"Das Eigentor der Herren des Fußballs"
Internationale Pressestimmen zu den Sperren von Blatter und Platini durch die FIFA-Ethikkommission am Montag:
GROSSBRITANNIEN:
Guardian: "Blatter verlängerte seine Präsidentschaft so lange und brach Rücktrittsversprechen 2006, 2011 und dieses Jahr, weil er untrennbar mit der FIFA verbunden wurde, von der Organisation als seiner Verlobten sprach und glaubte, er sei für ihr Funktionieren unverzichtbar. Es sollte, wenn überhaupt, zu einem Zeitpunkt seiner Wahl enden, mit lautem internationalen Beifall und am liebsten einem Nobelpreis - nicht als Übeltäter, der von einem Ethikkomitee für schuldig befunden wird, das er selbst eingeführt hat."
Sun: "Der FIFA- und der UEFA-Präsident werden beide Berufung einlegen - ein verzweifelter, aber sicher zum Scheitern verdammter Versuch, ihre Namen reinzuwaschen."
Daily Mail: "Sepp Blatter und Michel Platini. Kaum zu glauben, dass wir einen für den sauberen Kandidaten gehalten haben, den neuen Besen, die bessere Zukunft. Es stellt sich heraus, dass Platini sich nicht so sehr von seinem garstigen Mentor unterschied. Nur ein neues Modell, eigentlich ein Upgrade. FIFA-Gauner 2.0."
Times: "Trotzig und verblendet - dieser Despot ist Geschichte."
SPANIEN:
El Pais: " Sepp Blatter hatte als FIFA-Präsident die Ethikkommission geschaffen, um Rivalen auszuschalten. Nun spürt er am eigenen Leibe, wie es denen erging, denen er die Karriere verbaut hatte."
Marca: "Raus! Die Ethikkommission der FIFA zieht einen Schlussstrich unter die Korruption von Blatter und Platini. Das ist das Ende eines Regimes."
Sport: "Blatter und Platini hängen nicht mehr in den Seilen. Mit der Entscheidung der FIFA-Ethikkommission gingen sie k.o."
ITALIEN:
La Stampa: "Letztes Spiel für Blatter und Platini. [...] Das Abkommen über die unter dem Tisch von Blatters FIFA an UEFA-Chef Platini bezahlten zwei Millionen war also am Ende das 'Detail', das das korrupte System des Weltfußballs zum Einsturz brachte."
La Repubblica: "Das Eigentor der Herren des Fußballs. [...] Es ist eine kranke Geschichte, ein synchroner Sturz, wie die beiden Springer, die gemeinsam mit der gleichen Bewegung abspringen."
DEUTSCHLAND:
Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Wie bei einem gefallenen, entrückten Despoten lag auch über Joseph Blatters Abschiedsauftritt eine Atmosphäre des Wahnsinns [...] Über einen PR-Agenten inszenierte sich der gesperrte, sichtlich immer greiser und verwirrter werdende Präsident am Montag nochmals als Opfer einer politischen Intrige. Seine Botschaft klang wie die Verteidigungsrede eines Mafia-Paten: Ich wollte doch nur das Gute."
Bild: "Blatter - Das Gaga-Ende. Für acht Jahre zog die Fifa-Ethikkommission gestern Präsident Sepp Blatter und Uefa-Boss Michel Platini aus dem Verkehr. Und nach der Sperre erlebte die Welt einen bizarren Auftritt des einst mächtigsten Fußball-Funktionärs der Welt."
Süddeutsche Zeitung: "Blatters Scherbengericht am Sonnenberg am Montagmorgen gerät zu einer eindrucksvollen Selbstentlarvung. Sein Vortrag ist wirr, Schuld sind wie stets in seinen 40 Fifa-Jahren andere; böse Geister jagen diesen rastlosen Kämpfer für Anstand, Fifa und Moral. [...] Der Mann, der 34 Jahre Spitzenämter als Generalsekretär und hauptamtlicher Präsident innehatte, der absolutistisch über einen Fußball herrschte, der unter ihm zum größten Korruptionssumpf des Weltsports wurde, dieser Mann zieht jetzt Nelson Mandela, die Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen und ein Projekt mit dem Nobelpreis-Zentrum zu seiner Verteidigung heran."
FRANKREICH:
La Croix: "Die Richter der Ethikkommission der Fifa haben mit der Sperre für Sepp Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini die kaum verhüllte Botschaft einer neuen Ära verkünden wollen. Das erscheint auf den ersten Blick eine gute Nachricht zu sein. Woher kommt also dieses leise Unbehagen, das einen bei der Lektüre dieser Entscheidung beschleicht? Das hängt wohl mit dem plötzlichen Erwachen der Ethikkommission zusammen, von der man seit ihrer Neubelebung 2011 durch einen gewissen Sepp Blatter nichts gehört hatte. Das Erwachen ist gewiss dem Druck von Sponsoren des internationalen Fußballs zu verdanken, die seit Monaten für eine 'große Reinigung' in der Fifa-Führung Druck machen."
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