Nach dem Niedergang: Wie der HSV zurück in die Bundesliga will
(Manche) HSV-Fans sind noch guter Hoffnung.
Es ist noch immer der größte Erfolg der Klubgeschichte: Der Hamburger SV wurde 1983 Europacupsieger der Landesmeister – heute sagte man Champions League zur europäischen Königsklasse. Dorthin hat Ernst Happel den HSV geführt. Er ist damit der letzte österreichische Trainer, dem ein Europacupsieg gelang.
Schon 1970 hatte er es mit Feyenoord Rotterdam geschafft. Happel war der einzige Österreicher, dem ein Europacupsieg als Trainer gelang. Außer man zählt den Ungarn Bela Guttmann dazu, der 1956 eingebürgert wurde und mit Benfica Lissabon 1961 und 1962 den Meistercup gewonnen hat.
Aber zurück zu den Hamburger Sternstunden: 1983 war auch das Jahr, in dem die letzte von sechs Meisterschaften gewonnen wurde, vier Jahre später kam mit dem DFB-Pokal die letzte Trophäe dazu. Auch ohne große Siege hielt sich der Hamburger SV danach in der Bundesliga, lange als einziger der 16 Gründungsvereine.
Doch 2018 musste nach 55 Jahren der einst so stolze Verein den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. Und ist dort schon das vierte Jahr.
- Gründung
Der Hamburger Sport-Verein e.V. entstand am 2. Juni 1919 durch den Zusammenschluss der drei Vereine SC Germania von 1887, Hamburger FC von 1888 und FC Falke 06. Der Hamburger SV selbst nennt den 29.9.1887 als sein Gründungsdatum, an dem Tag wurde der SC Germania von 1887 gegründet.
87Tausend Mitglieder in mehr als 30 Abteilungen machen den Hamburger SV zum neuntgrößten Sportverein in Deutschland. Weltweit rangieren die Norddeutschen damit auf Rang 19.
Duell mit Magath
Schalke und Bremen schafften den direkten Wiederaufstieg. Den Hamburgern bleibt nur die Hoffnungsrunde über die Relegation gegen Hertha BSC am Donnerstag in Berlin (20.30 Uhr/live Puls 24, Sat.1) und am Montag im Volksparkstadion.
Und das ist auch schon wieder ein Rückblick auf bessere Zeiten. Denn Hertha-Trainer Felix Magath war 1983 einer der zentralen Spieler beim Europacupsieg. Zudem wurde er drei Mal Meister mit den Hamburgern und trat dort Mitte der 1990er-Jahre seine erste Cheftrainerstelle in der Bundesliga an.
Die Gründe für den Niedergang sind vielfältig, ziehen sich aber wie ein roter Faden durch die Geschichte der letzten Jahre: Missmanagement, Fehlinvestitionen, ständige personelle Wechsel und ein launischer Investor. Den ersten großen Bruch gab es im Sommer 2009, als der HSV die beste Saison seit dem Sieg im Meistercup 1983 spielte. Nach dem Aus in der Europa League und im DFB-Cup-Semifinale verließ der damalige Sportchef Dietmar Beiersdorfer den HSV.
Die ständige Unruhe im Verein, in dem die Ultras und der damals mächtige Supporters Club mit ihren Gefolgsleuten im Aufsichtsrat die Macht übernommen hatten, führte im Frühjahr 2011 zur Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann. Mit ihm feierte der HSV zwischen 2003 und 2011 jährlich Umsatzrekorde in dreistelliger Millionenhöhe. Spätestens nachdem er mit Klaus-Michael Kühne einen Investor an Land zog, der Geld für neue Spieler bereitstellen sollte, erklärten ihn die Ultras zum Feind.
Der Einfluss des Milliardärs hat seit seinem ersten Investment im Jahr 2010 stetig zugenommen. Die finanzielle Lage des HSV verschlechterte sich mit jedem weiteren Jahr ohne internationalen Fußball. Teurer Kader und zahlreiche Flops auf dem Transfermarkt haben die Abhängigkeit vom Geld des Investors erhöht.
Flop des Investors
Als Kühne 2012 die Rückkehr von Rafael van der Vaart gegen die Empfehlung des sportlichen Leiters Frank Arnesen durchsetzte, stieg er bei den Anhängern zum Heilsbringer auf. Allerdings entpuppte sich die Rückkehr des Niederländers als Flop.
Erst nach dem erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga im Mai 2018 und der Rückkehr von Bernd Hoffmann versuchte sich der HSV langsam aus dieser Umklammerung zu befreien. Doch wieder störte Kühne, dem Hoffmann ein Dorn im Auge war, weil der den Klub vom inzwischen 84-Jährigen emanzipieren wollte. So betrieb Kühne die Entlassung von Hoffmann und die Einsetzung von Ex-Spieler Marcell Jansen als Präsident und Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Kühne selbst dürfte aber den Spaß am Fußballspiel verloren haben. Er sagte zu Beginn der Saison, er habe sich vom HSV mittlerweile sogar „innerlich verabschiedet. Ich bin noch Aktionär, aber es macht keinen Spaß mehr.“
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