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Rassismusvorfall: Gremio aus Cup ausgeschlossen
Es ist das härteste Urteil, das bisher im brasilianischen Fußball im Zusammenhang mit Rassismus gefällt wurde.
Der brasilianische Erstligist Gremio ist vom Sportgericht nach einem rassistischen Vorfall aus dem nationalen Cup-Bewerb ausgeschlossen worden. Bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Santos im Achtelfinal-Hinspiel der Copa do Brasil vor einer Woche hatten Anhänger des Klubs aus Porto Alegre den dunkelhäutigen Santos-Torhüter wiederholt als "Affen" beschimpft.
Zudem muss der Klub des früheren Nationaltrainers Luiz Felipe Scolari eine Geldstrafe von umgerechnet rund 17.000 Euro Strafe zahlen. Den teilweise bereits identifizierten Tätern wird für 720 Tage der Zutritt ins Stadion verwehrt. Rassismus wird in Brasilien als Verbrechen angesehen, die Polizei hat bereits Untersuchungen aufgenommen.
Der leitende Schiedsrichter wurde für 90 Tage gesperrt und muss eine Geldstrafe von umgerechnet 543 Euro zahlen. Nach Ansicht des Gerichts hatte der Unparteiische während des Vorfalls nicht angemessen reagiert und jenen nicht korrekt im Spielbericht vermerkt.
Der Klub kündigte Berufung gegen das vom fünfköpfigen Gremium einstimmig gefällte Urteil an. "Wir respektieren die Entscheidung, aber stimmen ihr technisch nicht zu", sagte Präsident Fabio Koff. Es ist das härteste verhängte Urteil, das bisher im brasilianischen Fußball im Zusammenhang mit Rassismus gefällt worden ist. Der Traditionsverein hatte in dieser Saison schon 25.000 Euro Strafe wegen rassistischer Vorfälle gezahlt.
Diskussion
Gewalt, Rassismus, rechtsextremistische Symbolik und Diskriminierung sind in Österreichs Fußballstadien derzeit glücklicherweise seltener zu finden als in anderen europäischen Ländern. Aber: "Wir wollen nicht zuwarten, bis etwas passiert. Ich will kein Land nennen. Aber gerade in Italien ist einiges in jüngster Zeit vorgefallen", sagte ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig.
Nicht zuletzt das war die Motivation für die Gründung der Plattform gegen Extremismus, Rassismus und Diskriminierung, die der Fußballbund, die Bundesliga, das Innenministerium und die Vereinigung Österreichischer Sportjournalisten, Sports Media Austria vor einigen Monaten ins Leben gerufen haben. Am Mittwoch hielt die Plattform einen Workshop im Ernst-Happel-Stadion ab, bei dem unter anderem eine Bestandsaufnahme der heimischen Fan-Szene und der rechtlichen Rahmenbedingungen auf dem Programm stand. Dass Prävention als besonders wichtig angesehen wird, demonstrierten unter anderem ÖFB und Bundesliga bei einer Präsentation ihrer Maßnahmen.
Selbiges machten aber auch die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion klar, die in dem Zusammenhang die Rolle der Medien für erfolgreiche Vorbeugungsprogramme ansprachen. Dass das nicht ganz einfach werden dürfte, liegt aber einerseits an den Angesprochenen selbst. "Austria-Nazis stürmen Ernst-Kirchweger-Haus", brachte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer ein Beispiel für eine Boulevard-Schlagzeile. In der Geschichte sei aber nicht dabei gestanden, dass diese Austria-Fans vom Verein bereits aus dem Stadion ausgeschlossen worden waren. Medien zur Mitarbeit bei der Prävention zu bringen scheitert schon daran, dass es nicht "die Medien" gebe, wie Standard-Fußballexperte Christian Hackl im Auditorium bemerkte. Verschiedene Interessenslagen bei unterschiedlichen Publikationen stehen dem entgegen.
Andererseits liegt das Problem aber auch an denjenigen, die die Präventionsarbeit erreichen soll: den Fans selbst. Christian Doneis, szenekundiger Beamter der Wiener Polizei, referierte über die Ultras-Bewegung, zu der unter anderem die wichtigste Fan-Gruppierung von Rapid zählt, in deren Tradition sich aber auch zahlreiche andere Fan-Klubs sehen, wie zum Beispiel von der Austria oder Sturm Graz. Drei Hauptgegner hätten die Ultras: Verbände, die Polizei und Medien. Was aber zumindest in letzterem Fall oft an dem nach Meinung der Ultras selbst undifferenzierten Bild liege, das Medienvertreter von ihnen in der Öffentlichkeit transportieren. Die Ultras-Bewegung stelle Gewalt nicht in den Vordergrund, stellte Doneis klar. "Absolutes Heiligtum" sei die Choreografie, in die oft groß investiert werde. Politik stehe hingegen kaum im Vordergrund.
Letztlich lag der Ball wieder bei den Medien. "Es ist wichtig, dass Medien in der Prävention eine Rolle spielen", betonte Ebenbauer. Man müsse "die Sprache deeskalieren", sagte Trost. Die Kriegsberichterstattung habe sich auf Sportseiten verirrt.
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