Gegen Russland und Schweden

Die österreichische Fußballnationalmannschaft posiert für ein Mannschaftsfoto.
Österreich trifft in der Qualifikation für die Fußball-EM 2016 schon wieder auf Zlatan Ibrahimovic.

Das Los hat in Nizza entschieden – und man kann darüber diskutieren, ob Österreichs Nationalmannschaft dabei vom Pech verfolgt war, oder nicht.

Im Rahmen der Qualifikation für die EM in Frankreich (10. Juni bis 10 Juli 2016) trifft das Team von Marcel Koller in der Gruppe G auf Russland, Schweden, Montenegro, Moldawien und Liechtenstein. Grundvoraussetzung für eine EM-Teilnahme: die Sieger, die Zweiten und der beste Dritte der neun Gruppen sind Fixstarter, die acht anderen Drittplatzierten bemühen sich im November 2015 um die vier verbliebenen Plätze. In Frankreich dürfen erstmals 24 Nationen an einer EM mitwirken. Und ÖFB-Präsident Leo Windtner betonte in der Vergangenheit mehrmals, dass es schon fast eine Pflichtübung sei, das Ticket für diese Europameisterschaft zu lösen.

"Russland ist für mich der klare Favorit", sagt der Teamchef. Die Freude über das Wiedersehen mit Zlatan Ibrahimovic dürfte sich auch in Grenzen halten, war Schweden im Vorjahr doch ein Stolperstein zur WM in Brasilien.

Optimismus muss Koller trotzdem zeigen: "Wir können in der Gruppe bestehen, wenn wir unsere Leistung zu 100 Prozent abrufen. In der abgelaufenen WM-Qualifikation hat das nicht gereicht, also müssen wir jetzt noch eine Schippe drauflegen." Man müsse jedenfalls den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen.

Bayern-Legionär David Alaba meint zum Los: "Wir brauchen uns in dieser Gruppe nicht zu verstecken. Russland und Montenegro sind zwar richtig starke Gegner, aber wir können ihnen, wenn wir auf unsere Stärken bauen, auf Augenhöhe begegnen. Und natürlich haben wir mit Schweden noch eine Rechnung offen." Österreich startet am 8. September mit dem Heimspiel gegen die Schweden in die Qualifikation.

Wiedersehen

Neben den Russen bekommt es Österreich mit Montenegro zu tun. Nicht einfach, denn die Mannschaft scheiterte zuletzt im Kampf um einen WM-Startplatz 2014 im Play-off an Tschechien. Montenegros Verbandschef ist ein alter Bekannter: Ex-Rapidler Dejan Savicevic.

Sonst ergab die Auslosung kaum große Schlager. Für Titelverteidiger Spanien dürfte die Gruppe C eher ein Spaziergang sein. Ukraine, die Slowakei, Weißrussland, Mazedonien und Luxemburg sind die Gegner. Deutschland dürfte sich um eine EM-Qualifikation auch wenig Sorgen machen. Irland, Polen, Schottland, Georgien und Gibraltar gilt es auszuschalten. Der kürzere Ausblick auf die WM in Brasilien stimmt Trainer Joachim Löw weniger optimistisch: "Sportlich gesehen bin ich echt nachdenklich. Drei Monate vor der WM haben wir acht, neun Spieler, die haben wenig Rhythmus, die sind lange verletzt gewesen, haben lange nicht gespielt. Ich bin mir nicht sicher, ob der eine oder andere zurückkommt vor der WM."

Es warten mit Russland und Schweden wieder zwei dicke Brocken auf uns. Russland ist für mich klarer Favorit, dass Schweden rund um Zlatan Ibrahimovic sehr stark ist, wissen wir bereits, aber auch alle anderen Gegner sind nicht zu unterschätzen", sagte ÖFB-Teamchef Marcel Koller.

"Wir können in der Gruppe bestehen, wenn wir unsere Leistung zu 100 Prozent abrufen. In der abgelaufenen WM-Qualifikation hat das nicht gereicht, also müssen wir jetzt noch eine Schippe drauflegen", sagte Koller und wollte die Chancen auf eine EM-Teilnahme nicht genau beziffern: "Wir gehen konsequent unseren Weg weiter und müssen Leidenschaft am Platz zeigen, aber auch das Glück muss auf unserer Seite sein. Dann können wir das Ziel der EM-Qualifikation erreichen."

ÖFB-Präsident Leo Windtner sprach von "keiner leichten Gruppe. Ich sehe Russland in der Favoritenrolle. Auch Montenegro ist ein starker und sehr unangenehmer Gegner. Gegen Schweden haben wir bereits in der WM-Qualifikation gezeigt, dass sie schlagbar sind. Wir müssen jetzt alles dem Ziel unterordnen, die EM-Qualifikation zu schaffen."

Willi Ruttensteiner ist "nicht unzufrieden" mit der Auslosung. "Das ist zwar eine schwere, aber sehr seriöse Gruppe, in der wir schon gezeigt haben, dass wir mit Schweden auf Augenhöhe sind. Die Chance, uns für die EM-Endrunde in Frankreich zu qualifizieren, ist groß", betonte der ÖFB-Sportdirektor.

Ähnlich optimistisch gab sich Teamkapitän Christian Fuchs. "Besonders Russland und Schweden sind sehr stark einzuschätzen, auch Montenegro ist ein unangenehmer Gegner. Aber ich denke, dass wir insgesamt kein schlechtes Los erwischt haben und die Gruppe machbar ist."

Auch David Alaba zeigte sich zuversichtlich. "Wir brauchen uns in dieser Gruppe nicht zu verstecken. Russland und Montenegro sind zwar richtig starke Gegner, aber wir können ihnen, wenn wir auf unsere Stärken bauen, auf Augenhöhe begegnen. Und natürlich haben wir mit Schweden noch eine Rechnung offen", erklärte der Bayern-Legionär.

Russlands Fußball-Teamchef Fabio Capello war mit der Auslosung der EM-Qualifikation nicht wirklich zufrieden. Er habe ein "ungutes Gefühl", sagte der Italiener am Sonntag in Nizza. "Wir haben mit Schweden, Österreich und Montenegro sehr gute Gegner. Diese drei Teams und wir werden um die EM-Tickets kämpfen", erklärte Capello.

Schwedens Nationaltrainer Erik Hamren gab zu Protokoll: "Es hätte härter aber auch leichter kommen können." Ähnlich äußerte sich der montenegrinische Teamchef Branko Brnovic, der vom Ex-Rapid-Star und nunmehrigen Verbandschef Dejan Savicevic zur Auslosung begleitet worden war: "Die Gruppe hätte schwerer oder leichter sein können. Der Erfolg hängt nur von uns ab. Wenn alle gesund bleiben, haben wir eine echte Chance auf die EM", sagte Brnovic.

Liechtensteins Teamchef, der aus der Steiermark stammende Rene Pauritsch, zeigte sich vor allem erfreut über die Chance, gegen sein Heimatland antreten zu können. In der Vergangenheit war Liechtenstein immer wieder für Überraschungen gut, und so soll es auch in der kommenden Qualifikation sein, meinte der 50-Jährige.

Eine Übersicht der Qualifikationsgruppen für die Fußball-EM 2016.

Verband: Rossijski Futbolny Sojus (RFS), gegründet 1912/1992
Homepage: http://www.rfs.ru
FIFA-Beitritt: 1912, UEFA 1954 (als Sowjetunion)
Dressen: Rot bzw. Weiß

EM-Teilnahmen: 10 (UdSSR: 1960 bis 1972, 1988; GUS: 1992; Russland: 1996, 2004, 2008, 2012)
WM-Teilnahmen: 10 (UdSSR: 7, Russland: 3/1994 in den USA, 2002 in Südkorea/Japan und 2014 in Brasilien)

Größte Erfolge:
Europameister 1960, EM-Zweiter 1964, 1972, 1988
WM-Vierter 1966 (jeweils als UdSSR), EM-Dritter 2008

FIFA-Weltrangliste: 22. (13. Februar 2014)

Teamchef: Fabio Capello (ITA/seit Juli 2012)

Bekannteste Spieler: Alexander Kerschakow, Andrej Arschawin, Roman Schirokow (alle Zenit St. Petersburg)

Österreichs Bilanz gegen Russland: 16 Spiele, 4 Siege, 4 Unentschieden, 8 Niederlagen, Torverhältnis 13:22

Verband: Svenska Fotbollförbundet (SvFF), gegründet 1904
Homepage: http://www.svenskfotboll.se
FIFA-Beitritt: 1904, UEFA 1954
Dressen: Gelb-Blau

EM-Teilnahmen: 5 (1992, 2000, 2004, 2008, 2012)
WM-Teilnahmen: 11 (1934, 1938, 1950, 1958, 1970, 1974, 1978, 1990, 1994, 2002, 2006)


Größte Erfolge:
Vizeweltmeister 1958, WM-Dritter 1950 und 1994, WM-Vierter 1938
EM-Semifinale 1992, EM-Viertelfinale 2004

FIFA-Weltrangliste: 25. (13. Februar 2014)

Teamchef: Erik Hamren (seit November 2009)

Bekannteste Spieler: Zlatan Ibrahimovic (Paris St. Germain), Kim Källström (Arsenal), Rasmus Elm (ZSKA Moskau)

Österreichs Bilanz gegen Schweden: 33 Spiele, 16 Siege, 5 Unentschieden, 12 Niederlagen, Torverhältnis 49:50

Verband: Fudbalski Savez Crne Gore (FSCG), gegründet 1931
Homepage: http://fscg.me/
FIFA-Beitritt: 2007, UEFA 2007
Präsident: Dejan Savicevic
Dressen: Rot-Gold bzw. Weiß-Rot

Keine WM- oder EM-Teilnahmen

Größter Erfolg:
Play-off EM-Qualifikation 2012

FIFA-Weltrangliste: 52. (13. Februar 2014)

Teamchef: Branko Brnovic (seit September 2011)

Bekannteste Spieler: Stevan Jovetic (Manchester City), Mirko Vucinic (Juventus Turin), Branko Boskovic (Rapid)

Noch kein Spiel gegen Österreich

Verband: Federatia Moldoveneasca de Fotbal (FMF), gegründet 1990
Homepage: http://www.fmf.md/
FIFA-Beitritt: 1994, UEFA 1993
Dressen: Blau bzw. Rot

Keine WM- oder EM-Teilnahmen

FIFA-Weltrangliste: 107. (13. Februar 2014)

Teamchef: Ion Caras (seit Jänner 2012)

Bekannteste Spieler: Alexandru Gatcan (FK Rostow/RUS), Alexandru Epureanu (Anschi Machatschkala/RUS)

Österreichs Bilanz gegen Moldawien: 2 Spiele, 1 Sieg, 1 Niederlage, Torverhältnis 2:1

Verband: Liechtensteiner Fußball-Verband (LFV), gegründet 1934
Homepage: www.lfv.li
FIFA-Beitritt: 1974, UEFA 1974
Dressen: Blau bzw. Rot

Keine WM- oder EM-Teilnahmen

FIFA-Weltrangliste: 150. (13. Februar 2014)

Teamchef: Rene Pauritsch (AUT/seit Oktober 2012)

Bekannteste Spieler: Mario Frick (FC Balzers), Michele Polverino (WAC), Martin Stocklasa (St. Gallen)

Österreichs Bilanz gegen Liechtenstein: 6 Spiele, 6 Siege, Torverhältnis 22:1

Für die Fußballfans endete gestern die Olympia-Dürre mit einem Paukenschlag. Nicht der Dopingfall Dürr berührte die Sportfans, die heiß auf Fußball sind.

Montenegro statt EPO – das war die Devise. Die EM-Auslosung bot, wie jede auf dem Zufallsprinzip basierende Zuordnung von Gegnern, eine hervorragende Basis für verschwörerische Zukunftsvisionen.

Montenegro ist so ein Beispiel eines Gegners, über den sich vortrefflich streiten lässt. Jenes Land, das bis vor der Anerkennung von Gibraltar das jüngste UEFA-Kind war. Ein Land mit etwas mehr als 600.000 Einwohnern, aber großer Sporttradition wie alle ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken. Ein unangenehmer Gegner, sagen die einen, müssen zu packen sein, die anderen – weil Montenegro zuletzt gegen England und Ukraine je vier Tore bekommen hat. Gegen Moldawien gar fünf.

Und da haben wir gleich den Grund für die nächste Skepsis: Just wegen dieses 5:2 gegen Montenegro könne auch Moldawien eine harte Nuss werden. Da gab’s doch schon ein 0:1 der Österreicher – auch wenn das bereits mehr als zehn Jahre her ist.

Bei allem Charme dieser Diskussionen: Österreich darf sich nicht mit diesen Gegnern beschäftigen. Wollen die Teamspieler eine Entwicklung zeigen, die sie unter Marcel Koller gemacht haben, dann müssen sie die Direktqualifikation im Visier haben. Das heißt: vor Schweden oder Russland liegen. Am besten: vor beiden.

Der Qualifikationsdruck ist durch das vergrößerte Starterfeld bei der EM 2016 in Frankreich zurückgegangen. Echte Schlager gibt es wenige, dennoch hat die Auslosung der Quali-Gruppen einigen großen Nationen unangenehme Aufgaben gebracht. Der EM-Zweite Italien etwa trifft auf Kroatien, Norwegen und Bulgarien.

Gastgeber Frankreich ist fix qualifiziert, spielt aber erstmals außer Konkurrenz in der Qualifikation mit - in der hochkarätigen Gruppe I unter anderen mit Portugal, Dänemark und Serbien.

Welt- und Europameister Spanien sollte in der Quali keine Probleme bekommen. Der Titelverteidiger bekommt es in Gruppe C mit der Ukraine, der Slowakei, Weißrussland, Mazedonien und Luxemburg zu tun. Mitfavorit Deutschland, in den vergangenen beiden Qualifikationen jeweils Gegner des ÖFB-Teams, trifft auf Irland, Polen, Schottland, Georgien und das neueste UEFA-Mitglied Gibraltar.

Gibraltar war ursprünglich in die Spanien-Gruppe gelost worden, wurde wegen der politischen Spannungen zwischen den beiden Ländern aber in einen anderen Pool verschoben. England trifft in Gruppe E unter anderem auf die Schweiz. Die vermeintlich leichteste Gruppe bilden Griechenland, Ungarn, Rumänien, Finnland, Nordirland und die Färöer.

Die Qualifikation beginnt im September. Neu ist das Spielformat mit der von der UEFA propagierten "Week of Football". Demnach werden die Spiele einer Runde jeweils auf drei Tage aufgeteilt, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Bei Doppelrunden wird von Donnerstag bis am darauf folgenden Dienstag täglich gespielt. Zwischen zwei Spielen eines Teams liegen dann jeweils nur zwei Tage.

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