu sicher ist."
Roger Schmidt war zu seinen Spielern eine Art Kumpeltyp, Vaterfigur. Wie würden Sie ihr Verhältnis zur Mannschaft beschreiben?
Es ist sehr gut, weil ich speziell in den ersten Wochen viel Zeit investiert habe, mich mit jedem einzelnen Spieler auseinanderzusetzen, damit sie mich nicht nur als Trainer, sondern auch als Menschen kennenlernen. Aber mit Streicheln allein werden wir nicht erfolgreich sein. Mir geht es darum, dass die Spieler wissen, da steht einer, der verlangt sehr viel von uns, aber zu dem kann ich jederzeit kommen. Der will mich weiterentwickeln und weiterbringen. Ich glaube, dass sie der Roger Schmidt auch nicht immer nur gestreichelt hat.
Wie schwierig wird es, wegen der extremen Qualität und Quantität des Kaders die Unzufriedenen bei Laune zu halten?
Wenn eine gute Kommunikation besteht, sehe ich darin keine großen Probleme. Damit muss man als Trainer fertig werden. Ich bin in der glücklichen Lage, eine Mannschaft zu trainieren, bei der ich nicht lange nachdenken muss, ob ich jetzt den oder den einwechsle.
Einer der Unzufriedenen, Robert Zulj, ist offensichtlich bei
Red Bull
Salzburg gescheitert. Droht
Marcel Sabitzer bei der enormen Konkurrenz ein ähnliches Schicksal?
Wenn ich als Fußballer ganz groß hinaus will und mein Ziel deutsche Bundesliga ist, dann muss ich mich gegen Gute durchsetzen. Wenn das einer schafft, dann hat er große Perspektiven. Wenn nicht, dann muss er irgendwo hin gehen, wo er andere Perspektiven hat. Das unbedingte Durchsetzen in einer Spitzenmannschaft zeugt schon von Mentalität und wer das schafft, kann eine große Karriere machen. Marcel Sabitzer hat sehr viele Anlagen dazu.
Zu Beginn der Meisterschaft kommt es gleich zum großen Kracher gegen Rapid. Ihre Erwartungen?
Red Bull Salzburg gegen Rapid war immer ein heißes Duell mit vielen Emotionen. Rapid ist einer der emotionalsten Vereine in Österreich, der auch in dieser Saison wieder ganz vorne mitmischen wird. Wir wollen gleich ein Ausrufzeichen setzten und drei Punkte in Salzburg behalten.
In der vergangenen Saison haben Sie mit
Grödig - im Gegensatz zu
Red Bull
Salzburg - gegen Rapid nie verloren. Was fällt ihnen dazu ein?
Eigentlich eine witzige Konstellation. Aber da spielt nicht der Adi Hütter gegen Rapid, sondern
Red Bull Salzburg. Wir wollen gut in die Saison starten. Meine Spieler brennen schon richtig darauf, dass es endlich losgeht.
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