Estland: "Unbegreiflich! Geschichte!"

Hoffnung für Österreich: Trotz einer Niederlage gegen die Färöer qualifizierte sich Estland fürs Play-off.

Estland darf auf die erste Teilnahme an einer Fußball-EM hoffen. Der Außenseiter profitierte von der 0:1-Pleite Serbiens in Slowenien. Nach einer schlaflosen Nacht fiebern die Esten als Gruppenzweiter der Auslosung des Play-offs am Donnerstag (13.00 Uhr/live Eurosport) in Krakau entgegen. Die möglichen Gegner sind Portugal, Kroatien, Irland und Tschechien.

Die Tageszeitung Päevaleht packte alles in drei Worte: "Super! Unbegreiflich! Geschichte!" "Ich denke, ich werde nicht schlafen können", meinte Mittelfeldspieler Martin Vunk. "Das ist ein Sieg für die gesamte estnische Nation." Dabei hatten es die Esten am Dienstagabend gar nicht mehr selbst in der Hand. Sie konnten nur zuschauen und feiern. Serbiens Pleite war Estlands Glück, die Stimmen der Reporter überschlugen sich.

Der Jubelschrei nach dem Schlusspfiff hallte durchs Stadion in Tallinn, in dem die Esten zuvor in einem Testspiel EM-Gastgeber Ukraine 0:2 unterlegen waren. Alle Spieler, Verantwortliche und Fans waren gespannt in der Arena geblieben, um den Slowenen die Daumen zu drücken. Das Spiel im 1.600 Flugkilometer entfernten Maribor war eine Dreiviertelstunde später angepfiffen worden. "Danke Slowenien! Fußballdelirium!", schrieb das Portal ohtuleht.ee.

Vidic verschießt Elfer

Es wurde eine lange Nacht in der estnischen Hauptstadt. Die Straßen waren zuerst leer gefegt, danach lagen sie im Freudentaumel. "Die zweite Hälfte in Slowenien war so spannend für uns", erklärte Vunk. Dare Vrsic brachte Slowenien kurz vor der Pause mit einem hohen Freistoß aus knapp 40 Metern in Führung (45.), Serbiens Superstar Nemanja Vidic scheiterte nach Seitenwechsel vom Elfmeterpunkt (65.). Estland darf sich damit als Gruppenzweiter hinter Italien auf die K.o.-Spiele am 11./12. und 15. November freuen.

"Ich habe erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit in Maribor dran geglaubt", gestand Verbandspräsident Aivar Pohlak. Erst einmal nahm Estland als unabhängiges Land einem Fußball-Großereignis teil: Bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris ging das einzige Spiel gegen die USA 0:1 verloren. Dazwischen waren nur vereinzelt Akteure aus dem Baltikum auch für die Sowjet-Auswahl aktiv.

Niederlage auf den Färöern

Und auch am 7. Juni 2011 sah die estnische Fußball-Welt noch anders aus: Vier Tage nach einem 0:3 gegen Italien setzte es eine 0:2-Pleite auf den Färöer-Inseln. Schon zum Auftakt der EM-Quali im Vorjahr hatten sich die Balten zu einem 2:1 gegen den Underdog gequält. Doch dann legten die Esten einen Zielspurt nach Maß hin. Drei Siege in drei Spielen, zuletzt ein 2:1 in Nordirland. Zweifacher Torschütze: Konstantin Vassiljev, angestellt bei Amkar Perm in der russischen Liga.

Der 27-Jährige erzielte ein Drittel der 15 Tore Estlands auf dem Weg in die Playoffs. "Unser Geheimnis ist recht einfach: Wir haben gut gespielt und Vassiljev hat die Tore geschossen", meinte Vunk. Nun hoffen die Esten auf ein gutes Los. "Wir hoffen, dass wir etwas Glück haben werden und dann ganz Europa überraschen können", erklärte Torhüterlegende Mart Poom, der seine Karriere 2009 nach 120 Länderspielen beendet hat.

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