Enttäuschter Ribery schlich wortlos von dannen

"Wann holst du mich nach Dortmund?", fragte Ibrahimovic BVB-Trainer Klopp.

Franck Ribery war restlos bedient. Nach öffentlichen Erklärungen war dem Bayern-Profi nach der FIFA-Gala in Zürich jedenfalls überhaupt nicht zumute. Durch den Hinterausgang des Kongresshauses verschwand der Franzose wortlos direkt Richtung nahe gelegenes Spielerhotel.

Platz drei bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres hinter dem vor Glück weinenden Sieger Cristiano Ronaldo und sogar noch hinter dem 2013 häufig verletzten Lionel Messi war viel weniger, als sich Ribery nach seinem Superjahr erhofft und erwartet hatte. "Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch enttäuscht, genau wie der Franck. Aber er wird auch wieder weiter richtig gut spielen. Franck hätte das gerne gewonnen. Aber er wird da schon drüber hinwegkommen", tröstete Riberys gerade zum Welttrainer 2013 gekürte Ex-Coach Jupp Heynckes.

Auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm, gemeinsam mit Manuel Neuer und Ribery in die FIFA-Weltauswahl berufen (sein ebenfalls nominierter Bayern-Kollege David Alaba schaffte es nicht ins "Dream Team"), versuchte sich in moderaten Tönen. "Ich habe ihn gewählt, er hätte es verdient gehabt. Aber es standen drei sehr gute Spieler zur Auswahl."

FIFA-Weltauswahl 2013

Robert Lewandowski im Duell mit Manuel Neuer während eines Fußballspiels.

Bayern Munich's goalkeeper Manuel Neuer saves a sh
Dani Alves im Trikot des FC Barcelona mit erhobenem Zeigefinger.

Barcelona's Dani Alves celebrates his goal against
Nahaufnahme vom Gesicht eines Mannes vor dem Logo des FC Bayern München.

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Xavi Hernández im spanischen Nationaltrikot während eines Fußballspiels.

Spain's Xavi controls the ball during his 2014 Wor
Andrés Iniesta jubelt im Trikot des FC Barcelona vor einer Zuschauermenge.

Barcelona's Andres Iniesta celebrates a goal again
Zlatan Ibrahimović jubelt in seinem Trikot von Paris Saint-Germain.

FRANCE SOCCER LIGUE ONE
Ein Fußballspieler hängt im Netz eines Fußballtors.

Real Madrid's Ronaldo reacts after missed scoring

Die Debatte über die Regeln der FIFA-Wahl war da aber schon längst entbrannt. Und es bedurfte nicht einmal böser Worte der Bayern-Bosse, die wie Präsident Uli Hoeneß im Voraus prophylaktisch mit Begriffen wie Betrug oder Sauerei die Wahl für den Fall der nun eingetretenen Ribery-Niederlage angezweifelt hatten.

Platini schimpft

Zum ersten Kritiker schwang sich Riberys Landsmann und UEFA-Chef Michel Platini auf, der die emotional aufgeladene Atmosphäre gleich zu einem Seitenhieb auf seinen Rivalen, FIFA-Präsident Joseph Blatter, nutzte. Dass Tore statt Titel ganz offenkundig den Ausschlag für die Vergabe des Ballon d'Or gaben, wollte dem Franzosen gar nicht passen.

"Ich bin sehr enttäuscht für Franck Ribery. Wird es im nächsten Jahr wieder Ronaldo-Messi, in zwei Jahren Messi-Ronaldo und in drei Jahren Ronaldo-Messi? In den vergangenen 50 Jahren hat der Ballon d'Or dem Erfolg auf dem Platz Rechnung getragen. Er wird nun mehr für die globale Leistung der Spieler vergeben, und das führt zu einem Problem", schimpfte Platini.

Tatsächlich stehen seit 2008 nur noch Messi und Ronaldo in der Siegerliste - die wichtigste Fußballer-Ehrung ist mittlerweile zu einer Ideologiefrage geworden. Ronaldos 56 Pflichtspiel-Tore für Real Madrid beeindruckten die Juroren aus den 209 FIFA-Ländern jedenfalls mehr als Riberys fünf Titel mit dem FC Bayern. Da aber sogar noch Messi vor dem 30-Jährigen landete, ist auch der Rückschluss möglich, dass letztlich nur ein weltweit gut vermarkteter Name den Sieg beim Ballon d'Or ermöglicht.

Der bestens promotete Ronaldo punktete besonders nach seinem Sieg. Seine Tränen rührten alle im Saal. Die Umarmung für seinen Sohn zeigte den oft als arrogant titulierten Portugiesen von einer sehr liebevollen Seite. "Ich habe es nicht aushalten können, als ich meinen Sohn gesehen habe und meine Mutter in Tränen. Ich bin so. Vielleicht lachen sie über mich, aber es ist mir egal, es war ein sehr besonderer Moment", sagte Ronaldo.

Ibra bekloppt

Bei der Preisverleihung wurde aber auch noch einiges besprochen. Und es wurde getuschelt. Auf dem roten Teppich vor der Preisverleihung traf Ibrahimovic auf Klopp. Der Schweden-Star fragte: „Wann holst du mich nach Dortmund?“ Klopps cooler Konter: „Um dich bezahlen zu können, müsste ich mein ganzes Team verkaufen.“ Ibrahimovic lacht: „Dann komme ich eben gratis.“

Unangenehmer wurde es für Neymar. Als der Brasilianer auf die Bühne gerufen wurde, wollte er Moderatorin Fernanda Lima die Hand schütteln. Aber das Model verweigerte – und Neymar bekam nur noch ihren Unterarm zu fassen. Wohl Limas kleine Rache, weil Neymar nach ihrem Auftritt an der WM-Auslosung im Dezember gelästert hatte: "Meine Mutter sagt, dass sie damals in ihrem Glitzer-Kleid aussah wie ein Weihnachtsbaum."

PORTUGAL

"Record": "Kommandant Ronaldo liegt die Welt zu Füßen."

"Correio de Manha": "Der neue König - Tränen und Emotion auf portugiesisch auf der FIFA-Gala."

"Diario de Noticias": "Goldene Tränen - Ronaldo ist der berühmteste Botschafter unseres Landes."

FRANKREICH

"Le Figaro": "Ronaldo gekrönt, Ribery frustriert. Der Spieler von Bayern München durfte sich legitime Hoffnungen machen, nach einem von Erfolgen gekrönten Jahr zur Legende gemacht zu werden."

"Liberation": "Mit der Entscheidung, den portugiesischen Angreifer Ronaldo zu krönen und nicht Messi oder Ribery, zeugt die Weltfußballer-Wahl von der Komplexität des Fußballs und von den unterschiedlichen Blicken, die es auf das Spiel gibt. (...) Es ist eine Killer-Frage: Was ist ein großer Spieler? Derjenige, der das Match des Jahres gewinnt? Derjenige, der alle Titel holt? Oder der außergewöhnlichste und kreativste Spieler?"

"Le Parisien": "Das ist eine programmierte Enttäuschung, die durch eine unerwartete Kränkung verstärkt wird. Nur Platz drei bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres, Franck Ribery fällt tief."

"L'Equipe": "Der moderne Fußball treibt einen Personenkult mit dominanten Spielern, der an die US-amerikanischen Basketballstars erinnert. Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Zlatan Ibrahimovic sind in dieser Kategorie, in der Franck Ribery nicht auftaucht."

ITALIEN

"La Gazzetta dello Sport": "Es gewinnt Ronaldo und die Überraschung ist eine Träne. Nach drei Platzierungen hinter Messi hat Cristiano Ronaldo seinen zweiten Pallone d'Oro zugesprochen bekommen. Ronaldoro."

"Corriere dello Sport": "Ronaldo triumphiert und bricht in Tränen aus. Die Emotionen haben keinen Ausdruck. Die Tränen des Besten der Welt zeigen, dass er hinter diesem Panzer ein einfacher Bursch geblieben ist."

"Corriere della Sera": "Die Tränen von Ronaldo sind aus Gold. Auf der Bühne von Zürich mit seinem Sohn ist CR7 der König des Fußballs."

"La Repubblica": "Die goldenen Tränen von Ronaldo. Dieses Mal weint er. Es sind fünf Jahre vergangen. Ronaldo taut auf. Er, der Harte, der Eiskalte, die Ikone eines Machos. Er verbindet mit seinen Tränen den Kreis der Enttäuschung, einen Kreis, der vier Jahre lang war, vier Siege von Messi, jedes Mal am Ende geschlagen."

SPANIEN

"El Pais": "Ronaldo beweint die Rückeroberung des Goldenen Balles. Der Ausgang der Abstimmung war wahrscheinlich so knapp wie nie zuvor bei der Wahl eines Weltfußballers des Jahres."

"El Periodico de Catalunya": "Ronaldo hat fünf Jahre lang verbissen um diese Trophäe gekämpft. Nun entthronte er Messi. Das Ergebnis der Abstimmung fiel knapper aus als erwartet."

"As": "Der Beste hat gewonnen. Die Weltpresse liegt Cristiano zu Füßen und beschwört das Ende der Messi-Ära."

"Marca": "Der neue König des Fußballs: Cristiano ist der Di Stefano des 21. Jahrhunderts. Es ist 54 Jahre her, dass ein Spieler von Real Madrid den Goldenen Ball gewann (Di Stefano 1959)."

DEUTSCHLAND

"Bild": "And the winner is... Leider nicht Franck Ribery! Bayern-Star Ribery geht bei der Weltfußballer-Wahl in Zürich leer aus, wird am Ende mit 1127 Stimmen sogar nur Dritter."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Weltereignis Ronaldo - Ronaldo ist der passende Weltfußballer. Bei der Wahl ging es um individuelle Exzellenz und die globale Wirkung von Spielern als zweibeinige Weltmarken. Dass es Ribery nicht schaffte, ist im Grunde noch eine Auszeichnung mehr für den FC Bayern."

"Süddeutsche Zeitung": "Womöglich wäre es ein bisschen einfacher für Ribery gewesen, wenn dieses Ausnahme-Jahr der Bayern nicht auch von anderen Figuren geprägt worden wäre: von Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Manuel Neuer und anderen."

"Die Welt": "Ronaldos Wahl hat einen faden Beigeschmack - Wie könnte die Wahl zum Weltfußballer angezweifelt werden bei jemandem, der 2013 wettbewerbsübergreifend 69 Tore geschossen hat? Cristiano Ronaldo hat die Ehrung zweifellos verdient. Und doch schaffte es der Weltverbandspräsident Sepp Blatter in seiner unnachahmlichen Art wieder einmal, einen Hauch von Mauschelei über die Wahl zu legen."

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