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Russischer Verband kann Capello-Gehalt nicht zahlen
Der italienische Teamchef der Russen steht vor dem Österreich-Spiel unter Erfolgsdruck - und bekommt kein Geld.
Für Russlands Nationaltrainer Fabio Capello steht beim EM-Qualifikationsspiel am Samstagabend (18.00 Uhr/live ORF eins) in Wien viel auf dem Spiel. Sollte die "Sbornaja" das Match gegen Österreich verlieren, dann könnte das Engagement des Italieners schon lange vor der WM 2018 in Russland enden. Zudem hat der russische Fußball-Verband erstmals zugegeben, dass es Probleme bei den Gehaltsüberweisungen an den Italiener gebe."Wir haben einfach nicht genug Geld, um ihn zu bezahlen", wurde Sergei Stepaschin, ein ranghohes Verbandsmitglied, am Mittwoch von der Agentur Interfax zitiert.
Diese Situation ist Stepaschin äußerst unangenehm. "Das ist nichts, worauf man stolz sein könnte, wenn der russische Verband seinem Trainer nicht das zahlen kann, was ihm zusteht. Wir hätten darüber nachdenken sollen, woher das Geld kommt, als wir seinen Vertrag verlängert haben."
Wie es in dieser Causa weitergeht, ist laut Stepaschin völlig offen. "Wir müssen Quellen finden, aus denen wir ihn bezahlen können."
Eigentlich wollte Capello seine Trainerkarriere erst nach dem Großereignis in vier Jahren beenden. Vor der Heim-WM sollte er den EM-Dritten von 2008 noch zur EURO 2016 in Frankreich führen, aber die Russen haben in der Gruppe G bisher nur fünf Punkte aus drei Spielen geholt. Nach einem 4:0-Pflichtheimsieg gegen Fußballzwerg Liechtenstein und einem 1:1 in Schweden enttäuschten sie zuletzt vor eigenem Publikum mit einem 1:1 gegen Moldawien.
Nach diesem Ergebnis fühlten sich die Capello-Kritiker in Russland bestärkt, hatten diese doch schon nach dem peinlichen Gruppen-Aus bei der WM in Brasilien seine Ablösung gefordert. Der ehemalige Erfolgscoach von AC Milan, Real Madrid, AS Roma und Juventus Turin sollte deshalb sogar in einer Duma-Sitzung in Moskau Stellung zu den enttäuschenden Auftritten nehmen, lehnte dies allerdings ab und zog sich damit noch mehr Zorn zu.
"Er ignoriert uns komplett"
"Er sollte erklären, was vor sich geht, aber er ignoriert uns komplett - und das ist nicht höflich", beklagte etwa der Nationalist Wladimir Schirinowski als Vorsitzender der Liberaldemokratischen Partei. "Er schert sich einen Dreck darum, was wir denken. Unter solchen Voraussetzungen sind Trainer schon entlassen worden."
Capello hatte das russische Nationalteam im Juli 2012 übernommen. Sein Vertrag wurde im Jänner dieses Jahres nach der souverän geschafften Qualifikation für die WM in Brasilien vorzeitig um vier weitere Jahre bis zur WM 2018 verlängert. Doch wie zuvor mit den Engländern, die Italiens Ex-Internationaler mehr als drei Jahre bis Februar 2012 betreut hatte, erfüllte Capello die Erwartungen beim Großereignis nicht. Ein Rückschlag für den vormals erfolgsverwöhnten Trainer, der all seine Klubs zu nationalen Meistertiteln führte und mit dem AC Milan 1994 die Champions League gewann.
Fabio Capello (68 Jahre)
Geboren: 18. Juni 196 in San Canzian d'Isonzo
Größe/Gewicht: 1,78 m/73 kg
Karriere als Spieler (Position Mittelfeld):
S.P.A.L. Ferrera (1964-1967)
AS Roma (1967-1970)
Juventus Turin (1970-1976)
AC Milan (1976-1980)
32 Länderspiele für Italien (8 Tore/WM-Teilnahme 1974 in Deutschland)
Größte Erfolge als Spieler:
- Viermal italienischer Meister (dreimal mit Juve/1972, 1973 und
1975, einmal mit Milan/1979)
- Zweimal italienscher Cupsieger (1969 mit Roma, 1977 mit Milan)
Karriere als Cheftrainer:
AC Milan (1991-1996)
Real Madrid (1996-1997)
AC Milan (1997/98)
AS Roma (1999-2004)
Juventus Turin (2004-2006)
Real Madrid (2006/07)
England (2008-2012)
Russland (seit 2012/Vertrag läuft bis WM 2018)
Größte Erfolge als Trainer:
- Champions-League-Sieger und UEFA-Super-Cup-Sieger 1994 mit Juventus
- Fünfmal Meister in der italienischen Serie A (viermal mit
Milan/1992, 1993, 1994 und 1996, einmal mit Roma/2001)
Anmerkung: Die Meistertitel 2005 und 2006 mit Juventus wurden
nachträglich wegen des Manipulationsskandals aberkannt.
- Zweimal Meister in der spanischen Primera Division mit Real Madrid
(1997 und 2007)
- Qualifikation mit England für die WM-Endrunde 2010 in Südafrika
(1:4-Niederlage im Achtelfinale gegen Deutschland)
- Qualifikation mit England für die EM-Endrunde 2012 in Polen/Ukraine
- Qualifikation mit Russland für die WM-Endrunde 2014 in Brasilien
(Vorzeitiges Aus als Dritter der Gruppe H mit zwei Punkten)
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