Blatter verspricht Ermittlern Blick ins "Innerste"
Auf dem Papier gibt Joseph Blatter den großen Aufklärer. Der scheidende Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) will staatlichen Ermittlern Einblick ins "Innerste" der skandalumwitterten FIFA gewähren. Auch die geforderten E-Mails des suspendierten FIFA-Generalsekretärs Jerome Valcke darf die Schweizer Staatsanwaltschaft nun genau unter die Lupe nehmen.
Zunächst hatte die Behörde noch erklärt, dass die FIFA dies nur ermöglichen werde, "wenn eine Reihe von Bedingungen erfüllt sind". Am Donnerstagabend kam das grüne Licht.
Der oberste Staatsanwalt der Schweiz, Michael Lauber, hatte die FIFA im Zuge der Ermittlungen zum Korruptionsverdacht bei der Vergabe der Fußball-WM 2018 und 2022 an Russland und Katar aufgefordert, Einblick in den Mail-Verkehr Valckes zu gewähren.
Blatter: Der schwierige Weg zum Wandel
Unterdessen inszenierte sich Blatter erneut als FIFA-Reformer, während zeitgleich hinter der grauen Fassade der Machtzentrale des Weltverbands auf dem Zürichberg das Treffen des Exekutivkomitees begann. "FIFA unterstützt die Aktionen der amerikanischen und Schweizer Behörden und wird dies auch weiter tun, egal wie nahe diese Untersuchungen ans Innerste kommen werden", schrieb der Schweizer in seiner Kolumne im wöchentlichen Magazin FIFA Weekly, das am Freitag erscheint. "Das ist der schwierige Weg, dem wir folgen müssen, wenn wir den Wandel ernst nehmen."
Vor einer Woche war sein ehemals enger Vertrauter Valcke wegen "einer Reihe von Anschuldigungen" suspendiert worden. Gegen den Franzosen waren Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe von Ticket-Kontingenten laut geworden, Valcke wies die Vorwürfe zurück.
"Glaubwürdigkeit und Vertrauen" wiederherstellen
Blatter zeigte sich zuversichtlich, dass das neue Reformkomitee unter dem Vorsitz von Francois Carrard ein Paket erarbeiten werde, um "Glaubwürdigkeit und Vertrauen" in der FIFA wiederherzustellen. "Wir müssen zeigen, dass wir die Schwere der Situation verstehen und dass wir zu den richtigen Schritten bereit sind, es zu reparieren", sagte der 79-Jährige, der am 26. Februar 2016 sein Amt aufgeben will.
Bei dem zweitägigen Treffen der FIFA-Spitze soll unter anderem auch die Agenda für den Wahlkongress in fünf Monaten verabschiedet werden. Als aussichtsreichster Kandidat für die Blatter-Nachfolge gilt dabei weiterhin UEFA-Präsident Michel Platini. "Es gibt viele gute Leute im Exekutivkomitee", sagte der Franzose der Nachrichtenagentur AP, obwohl sich unter den Ende Mai festgenommenen Funktionären auch zwei, zum damaligen Zeitpunkt aktuelle, FIFA-Vizepräsidenten befanden. "Es sind nur einige, die korrupt sind", versuchte Platini zu erklären. "Wenn du etwas falsch machst, wird sich um dich gekümmert."
Als letzter Tagesordnungspunkt 24 soll am Freitag bei der Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees der Ort und Zeitpunkt des nächsten Treffens beschlossen werden. Im Kalender auf der Verbandsseite ist dieses immer noch für den 17./18. Dezember in Japan vermerkt. Reisen ins Ausland abseits von Russland wusste Blatter seit den Festnahmen in Zürich vor vier Monaten aber bestens zu umgehen.
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