Hütter: "Wir können, müssen aber nicht"

Das Wiedersehen mit Peter Stöger fiel für Grödig-Trainer Adi Hütter am Samstag ins Wasser. Das Testspiel gegen Köln im Trainingslager an der türkischen Riviera musste nach starken Regenfällen abgesagt werden.
Davor nahm sich Adi Hütter Zeit für ein ausführliches KURIER-Interview. Der 43-jährige Vorarlberger legt großen Wert auf die Wahl seiner Worte. Nur auf die Frage, wie viele Punkte Grödig durch manipulierte Spiele verloren haben könnte, sagt er lieber gar nichts.
KURIER: Mit welchem Ziel sind Sie in die Saison gestartet?
Adi Hütter: Wir haben keinen Platz als Ziel ausgegeben, sondern einen Spielplan: Plan A war das Pressing und das Nach-vorne-Verteidigen. Plan B als Notfall wäre gewesen, so zu spielen wie bis zum Aufstieg. Ich messe als Trainer Erfolg daran, ob wir unseren Plan umsetzen können – und nicht nur daran, ob ein Spiel 2:1 ausgeht.
Ihr Plan ist offensichtlich aufgegangen. Folgen auf Rang zwei im Herbst neue Zielsetzungen?
Natürlich sind 35 Punkte nach 21 Runden sehr stark – das hat in den letzten Jahren keiner der ebenfalls guten Aufsteiger geschafft. Wir können um die ersten drei Plätze mitspielen, müssen im Unterschied zu Rapid und der Austria aber nicht.
Haben Sie wirklich kein Problem damit, dass jetzt mit Zulechner der Goalgetter weg ist?
Uns geht der Führende der Torschützenliste schon ab, aber wir wollen für Junge ein Sprungbrett wie Ried werden. Früher wurde in Grödig viel in ältere Spieler investiert. Es muss doch wie in meiner Zeit bei Altach mit Gatt, Ademi, Schütz und Schick auch Geld reinkommen.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren als Trainer?
Vor fünfeinhalb Jahren bei meinem Einstieg war mir klar, dass ein Ex-Spieler nicht automatisch zum Trainer taugt. Deshalb hab’ ich gesagt: ‚Ich will in fünf Jahren das Trainer-Handwerk lernen.‘ Der nächste Schritt wäre, einen österreichischen Top-Klub zu trainieren. Ein Traum wäre, irgendwann in Deutschland zu arbeiten.
Schmerzt der Rauswurf 2012 in Altach noch?
Die Zeit in Altach war lehrreich, ich hab’ mir meine Hörner als junger Trainer abgestoßen. Am Rauswurf hatte ich damals schon lange zu knabbern, weil es ja auch mein Heimatverein ist. Dass der Aufstieg dann mit Grödig gelungen ist, war sicher eine größere Überraschung.
Ihr Erfolg lockt aber kaum Zuschauer an.
Die Chance für die Kleinen ist so groß, weil Traditionsvereine wie der GAK, der LASK oder Klagenfurt nicht wirtschaften konnten. Dafür können wir ja nichts. Wir wissen aber, dass die Infrastruktur und die Rahmenbedingungen in Grödig noch nicht bundesligatauglich sind. Für uns ist es schon schwer, vor 2000 Zuschauern zu spielen, weil wir mit unserem Spielstil mehr verdienen würden.
Ist die Aufarbeitung des Wettskandals um Dominique Taboga schon abgeschlossen?
Ja, wir hatten ein gutes Krisenmanagement. Wir haben nach diesem Schock von sechs Spielen vier gewonnen. Wenn der Gegenwind reinbläst, muss man es schaffen, daraus Rückenwind zu machen.
Haben Sie in dieser Phase Hilfe von außen in Anspruch genommen?
Ich habe Leute in meinem Umfeld, die im Mentalbereich und in der Psychologie gut verankert sind. Ich gehe mit meinen Ideen auf diese Berater zu, lasse das fachlich abchecken und dann nutze ich das für die Mannschaft.
Wie sind Sie damals konkret vorgegangen?
Die erste Woche war ein Wahnsinn, zum Glück war gerade Länderspielpause. Ich wusste, es gibt in der Krise Chancen und Risiken – wir haben uns in einem Workshop auf die Chancen fokussiert und eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität entwickelt. Es war dann plötzlich wieder Vorfreude auf das kommende Spiel zu spüren.
Das erste Spiel danach wurde in Wiener Neustadt gewonnen.
Zu den Spielern hab’ ich gesagt: ,Ihr dürft Fehler machen. Wer trotzdem Angst hat, soll nicht zum Spiel mitfahren.‘ Es war überragend, wie diese junge Mannschaft das dann geschafft hat und bei ganz schwierigen Platzverhältnissen gewonnen hat.
Was nehmen Sie daraus für Ihre Trainerlaufbahn mit?
Solche Abläufe lernt man in keinem Kurs. Ich weiß jetzt, was Krisenmanagement für einen Trainer bedeutet: Ein Problem in der Mannschaft muss so schnell wie möglich gelöst werden. Man muss es mit einem Plan anpacken, mit aller Kraft. Ich war in dieser Phase kein Trainer mehr, sondern nur noch ein Coach. Es war wirklich schwer, aber wir sind jetzt stärker.
Wie ist Ihr Umgang mit einem Besessenen wie Grödigs Manager Christian Haas?
Es gab bisher nie Probleme. Wir sind beide erfolgshungrig, und meine Aufgabe als Coach ist es, die Zielsetzung des Vereins im sportlichen Bereich umzusetzen. Christian ist ein Visionär, der ehrgeizig seinen Weg geht, der diese Überzeugung auch ausstrahlt. Deshalb ergänzen wir uns sehr gut.
Wo trägt Grödig im Sommer die Europacup-Heimspiele aus?
(lacht) Wenn es wirklich so sein sollte, wird es eine Lösung geben. Vielleicht wäre Pasching eine Option. Sicher gibt es jetzt bei der Austria und bei Rapid Überlegungen, wie sie die vier, fünf Punkte Rückstand auf uns noch aufholen. Das wird nicht so einfach.
Der Spieler
Adi Hütter spielte in der Jugend für Altach, dann u. a. für GAK und LASK. Von 1993 bis 2000 war der bald 44-Jährige bei Salzburg, wo er drei Mal Meister wurde und 1994 ins UEFA-Cup-Finale einzog. Hütter spielte 14-mal im Team und schoss drei Tore.
Der Trainer
Seine aktive Laufbahn beendete der Vorarlberger 2007 bei den Salzburg Juniors, wo er dann als Co-Trainer und Trainer arbeitete. Von 2009 bis 2012 war er Coach seines Heimatklubs Altach (2 x Vorarlbergs Trainer des Jahres), seit 2012 ist er in Grödig.
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