Hindernisse auf dem EURO-Kurs

Hindernisse auf dem EURO-Kurs
Fehlende Hotels, schlechte Infrastruktur, bissige Straßenhunde - 200 Tage vor der EM hat die Ukraine Aufholbedarf.

Gottlob sind zumindest die Zozulicas rechtzeitig geliefert worden. Nicht auszudenken, was der fußballfanatischen Menschheit sonst entgangen wäre. Wo man sich inzwischen doch so an diese Geräusche gewöhnt hat.

Die berühmte Vuvuzela, akustischer Albtraum der vergangenen Weltmeisterschaft in Südafrika, hat also einen würdigen Nachfolger bekommen: Die Zozulica, eine slawische Tonflöte. Nicht minder schrill, nicht minder nervig als das afrikanische Vorbild, wie die erste offizielle Hörprobe beim jüngsten Länderspiel zwischen der Ukraine und Deutschland (3:3) zur Freude der EM-Organisatoren nachhaltig bewies.
Wäre nur in allen Bereichen so gewissenhaft und konsequent gearbeitet worden.

Mangelerscheinung

Knapp 200 Tage vor der Fußball-EURO in Polen und der Ukraine mehren sich Skepsis und Kritik. Zwar haben Panikmache und Zeitdruck vor sportlichen Großevents mittlerweile Tradition, doch selten war das Unbehagen dermaßen berechtigt wie jetzt im Falle der Ukraine. Während die neuen Stadien inzwischen errichtet sind, mangelt es immer noch an der Infrastruktur rundherum.

Österreichs Nationalmannschaft musste etwa mit einer kleinen Propeller-Maschine zum Länderspiel nach Lemberg anreisen, weil die Landebahn des Flughafens in Lwiw noch zu kurz ist.

Weiter östlich im Kohlerevier Donezk mangelt es an Unterkünften. Bürgermeister Alexander Lukjantschenko räumte ein, dass noch 17 Hotels und rund 3500 Betten fehlen. Und ob das Straßen- und Bahnnetz dem Ansturm der Fußballfans gewachsen ist, scheint mehr als fraglich. "Es stimmt, wir haben noch kleine Probleme", versucht der ukrainische Verbandschef Grigori Surkis zu beruhigen.

Radikale Maßnahmen

Das Gros der EM-Teilnehmer hat bereits Konsequenzen gezogen: Fast alle Mannschaften wollen ihr Quartier in Polen beziehen. Dort sei der Standard der Hotels und Trainingsplätze besser, wie auch der deutsche Bundestrainer Joachim Löw bei einem Lokalaugenschein im Frühjahr bemerkte. "Wir haben uns für Polen entschieden", erklärte Löw, der mit seinem Team im noblen Olivenhof in Danzig residiert.

Dort sind die Deutschen auch vor streunenden Hunden sicher, die angeblich in den ukrainischen Städten ihr Unwesen treiben. Weil allein in der Hauptstadt Kiew 11.000 Straßenhunde leben, die teilweise in Rudeln die Passanten angreifen, griffen die EM-Macher zu radikalen Maßnahmen: Sie ließen kurzerhand Tausende Hunde sterilisieren. Tierschutz-Organisationen berichten gar von Massentötungen.

Sendeausfall

Zumindest war der erste offizielle Härtetest nicht für die Katz'. Das mit Spannung erwartete Spiel Ukraine gegen Deutschland im um fast 600 Millionen Euro umgebauten Olympiastadion von Kiew verlief nahezu reibungslos.

Sieht man einmal davon ab, dass die deutschen Radiomoderatoren, die aus dem Stadion berichteten, in ihrer Heimat nicht zu hören waren, weil die Technik streikte. Allerdings hätten sie bei den Tausenden Zozulicas ohnehin einen schweren Stand gehabt.

Die 14. Fußball-Europameisterschaft findet von 8. Juni bis 1. Juli in Polen und der Ukraine statt. Die Veranstalter setzten sich bei der Vergabe der UEFA mit acht Stimmen gegen Italien (vier Stimmen) und Kroatien/Ungarn (0 Stimmen) durch.

In Polen wird in Warschau (Kapazität: 58.145), Posen (43.090), Breslau (42.771) und Danzig (41.582) gespielt; in der Ukraine finden Spiele in Kiew (70.050), Donezk (51.504), Lwiw (34.915) und Charkiw (41.307) statt.

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