Reparaturen nach dem Betriebsunfall der Deutschen

Polnische Fußballspieler feiern ein Tor vor jubelnden Fans.
Nach der historischen Pleite gegen die Polen wartet mit den Iren am Dienstag die nächste Aufgabe.

Recht schnell haben Deutschlands Medien den Polen-Kater verdaut. Kurz nach dem Spiel startete die Internet-Seite der Bild mit der Frage: "Jogi was ist bloß mit unseren Weltmeistern los?" Schon am Vormittag war das Länderspiel auf der Startseite nur noch die vierte Meldung. Und auch diese war nüchtern. "Bellarabi war Jogis größter Gewinner", ortete das Boulevardmedium ein "starkes Länderspiel-Debüt" des 24-jährigen Leverkusen-Angreifers.

Dabei hatte nicht einmal einen Tag vorher Deutschland 0:2 verloren, hatte erstmals in der Fußballgeschichte gegen Polen verloren, hatte erstmals seit mehr als zwei Jahren ein Pflichtspiel verloren. Das Interesse an den Weltmeistern ist in Deutschland ungebrochen. Mehr als zehn Millionen sahen die Partie im Fernsehen. Der Privatsender RTL registrierte am Ende der Übertragung einen Spitzenwert von etwas mehr als zwölf Millionen.

Historische Niederlage

Sie sahen eine deutsche Mannschaft, die dominierte, aber zu sorglos mit den sich erarbeiteten Chancen umgegangen ist. 29:5 Torschüsse, 6:0 Ecken und 67 Prozent Ballbesitz – und dennoch jubelten die Polen. "Wir müssen darüber sprechen, wie unser Torabschluss sein muss", kündigte Teamchef Löw für die extrem kurze Vorbereitung auf das Irland-Spiel am Dienstag (20.45 Uhr/ RTL) auf Schalke gezielte Unterredungen an. Zweifel an Spielphilosophie hatte die erste Niederlage im 19. Spiel gegen Polen und die höchste Auswärtsniederlage in einem Ausscheidungsspiel für ein großes Turnier nicht verursacht. "Jetzt haben wir nach 33 Spielen mal wieder ein Qualifikationsspiel verloren. Das muss man jetzt mal akzeptieren und so hinnehmen und die Lehren daraus ziehen." Mit einer Niederlage ist noch kein deutscher Spieler nach einem Qualifikationsspiel nach Hause geflogen. Bei der letzten Pleite, dem 0:3 gegen Tschechien in München im Oktober 2007, war das Ticket für die EM-Endrunde 2008 schon gebucht. Als Deutschland 1998 in der Türkei (0:1) letztmals auswärts verlor, kickten sämtlich aktuelle Teamspieler noch in irgendeiner Nachwuchsauswahl.

Joachim Löw hält einen Fußball hoch und hebt ein Bein.
epa04442302 German national soccer coach Joachim Loew grabs the ball during the UEFA EURO 2016 Group D qualifying match between Poland and Germany at the National Stadium in Warsaw, Poland, 11 October 2014. EPA/Thomas Eisenhuth
Im Schnellverfahren muss Löw seine Spieler auf die nächste knifflige Aufgabe in der EM-Qualifikation vorbereiten. Die DFB-Stars befinden sich in einer ungewohnten Situation. Einen weiteren Betriebsunfall kann man sich gegen das traditionell unbequeme Team aus Irland nämlich nicht leisten. Sonst steckt der Weltmeister auf dem vermeintlich leichten Weg zur Endrunde 2016 in Frankreich plötzlich in der Bredouille.

Die Iren werden gut gelaunt nach einem 7:0 gegen Gibraltar mit einer ähnlichen Taktik wie Polen die Weltmeister ärgern wollen. "Irland kennen wir aus den vergangenen Jahren. Sie werden vorwiegend defensiv spielen", sagte Löw.

Irland hat seit 1994 nicht mehr gegen Deutschland gewonnen und in der Qualifikation für Brasilien (1:6, 0:3) zwei klare Niederlagen kassiert. Doch auf Statistiken ist kein Verlass, hat Warschau bewiesen. Bis zum Samstagabend hatten nicht einmal die Polen den ersten Sieg gegen Deutschland für möglich gehalten.

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