Salzburg scheidet als besseres Team aus

Ein jubelnder Fußballspieler im rot-blauen Trikot des FC Basel mit ausgestreckten Armen.
Die Bullen bestehen die Reifeprüfung nicht. Basel siegt 2:1 und steigt auf.

Ein Traum ist zu Ende, der niemals zu Ende sein hätte dürfen. Salzburg ist nach einer 1:2-Heimniederlage gegen den FC Basel im Achtelfinale der Europa League gescheitert – und dabei mehr an sich als an den biederen Schweizern, die nur bei Standards gefährlich waren.

Zwei Eckbälle waren entscheidend. Diese brachten zwei Auswärtstore, die zum Einzug ins Viertelfinale reichen sollten, weil es Salzburg in einem fast 80-minütigen Überzahlspiel nicht schaffte, aus einer Fülle an Chancen mehr als ein Tor zu erzielen.

Salzburg begann nach zwölf Heimsiegen aus zwölf Heimspielen im letzten halben Jahr als würde es gegen die Admira, Wolfsberg oder Wiener Neustadt gehen und nicht gegen den Schweizer Meister, der im Herbst in der Champions League auswärts Chelsea besiegt hatte.

Der Druck war da, von der ersten Minute. Und Chancen gab es auch – praktisch im Minutentakt. Alan mit einem Köpfler (3.), Mane (4.) und Kampl (7.) mit Schüssen scheiterten knapp.

Basel konnte sich dem Salzburger Pressing im Gegensatz zum Hinspiel nicht entziehen. Und wusste sich nur mit unlauteren Mitteln zu helfen. Ein Basler übertrieb es: Der Tscheche Suchy beging nahe der Mittelauflage ein Foul am Rande der Körperverletzung. Schiedsrichter Gräfe blieb gar nichts anders übrig als Rot zu zeigen.

Salzburg brauchte zwar einige Sekunden, um sich an die Überzahl zu gewöhnen. Dann lief das Angriffswerkl aber wieder auf Hochtouren. Das Führungstor musste einfach fallen. Und in der 22. Minute fiel es endlich: Klein setzte sich an der Toroutlinie durch, spielte auf Kampl, der auf Soriano, und der Spanier schoss locker ein – 1:0.

Dann mussten sich genau die bemerkbar machen, die in einem Stadion eigentlich niemand braucht: die Basler Ultras. Schon vor dem Spiel hatten sie nichts Besseres zu tun gehabt als die Salzburger Innenstadt lahmzulegen. Nun wollten sie dies offenbar auch mit dem Spiel machen.

Schweizer Pressestimmen

Ein Schiedsrichter zeigt einem Spieler während eines Fußballspiels die Rote Karte.

FC Basel's Suchy is booked during their Europa Lea
Ein Fußballspieler des FC Basel jubelt mit erhobenem Zeigefinger vor einer Zuschauermenge.

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Fußballfans schwenken Fahnen und Banner im Stadion.

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Ein enttäuschter Fußballspieler beugt sich mit gesenktem Kopf nach vorne.

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Ein Fußballtor mit einem Ball im Netz und einem Torwart im grünen Trikot davor.

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Zwei Fußballspieler sitzen enttäuscht auf dem Rasen.

FC Salzburg's Berisha and Kampl react after loosin

Skandalöse Fans

Bei jedem Salzburger Eckball flogen Gegenstände auf das Spielfeld. Nach 30 Minuten hatte Gräfe genug, unterbrach die Partie, die Spieler gingen in die Kabine. FC-Basel-Boss Heusler griff zum Mikrofon: "Denkt an den Klub, macht ihn nicht kaputt", warnte er die Fans. Der Wurfgeschosshagel hörte danach wirklich auf, um eine empfindliche Strafe durch die UEFA werden die Schweizer aber trotzdem nicht herumkommen. Nach über zwölf Minuten Unterbrechung ging es weiter. Am Spielgeschehen sollte diese zunächst nichts ändern. Salzburg blieb überlegen, hatte auch wieder zwei Chancen.

Dann war es aber urplötzlich vorbei mit der Salzburger Herrlichkeit. Die Basler bekamen Zugriff auf ein Spiel, in dem sie längst uneinholbar zurück hätten liegen müssen. Mehrmals wurde es im Salzburger Strafraum nach Standardsituationen brenzlig, aber Salzburg ging mit einer Führung in die verspätete Pause.

Mit dem ersten Salzburger Angriff nach Seitenwechsel hätte die Aufstiegsfrage dann entschieden sein müssen: Soriano traf aber nicht ins leere Tor (47.). Es blieb spannend – völlig unnötig. Die Salzburger Fahrlässigkeit sollte sich rächen: Nach einer Ecke überspringt Streller Soriano und Klein, trifft per Kopf – 1:1 (51.).

Die Gemüter der Schweizer beruhigte das Tor allerdings nicht. Ajeti hätte nach einem Kopfstoß gegen Alan Rot sehen müssen, sah allerdings nur Gelb - wie auch der Brasilianer, der allerdings auch ziemlich theatralisch zu Boden ging.

Salzburg lief nun den vergebenen Chancen nach. Und bald auch einem Rückstand. Wieder traf Basel nach einem Eckball – dieses Mal Sauro, nachdem die komplette Abwehr inklusive Keeper Gulacsi patzte (60.).

Salzburg musste nun zwei Tore schießen. Und kam mit diesem Druck überhaupt nicht zurecht. Es blieb bei der 1:2-Heimniederlage, der ersten für Salzburg seit fast einem Jahr. Und als Draufgabe sah Alan auch noch eine zweite Gelbe Karte und damit auch die Rote Karte (86.).

Benfica Lissabon - Tottenham Hotspur 2:2 (1:0)
Tore: Garay (34.), Lima (90./Elfmeter) bzw. Chadli (78., 79.)
Hinspiel 3:1 - Benfica mit Gesamtscore von 5:3 weiter

Fiorentina - Juventus Turin 0:1 (0:0)
Tor: Pirlo (71.). Gelb-Rot: G. Rodriguez (Fiorentina/69.)
Hinspiel 1:1 - Juventus mit Gesamtscore von 2:1 weiter

Viktoria Pilsen - Olympique Lyon 2:1 (0:1)
Tore: Kolar (60.), Ted (62.) bzw. Gomis (45.)
Hinspiel 1:4 - Lyon mit Gesamtscore von 5:3 weiter

Valencia - Ludogorez Rasgrad 1:0 (0:0)
Tor: Alcacer (59.)
Hinspiel 3:0 - Valencia mit Gesamtscore von 4:0 weiter

Anschi Machatschkala - AZ Alkmaar 0:0
Rote Karte: Mkrtschijan (Anschi/93.)
Hinspiel 0:1 - Alkmaar mit Gesamtscore von 1:0 weiter

SSC Napoli - FC Porto 2:2 (1:0)
Tore: Pandev (21.), Zapata (90.) bzw. Ghilas (69.), Quaresma (76.)
Hinspiel 0:1 - Porto mit Gesamtscore von 3:2 weiter

SalzburgFC Basel 1:2 (1:0)
Tore: Soriano (22.) bzw. Streller (51.), Sauro (60)
Rote Karte: Suchy (Basel/9.). Gelb-Rot: Alan (Salzburg/86.)
Hinspiel 0:0 – Basel mit Gesamtscore von 2:1 weiter

Betis Sevilla - FC Sevilla 0:2 (0:1) n.V., 3:4 im Elferschießen
Tore: Reyes (20.), Bacca (75.)
Hinspiel 2:0 – FC Sevilla im Elferschießen weiter

Wals-Siezenheim, Red-Bull-Arena, 29.320 Zuschauer (ausverkauft), SR Manuel Gräfe/GER
Hinspiel 0:0. Basel mit dem Gesamtscore von 2:1 im Viertelfinale (Auslosung am Freitag, 13.00 Uhr, in Nyon/Spieltermine 3. bzw. 10. April)

Torfolge:
1:0 (22.) Soriano
1:1 (51.) Streller
1:2 (60.) Sauro

Salzburg: Gulacsi - Klein, Rodnei, Ramalho, Svento (83. Meilinger) - Ilsanker (72. Zulj) - Kampl, Leitgeb, Mane - Alan, Soriano (78. Berisha)

Basel: Sommer - Sauro, Ar. Ajeti (87. Embolo), Suchy, Sauro - F. Frei, Elneny - Ph. Degen, Stocker, D. Degen (41. Aliji) - Sio (58. Xhaka), Streller

Rote Karten: Suchy (9./Foul)

Gelb-Rote Karte: Alan (86./Foul und gefährliches Spiel)

Gelbe Karten: Rodnei, Ramalho, Leitgeb bzw. Streller, Sio, Ajeti, Ph. Degen

Die Besten: Klein, Leitgeb bzw. Sommer, Stocker

Hängende Köpfe trafen auf lange Gesichter, Entsetzen wechselte sich ab mit Ratlosigkeit. Wie konnte das passieren? Wie konnte Salzburg als bessere Mannschaft dieses Rückspiel gegen den dezimierten FC Basel verlieren?

"Das ist unglaublich, was wir diesmal vernebelt haben", ärgerte sich Mittelfeldmann Stefan Ilsanker, "deshalb tut diese Niederlage auch richtig, richtig weh. Das Ausscheiden ist für uns alle extrem bitter."

Vor allem Jonatan Soriano schlich nach der 1:2-Niederlage wie ein Häufchen Elend in die Kabine. Der spanische Kapitän, der normal die Treffsicherheit in Person ist, hatte nach Seitenwechsel das 2:0 und also die Vorentscheidung auf dem Fuß, schoss aber den Ball am leeren Tor vorbei. "Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn ich das zweite Tor mache", haderte der Goalgetter.

Für Salzburg-Trainer Roger Schmidt war der Knackpunkt schon vorher. "Wenn man so viele Chancen hat, wie wir, dann muss das Spiel nach einer halben Stunde entschieden sein. Weil: besser als in den ersten 30 Minuten kann man nicht spielen."

Der Rückfall nach dem Ausgleich war der internationalen Unerfahrenheit der Salzburger Mannschaft geschuldet. Während die Basler selbst in Unterzahl mit immer mehr Selbstvertrauen agierten, wurden die Gastgeber zusehends hektischer und nervöser. "Sie haben dann dem Druck nicht mehr stand gehalten", meinte Schmidt. "Wir hatten es in der Hand, aber wir haben Lehrgeld bezahlt. Trotzdem Kompliment, was die Mannschaft in diesem Jahr im Europacup gezeigt hat. Und ich verspreche den Fans, dass es nächste Saison wieder einige schöne Fußballabende geben wird."

Basel-Trainer Murat Yakin lobte derweil den Charakter seiner Spieler. "Wir waren diesmal sicher nicht die bessere Mannschaft. Aber wir waren sicher die cleverere Mannschaft."

Nein, es besteht jetzt kein Grund, Häme und Spott über Red Bull auszuschütten, wie es nach Pleiten der Werkself in den letzten Jahren so in Mode war. Außer der miserablen Chancenverwertung kann man den Salzburgern nach dem Aus gegen Basel wenig vorwerfen. Und selbst Fußballfans, die normal nur durch grüne oder violette Brillen schauen, werden zugeben müssen: seit langem hat keine österreichische Mannschaft international so begeistert wie diese Salzburger.

Auch Dietrich Mateschitz ist inzwischen Stammgast im Stadion. Der Fußball hat dem Red Bull-Boss nicht immer so einen Kick gegeben. Ja, man hätte es ihm gar nicht verübeln können, hätte er 2012 mit dem Team das etwas andere Projekt Stratos veranstaltet – und die Kicker auf den Mond geschossen.

Keine zwei Jahre liegen zwischen dem peinlichen Europacup-Aus gegen Düdelingen (Lux) und den spektakulären Auftritten in der Europa League. Was in dieser Zeit passiert ist? Viel – und irgendwie doch wenig. Weil sich Mateschitz nämlich trotz Kritik am Fußballprojekt nicht zu Aktionismus hinreißen, sondern die Belegschaft in Ruhe weiter werken ließ.

Das Ergebnis der Kontinuität kann sich sehen lassen. Erstmals wird Red Bull auch im Fußball den hohen Erwartungen und finanziellen Einsätzen gerecht. Und erstmals geht die einst als Söldnertruppe verschrieene Elf den Fans unter die Haut. Das ist wahrscheinlich sogar deutlich mehr wert als ein Einzug ins Viertelfinale der Europa League.

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