Irland-Legionär Schubert: "Es muss nicht immer alles schön sein"

Lukas Schubert hat seinen Sprung nach Irland nicht bereut.
Der bei Derry City kickende Salzburger lobt die irische Mentalität und Teamchef O'Neill.

Lukas Schubert ist kein gewöhnlicher Fußball-Legionär. Seit einem Jahr spielt der Salzburger bei Derry City in der höchsten irischen Liga. Die Mentalität der Iren gefällt ihm, dennoch wird er am Sonntag (18.00 Uhr MESZ) in der WM-Qualifikation in Dublin dem ÖFB-Team die Daumen drücken. Auf die Auswahl von Teamchef Marcel Koller warte ein "extrem schwieriges Spiel", meinte der 27-Jährige.

Die Iren sind für ihr schnörkelloses Spiel bekannt. "Sie brechen den Fußball zu dem einfachen Spiel herunter, das er ist", erklärte Schubert im APA-Gespräch. "Ich hoffe, Österreich gewinnt. Sie haben auch gute Chancen. Aber wenn es auf ein Kampfspiel hinausläuft, hat Irland sicher die besseren Karten in der Hand."

Stolze Fans

Die Qualität im irischen Kader sei da. Dazu können die Gastgeber defensiv agieren. "Ein Unentschieden ist wie ein Sieg für sie", meinte Schubert. Es würde die in der Quali noch ungeschlagenen "Boys in Green" der WM-Teilnahme einen weiteren Schritt näher bringen. Umso wichtiger wäre ein schnelles Tor für Österreich. Schubert: "Je länger das Spiel dauert, desto mehr werden sich die Iren an einem 0:0 pushen."

Das gilt auch für ihre loyalen Fans. "Die Iren sind extrem stolz auf ihr Nationalteam", schilderte der Legionär. "Mir kommt vor, als feiern sie jeden Tag, an dem das Nationalteam spielt, wie einen Nationalfeiertag." Und das auf eine sehr positive Art und Weise. "Da wird nicht gejammert." Auch bei Rückschlägen nicht. Dazu kommt das Fußball-Verständnis. "Es muss nicht immer alles schön sein", sagte Schubert. Die irischen Fans feiern auch ein gelungenes Tackling oder einen geblockten Schuss.

Stahlbad

Als großer Erfolgsfaktor gilt in Irland Teamchef Martin O'Neill. Der Nordire hatte die Mannschaft 2013 übernommen. "Es sind die Cleverness, die Menschenführung und die Ruhe, die ihn auszeichnen", meinte Schubert. Gegenpol sei Assistent Roy Keane. "Das ergänzt sich gut." Der frühere Manchester-United-Star Keane müsse sich im Trainergeschäft erst beweisen. "Viele glauben, dass er von O'Neill sehr viel lernen kann."

Im aktuellen Aufgebot steht kein einziger Spieler aus der heimischen Liga, einer Ganzjahresmeisterschaft. Erst wenn irische Kicker den Sprung in die englischen Profiligen geschafft haben, werden sie auch für das Nationalteam interessant. "Davor sind sie aber schon durch das Stahlbad 'League of Ireland' gegangen", erinnerte Schubert. "Das vergisst man in Irland auch nicht."

Ein Stahlbad ist die Liga fürwahr. Schubert liegt mit Derry, einem eigentlich in Nordirland beheimateten Klub, der seit 1985 im irischen Ligensystem antreten darf, nach dem tragischen Tod von Kapitän Ryan McBride im März auf dem dritten Tabellenplatz. Mitunter muss sich der Ex-Grödiger von seinen Mitspielern Späße anhören, weil er eine Zerrung behandeln lässt. "Sie sind halt hart, sie gehen immer drüber."

"Ich bin für alles offen"

Trainiert wird mehr als in Österreich - bei geringerem Verdienst. Schubert, der aufgrund der Länderspielpause derzeit eine Woche Heimaturlaub genießt, hat seinen Platz im rechten Mittelfeld gefunden. Ende Juni startet er mit Derry in die Europa-League-Qualifikation. "Das möchte ich auf jeden Fall mitnehmen. Danach könnte es sein, dass ich ein neues Abenteuer in Angriff nehme."

Sein Vertrag läuft noch bis Oktober. Schubert kann sich aber schon im Sommer eine Veränderung vorstellen. "Ich bin für alles offen." Skandinavien etwa, oder auch eine Rückkehr nach Österreich. Den Schritt ins Ausland - und seien es noch so exotische Destinationen - könne er aber jedem Fußballer nur empfehlen, alleine der Lebenserfahrung wegen. "Der Fußball ist das Ticket dafür."

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