Heynckes rührender Abschied

In einem der überwältigendsten Moment der deutschen Bundesliga-Saison hat der normalerweise gefasste Jupp Heynckes seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Nach dem 4:3-Auswärtssieg seines FC Bayern gegen seinen "Herzensclub" Borussia Mönchengladbach stockte zuerst die Stimme, dann wurden die Augen feucht und schließlich wischte sich der 68-Jährige mehrmals die Tränen aus den Augen.
Für Heynckes hatte sich ein Kreis geschlossen. Nach 1.011 Bundesligaspielen als Profi und Trainer endete in seiner Geburtsstadt eine Ära. Als er sich dann "bei den Borussen-Fans und -Zuschauern für den wunderbaren Abschied" bedankte und feststellte, dass die Stadt am Niederrhein für ihn die wirkliche Heimat ist, mussten die Tränen raus: "Hier im Borussia-Park - das war schon ein bewegender Moment für mich. Wenn es der Bökelberg gewesen wäre, wäre ich sicher noch emotionaler geworden."
Wie es mit dem Trainer von David Alaba nach dem Champions-League-Finale am 25. Mai und dem DFB-Cup-Finale am 1. Juni weitergeht, ist noch offen. Nur eines ist klar - Funktionär wird Heynckes nicht. "Für mich persönlich kommt so etwas nicht infrage."
Ribery überragend

Heynckes nahm die Nachlässigkeiten in der Anfangsphase aber relativ gelassen. "Ich habe eine gewisse Nachsicht mit meiner Mannschaft. Alles kreist um dieses Champions-League-Endspiel. Deswegen war es wichtig, hier eine gute Leistung zu bringen und zu gewinnen, um im Rhythmus zu bleiben und auch das Selbstvertrauen aufrecht zu erhalten."
Vor allem dank des überragenden Franck Ribery gelang den Bayern noch die Wende. "Wir haben auch für den Trainer gewonnen", sagte der Franzose. "Ich habe gespürt, dass meine Spieler für mich spielen. Sie wollten mir unbedingt dieses Geschenk machen", meinte Heynckes.
Dortmund bangt um Hummels
Weniger gut verlief die Generalprobe für das Champions-League-Finale für Borussia Dortmund. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen die nun in der Relegation spielenden Hoffenheimer kann von einer optimalen Einstimmung auf Wembley nicht die Rede sein. Zudem ist Mats Hummels fraglich.
Mit angeschwollenem Knöchel humpelte der Abwehrchef wortlos aus dem Stadion. Das Pech des Leistungsträgers schlug auch dem Trainer aufs Gemüt - mehr noch als die Schlappe gegen Hoffenheim. "Unser größtes Problem heute ist die Verletzung von Mats Hummels", gestand Jürgen Klopp, "bis zum Champions-League-Finale sind es nur sieben Tage - das wird richtig eng."
Hummels ist vorerst noch optimistisch: "Es ist nichts gerissen und nicht so schlimm wie anfangs befürchtet. Ich bin guter Dinge, dass es für das Finale reicht",
Klopps Aufregung über die beiden späten Elfertreffer von Sejad Salihovic und den wegen einer Abseitsstellung von Robert Lewandowski verweigerten Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit hatte sich schnell gelegt. Schon auf der Heimfahrt begann für ihn die Vorbereitung auf das größte Spektakel seiner bisherigen Trainerkarriere. "Wir werden unsere Schäfchen zählen, in den nächsten Tagen trainieren und am Samstag in London unser Champions-League-Gesicht zeigen."
Der FC Schalke 04 hat sich zum Abschluss der deutschen Bundesliga-Saison einen Platz in der Champions-League-Qualifikation gesichert. Die Königsblauen gewannen am Samstag das direkte Duell mit dem SC Freiburg um ein Ticket für die Königsklasse auswärts mit 2:1 und beendeten die Spielzeit auf dem vierten Platz. Neben den Freiburgern spielt auch Eintracht Frankfurt in der Europa-League-Qualifikation.
Am anderen Ende der Tabelle schaffte der FC Augsburg dank eines 3:1 gegen Greuther Fürth den direkten Klassenerhalt. In einer dramatischen Partie siegte 1899 Hoffenheim beim praktisch in Bestbesetzung angetretenen Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund 2:1 und tritt nun in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern an. Fortuna Düsseldorf (0:3 in Hannover/Robert Almer auf der Bank) muss neben Greuther Fürth den Gang in die zweite Liga antreten.
Die Augsburger hingegen sind auch im kommenden Jahr in Deutschlands höchster Liga zu sehen - auch dank Alexander Manninger. Der Ex-ÖFB-Teamgoalie hielt im Heimspiel gegen Fürth beim Stand von 0:0 in der 5. Minute im zweiten Versuch einen Elfmeter von Prib. Beim ersten Strafstoß wäre der Salzburger zwar geschlagen gewesen, der Schiedsrichter ließ allerdings wiederholen, weil ein Fürther Kicker viel zu früh in den Sechzehner gelaufen war.
In der Folge übernahmen die Augsburger das Kommando und fuhren durch Treffer von Werner (30.), Callsen-Bracker (55.) und Ji (75.) beziehungsweise Trinks (62.) einen ungefährdeten Erfolg ein. Am Ende blieb man zwei Punkte vor den Hoffenheimern, die in Dortmund nach einem frühen Gegentor durch Robert Lewandowski (6.) lange wie der sichere Verlierer aussahen.
Torreigen in Gladbach
In der Schlussphase kamen die davor harmlosen Gäste plötzlich auf und schafften durch zwei von Sejad Salihovic verwandelte Elfmeter (77., 82.) noch den sensationellen Erfolg. In der 93. Minute kam Hektik auf, weil der Schiedsrichter zunächst das vermeintliche 2:2 von Marcel Schmelzer anerkannte, dann aber den Treffer wegen einer Abseitsstellung von Lewandowski wieder zurücknahm.
Der Dortmunder Erzrivale Schalke fixierte in der letzten Runde den Einzug in die Champions-League-Qualifikation. Mit dem 2:1 in Freiburg verwiesen die Gelsenkirchner, bei denen Christian Fuchs ab der 70. Minute zum Einsatz kam, die Breisgauer auf den fünften Platz. Die Schalke-Tore fielen durch Julian Draxler (20.) und ein kurioses Eigentor von Julian Schuster (58.), Jonathan Schmid (54.) war der zwischenzeitliche Ausgleich für die Hausherren gelungen.
Ihren Fixplatz in der Champions-League-Gruppenphase hatten sich schon zuvor Leverkusen, Dortmund und auch Meister Bayern gesichert, der seinem scheidenden Trainer Jupp Heynckes zum Liga-Abschied einen spektakulären Sieg schenkte. In Mönchengladbach gingen die Gastgeber durch Tore von Martin Stranzl (4.), Mike Hanke (5.) und Havard Nordveit (10.) beziehungsweise Javi Martinez (7.) schnell mit 3:1 in Führung. Dann aber drehte die Champions-League-Finalformation der Münchner (David Alaba spielte durch) groß auf und ging dank Franck Ribery (18., 53.) und Arjen Robben (59.) noch als 4:3-Sieger vom Platz.
Schlechte Nachrichten gab von der medizinischen Abteilung der Bayern: Die Münchener müssen noch für weitere sechs Monate auf Abwehrspieler Holger Badstuber verzichten. Der Verteidiger erlitt erneut einen Kreuzbandriss. Es handle sich um eine sogenannte Re-Ruptur, sagte Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick: "Er muss noch einmal operiert werden, aber seine Karriere wird normal weitergehen."
Werder verliert auch ohne Schaaf
Auch die Frankfurter schafften daheim gegen Wolfsburg eine Wende und beendeten das Heimspiel nach 0:2-Rückstand noch mit einem 2:2. Der Europa-League-Platz wäre aber auch bei einer Niederlage an die Hessen gegangen, weil der Hamburger SV daheim gegen Bayer Leverkusen mit 0:1 verlor. Den entscheidenden Treffer erzielte Stefan Kießling, der sich mit seinem 25. Saisontreffer die Torjägerkrone sicherte.
Einen versöhnlichen Abschied vom FSV Mainz 05 gab es für Andreas Ivanschitz beim 2:2 in Stuttgart. Der in der 76. Minute ausgewechselte Burgenländer, der zuletzt mit dem Zweitligisten 1. FC Köln in Verbindung gebracht wurde, traf in der 10. Minute die Latte. Beim ersten Tor der Stuttgarter bugsierte Mainz-Goalie Wetklo einen Querpass von Martin Harnik, der durchspielte (Landsmann Raphael Holzhauser wurde in der 77. Minute eingewechselt) ins eigene Tor. Julian Baumgartlinger war bei den Gästen über die komplette Distanz im Einsatz.
Kein Erfolgserlebnis gab es für Werder Bremen zum Saisonkehraus. Die Hanseaten, bei denen Sebastian Prödl durchspielte und Zlatko Junuzovic in der 67. Minute ausgewechselt wurde, verloren im ersten Match nach dem Rücktritt von Trainer Thomas Schaaf in Nürnberg 2:3 und sind damit schon 13 Liga-Partien sieglos.
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