Ein Remis reicht Salzburg

Am Samstag werden in Salzburg nicht nur die Grödig-Fans den Grödigern die Daumen gehalten haben, sondern auch nicht wenige Spieler, Funktionäre und Fans von Red Bull. „Das wäre zwar nicht bitter. Aber es gibt Schöneres“, hatte Trainer Roger Schmidt schon nach dem 5:0 gegen den WAC letzten Sonntag gesagt, nachdem er auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht worden war, dass bei einem Punkteverlust des Nachbarn in Ried Salzburg schon vor dem nächsten Spiel Meister wäre.
Dazu ist es aber nicht gekommen. Denn die Grödiger gewannen im Innviertel überraschend und noch dazu ganz klar und verkürzten den Rückstand auf Salzburg auf nunmehr 24 Punkte. Also kann der Tabellenführer heute Sonntag aus eigener Kraft den Titel fixieren. Ein Remis im Heimspiel gegen Wr. Neustadt (16.30 Uhr, live ORFeins, Sky) reicht schon, um die fünfte Meisterschaft in der Ära Red Bull feiern zu dürfen.
Keine Gratulationen
Am Freitag wollte sich Roger Schmidt noch nichts zum Meistertitel sagen: „Sie lassen sich doch auch nicht einen Tag, bevor sie ihn haben, zum Geburtstag gratulieren. Wir sind noch nicht österreichischer Meister. Das ist einfach so.“ Erst als die Frage im Konjunktiv formuliert worden war, gab der Salzburg-Trainer auch eine Antwort: „Es ist nicht alltäglich, nationaler Meister zu werden. Das ist mir noch nicht vergönnt gewesen, auch wenn ich in unteren Ligen zwei Mal den Titel geschafft habe. Es hat aber ein anderes Gewicht, das in der höchsten Liga zu schaffen. Ich werde mich sehr darüber freuen“, erklärte der 47-jährige Deutsche.
Das vermeidbare und deshalb umso bittere Ausscheiden in der Europa League ist abgehakt. „Wir haben bis jetzt eine unglaubliche Saison gespielt. Ich bin sehr stolz, dass ich Trainer dieser Mannschaft bin“, meinte Schmidt, der aber auch preisgab, was er erwarte: „Jetzt gilt es, Charakter zu zeigen.“ Denn eigentlich warten auf Salzburg bis zur Champions-League-Qualifikation im Sommer – bis auf maximal drei Cupspiele – fade Monate.
Salzburgs Lust auf Bundesliga-Rekorde soll auch die Enttäuschung in der Europa League nicht bremsen. „Wir wollen noch ein paar Rekorde brechen, um die Latte für alle Mannschaften, die nach uns kommen, noch höher zu legen“, bekräftigte Schmidt am Freitag.
Und die Rekorde, die schon aufgestellt worden sind oder die noch aufgestellt werden, können sich ja durchaus sehen lassen:
- Noch nie ist eine Mannschaft so früh als Meister festgestanden. Den bisherigen Rekord hält seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel vor der Saison 1995/’96 hält Sturm. Die Grazer standen 1997/’98 nach 29 Runden als Meister fest.
- Salzburg hat die letzten elf Bundesliga-Spiele gewonnen. Das ist seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel noch keiner anderen Mannschaft in der österreichischen Bundesliga gelungen.
- Salzburg hat die letzten 30 Bundesliga-Heimspiele nicht verloren. Das ist seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel ebenfalls noch keiner anderen Mannschaft in der österreichischen Bundesliga gelungen.
- Salzburg hat bei einem Spiel weniger einen Vorsprung von 24 Punkten. Vier weniger würden am Saisonende reichen, um den Rekord von Sturm (19 Punkte) aus der Saison 1997/’98 zu verbessern. 2007 hatten diesen die Salzburger nur eingestellt.
- Salzburg hat bereits 93 Tore erzielt, nur mehr acht Treffer fehlen auf den Bundesliga-Rekord, den derzeit Rapid mit 101 Treffern (1985/’86) hält. Schmidts Ziel sind aber 107 Tore, dann hätten seine Spieler in der Bundesliga in zwei Saisonen 200 Mal getroffen. „Das wäre wohl ein Rekord für die Ewigkeit“, glaubt der Deutsche.
Keine Meisterschale
Den Meisterteller werden die Salzburger am Sonntag übrigens noch nicht überreicht bekommen, sondern erst nach dem letzten Heimspiel gegen Ried am 4. Mai. Eine Meisterfeier des Klubs würde es allerdings geben, sollte der Meistertitel gegen Wr. Neustadt fixiert werden.
Und dass das gelingen wird, daran zweifelt niemand. Die Statistik gegen die Niederösterreicher spricht so deutlich für Salzburg, dass alles andere als ein Heimsieg eine Sensation wäre. Die Schmidt-Elf hat die letzten sechs Duelle mit den Niederösterreichern allesamt gewonnen (Torverhältnis 30:4!) und dabei jeweils mindestens drei Treffer erzielt. In dieser Saison kassierte der Tabellenachte sogar zwei 1:5-Heim- und eine 1:8-Niederlage in der Red-Bull-Arena.
„Wenn Salzburg einen normalen Tag erwischt, dann wird es sehr, sehr schwer“, weiß Wiener-Neustadt-Mittelfeld-Spieler Jürgen Säumel. „Gegen Salzburg kann man nur gewinnen. Es ist klasse, gegen so eine Mannschaft zu spielen“, meinte sein Trainer Heimo Pfeifenberger.
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