Dortmunds Sprachgenie lässt Tore sprechen

Ein Maulheld ist Henrich Mchitarjan keiner. In einer Zeit, in der schillernde Fußballstars wie Cristiano Ronaldo oder Zlatan Ibrahimovic schon gerne einmal den einen oder anderen markigen Spruch loslassen, wirkt der 24-jährige Neuzugang von Borussia Dortmund mit seiner zurückhaltenden Art wie einer vom anderen Stern.
„Ich hoffe, dass der BVB diesen Transfer keine Sekunde und keinen Cent bereut“, meinte der Armenier nach seinem Wechsel vom ukrainischen Meister Schachtjor Donezk zum deutschen Vizemeister und Champions-League-Finalteilnehmer.
Rekordtransfer
Die Dortmunder Bosse haben dem Offensiv-Allrounder einiges aufgebürdet: Mit einer Ablösesumme von rund 25 Millionen Euro ist Mchitarjan neben dem Brasilianer Amoroso der teuerste Borusse der Geschichte. „Dafür kann ich aber nichts“, sagt der Armenier angesichts dieser Summe durchaus gelassen.
Aber Mchitarjan war nicht nur ziemlich teuer. Der armenische Teamspieler soll auch den nach München abgewanderten Mario Götze ersetzen, der im Westfalenstadion, das mittlerweile Signal Iduna Park heißen muss, solange Everybody’s Darling war, bis er seinen Wechsel zu den Bayern durch die Hintertür mittels einer Ausstiegsklausel durchgezogen hatte.
Mit dem deutschen Teamspieler will Mchitarjan allerdings nicht verglichen werden. „Er ist ein sehr guter Spieler, aber ein anderer Spielertyp als ich“, sagt der 24-Jährige auf Französisch, übrigens eine der sechs Sprachen, die Mchitarjan perfekt kann – neben Armenisch, Englisch, Ukrainisch, Russisch und Portugiesisch.

Seit Mchitarjans Kindheit kreist sein Leben um den Fußball. Sein Vater Hamlet war selbst Profi und stürmte Anfang der 1990er fünf Jahre für den französischen Zweitligisten Valence, bevor er mit 33 Jahren an einem Gehirntumor tragisch starb. Seine Schwester Monika ist Assistentin von UEFA-Chef Michel Platini, seine Mutter Marina arbeitet beim armenischen Verband.
Neben seinem Vater nennt Mchitarjan auch Zinédine Zidane als sein Vorbild. Doch mehr noch als an den Welt- und Europameister erinnert er mit seinem Spielstil an einen anderen Star des französischen Fußballs – an Eric Cantona. Das Enfant terrible, das die Fans noch heute, fast 20 Jahre nach seinem Karriereende bei Manchester United, als einen ihrer Größten verehren, war ein Spieler, der den Instinkt hatte für das Unerwartete.
Genau das zeichnet auch Mchitarjan aus. Er kann Tore schießen mit links, mit rechts, mit dem Kopf. Der Armenier ist ein kompletter Offensivspieler, der aber auch immer das Auge für den besser postierten Mitspieler hat.
Seine Leistungsdaten spiegeln seine Stärken wider. Für seinen Stammverein Pjunik Jerewan, bei dem er mit 17 in der ersten Mannschaft debütierte, erzielte er 35 Treffer in 87 Spielen, für Metalurgs Donezk 17 Treffer in 45 Spielen und für Schachtjor Donezk 44 Treffer in 104 Spielen. Dazu kommen noch elf Tore in 39 Länderspielen für das armenische Team.
Hängepartie
Der Transfer nach Dortmund war ein ziemlich komplizierter. Denn alle drei Ex-Klubs von Mchitarjan hatten dabei ein Wörtchen mitzureden. Und alle drei hatten sich darauf verständigt, den 24-Jährigen an den russischen Klub Anschi Machatschkala zu verkaufen.
Doch Mchitarjan wollte unbedingt in die Deutsche Bundesliga und lehnte deshalb auch Angebote aus der englischen Premier League ab. Er habe mit dem Herzen entschieden: „Ich habe die Deutsche Bundesliga in der Ukraine verfolgt und weiß, dass das Niveau sehr hoch ist. Darauf freue ich mich“, sagt Mchitarjan. Und Dortmund freut sich auf ihn.
Der Armenier wurde am 21. Jänner 1989 in Jerewan geboren. Beim armenischen Hauptstadtklub Pjunik debütierte er 2006 in der Kampfmannschaft. Mit seinem Stammklub wurde er vier Mal Meister. 2009 wechselte er um 300.000 Euro zu Metalurgs Donzek, nach einer Saison kaufte ihn Schachtjor Donezk um 5,9 Millionen Euro.
Mit Schachtjor wurde der 39-fache armenische Teamspieler 2011, 2012 und 2013 ukrainischer Meister.
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