In England herrscht Euphorie: „Das war ein großer Schritt“

Mann im Mittelpunkt: Alle Augen waren am Montagabend in Sevilla auf Raheem Sterling gerichtet.
Über Statistiken wird im Fußball seit jeher gestritten. Sie lügen nicht, meinen die einen. Andere wiederum – darunter viele Trainer – können dem Zahlenspiel überhaupt nichts abgewinnen. Letztere werden sich nach der Partie zwischen Spanien und England am Montagabend bestätigt fühlen. 73:27 Prozent Ballbesitz, 24:5 Schüsse, 12:0 Ecken – beinahe in allen Belangen hatte die Furia Roja – wie die spanische Nationalmannschaft genannt wird – gegen die „Three Lions“ die Nase vorn. Das Endergebnis ist bekannt. 3:2 gewannen die Engländer in Sevilla, wo sie bereits zur Halbzeit mit 3:0 geführt hatten. Raheem Sterling (16., 38.) und Marcus Rashford (30.) hatten die Tore erzielt. Nach einem Treffer von „Joker“ Paco Alcacer (58.) und viel spanischem Druck wurde es noch einmal spannend. Ein Elfmeter wurde den Spaniern verwehrt, erst in Minute 97 gelang Abwehrchef Ramos das 2:3. Am Ende blieben die Bemühungen der Iberer unbelohnt.
Erstmals seit 38 Partien und mehr als 15 Jahren setzte es für Spanien in einem Pflichtspiel vor eigenem Publikum eine Pleite.
Trotz der schmerzlichen Niederlage führen die Spanier die Gruppe 4 der Liga A der Nations League weiter mit sechs Punkten an. England wahrte mit vier Zählern seine Chance auf den Gruppensieg, muss aber – den eigenen Erfolg gegen Kroatien vorausgesetzt – auf Schützenhilfe der Kroaten gegen die Spanier hoffen. Aber selbst der Abstieg ist für die Engländer in der Gruppe noch drin.
Entwicklung
Daran will man auf der Insel freilich gar nicht denken. Während andere Teams – wie etwa die Kroaten – nach der WM noch nicht wirklich in Schuss gekommen sind, will Englands Teamchef Gareth Southgate trotz des am Ende schmeichelhaften Sieges eine Entwicklung seiner Mannschaft erkannt haben. „Die WM war eine großartige Erfahrung für uns, aber wir mussten zeigen, dass wir noch mehr können“, betonte der Coach. „Mit diesem Sieg über Spanien und dem Remis gegen Kroatien haben wir bewiesen, dass es diese Entwicklung gibt. Das war ein großer Schritt.“ Vor allem aufgrund der Jugend seiner Mannschaft. Southgate schickte in der Hauptstadt Andalusiens bei einem Altersschnitt von 23,4 Jahren die jüngste englische Startelf seit 1959 aufs Feld. „Es ist wichtig für diese Youngsters, dass sie gerne für England spielen und dass sie spüren, wie wir auftreten wollen.“

Marcus Rashford war in der 30. Minute zur Stelle.
Und die Spielweise in der ersten Halbzeit war durchaus fulminant. „Wir waren couragiert und mutig am Ball. Wir wussten, dass wir nicht hierher kommen und 90 Minuten lang verteidigen können“, betonte Southgate, der die spielerischen Lösungen seiner Spieler gegen das Pressing der Spanier lobte.
Gefeierter Held war am Ende Doppeltorschütze Raheem Sterling, der in Sevilla so viele Tore erzielte, wie insgesamt in seinen 45 Länderspielen zuvor. 27 Partien war er zuletzt ohne Treffer geblieben. „Es ist mein Job, Tore zu schießen. Ich setze mich immer selbst unter Druck“, erklärte der Manchester-City-Star. „Bei meinem Jubel hat sich all die Frustration, all dieser Druck, entladen. Es gibt nichts Schöneres, als für England zu treffen.“
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