Medien: Capello-Entlassung beschlossene Sache

"Wir haben bereits eine Entscheidung über Capellos Zukunft getroffen", sagt Russlands Sportminister Mutko.

Laut russischen Medienberichten vom Dienstag wird der Italiener Fabio Capello demnächst als Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft entlassen. Die 0:1-Heimniederlage am vergangenen Sonntag in der EM-Qualifikation in Moskau gegen Österreich habe den 68-Jährigen den Job gekostet. Russland liegt als Dritter bereits acht Zähler hinter dem in der Gruppe G führenden ÖFB-Team.

"Wir haben bereits eine Entscheidung über Capellos Zukunft getroffen", sagte Russlands Sportminister Witali Mutko der Nachrichtenagentur Tass. "Aber es gibt noch das Exekutivkomitee des Russischen Fußball-Verbandes." Dieses tritt am 24. Juni zusammen, um über die Capello-Zukunft zu diskutieren.

"Ich denke, dass es von seiner Seite aufrichtig wäre, allen seinen Dank auszusprechen und auf eine Entschädigung zu verzichten", legte Wjatscheslaw Koloskow, der Ehrenpräsident des russischen Fußball-Verbandes (RFS), dem Italiener bereits am Montag den sofortigen Rücktritt nahe.

84 Prozent der Fans sprachen sich in einer Blitzumfrage der Zeitung Sport Express für eine sofortige Beurlaubung von Capello aus. Der russische Fußball sei in einer Sackgasse, schrieb das Blatt.

Armselige Spielweise

Sportminister Mutko sprach von einem „schlechten Spiel“. Capello sei ein „großer Trainer“, aber den Spielern fehle es an Tempo. „Ich verspreche, dass wir der Mannschaft wieder eine Seele geben“, betonte Mutko. Der Chef der russischen Präsidialverwaltung, Sergej Iwanow, verurteilte die Spielweise der „Sbornaja“ gegen Österreich als „armselig“.

Die Sportkommentatoren meinten, dass Capello nicht das beste „Material“ habe. Gleichwohl sei der Italiener, der am Donnerstag seinen 69. Geburtstag feiert, nicht in der Lage, mehr aus den Spielern herauszuholen. Capello habe eine Mannschaft geschaffen, für die niemand mitfiebern könne noch wolle, hieß es.

Der frühere Erfolgscoach von AC Milan, Real Madrid, AS Roma und Juventus Turin ist seit 2012 Nationaltrainer von Russland und sollte das Team nach einer Vertragsverlängerung auch zur Heim-WM 2018 führen. In den vergangenen eineinhalb Jahren haben die Russen aber lediglich das Pflichtspiel gegen Liechtenstein gewonnen. Der Auswärtssieg gegen Montenegro war Russland nach dem wegen Ausschreitungen in Podgorica Mitte der zweiten Hälfte beim Stande von 0:0 abgebrochenen Spiel am grünen Tisch zuerkannt worden.

Unruhe in Russland

Der russische Fußball kommt seit Wochen nicht zur Ruhe. Ende Mai wurde Verbandspräsident Nikolai Tolstych in einem internen Machtkampf abgewählt. Sein Stellvertreter Simonjan übernahm interimistisch das Amt. Als möglicher neuer Verbandschef war mehrfach Mutko genannt worden. Der Sportminister ließ eine mögliche Kandidatur offen.

Tolstych war unter anderem wegen eines Streits um ausstehende Gehälter in Millionenhöhe für Capello in die Kritik geraten. Zuletzt hatte der russische Oligarch Alischer Usmanow dem Fußballverband Geld zur Bezahlung des Italieners geliehen. Auch das schlechte Abschneiden bei der WM in Brasilien, bei der die russische Nationalelf schon in der Gruppenphase sieglos ausgeschieden war, wurde dem RFS-Chef angekreidet.

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