"Distanziert, aber Korrekt": Koller und die Medien

Ein Mann lächelt hinter einer Wand mit Sponsorenlogos hervor.
Allzu intensivem Kontakt mit Journalisten verweigert sich der Teamchef. Lieber informiert er via Facebook.

Verhaberung" - so wird in Österreich gerne das Verhältnis zwischen Fußball-Trainern und Journalisten beschrieben. Nicht ganz zu unrecht. Ein Vorwurf dem sich Teamchef Macel Koller gleich gar nicht erst aussetzen will. Allzu intensiven Kontakten zu Medien verweigert sich der Schweizer, eine spontane Kontaktaufnahme ist praktisch unmöglich. Lieber informiert Koller die Öffentlichkeit über Facebook.

"Ich habe das zentralisiert, damit ich nicht jeden Tag stundenlang mit verschiedenen Journalisten sprechen muss", erklärt Koller. "Für mich und den ÖFB ist es wichtig, dass wir uns mit jedem Medium austauschen, nicht nur mit einem oder zwei, und die anderen interessieren uns nicht. Wir sind das Nationalteam, da geht es um ganz Österreich, und da soll nicht nur zum Beispiel Niederösterreich bedient werden, sondern das ganze Land."

Sein Verhältnis zu Medien bezeichnete der Nationaltrainer als "offen, ehrlich, ein bisschen distanziert, aber korrekt". Korrekt ist eines der Schlüsselwörter im Kollerschen Wortschatz:  "Das ist für mich kein korrekter Umgang, wenn ich dem einen jedes Detail erzähle und dem anderen gar nichts. Deshalb habe ich in Köln und Bochum schon das eine oder andere Mal einen auf den Deckel bekommen, aber ich habe es immer überlebt."

Seilschaften zu bestimmten Medienvertretern zum Zwecke des beiderseitigen Vorteils habe er nie gesucht. "Das mache ich nicht, weil das nicht meine Aufgabe ist", begründete Koller. "Ich weiß auch, dass das für mich nicht immer gut ist, weil es dann umso schärfer zurückkommt, wenn es einmal nicht so läuft."

"Bequemlichkeit und Druck"

Dass er sich mit dieser Taktik auf dünnes Eis begibt, ist dem Trainer bewusst - schließlich weiß er um die immer größer werdende Bedeutung einer "positiven Presse". "Der Einfluss der Medien ist stärker geworden, weil allein schon durch das Internet viel mehr da ist und alles sehr schnell geht." Masse bedeute in diesem Fall aber nicht gleichzeitig Klasse.

Koller: "Viele Journalisten schreiben einfach nur ab und fragen nicht nach. Dinge werden weitergetragen und dann ist es extrem schwierig, dagegen zu arbeiten. Das lässt einen sehr vorsichtig sein."

Dieser von ihm ausgemachte Trend hat laut Koller mit Bequemlichkeit zu tun. "Und damit, dass Journalisten unter Druck sind und schnell ihre Berichte abliefern müssen." Damit lässt sich für den Schweizer auch erklären, warum sich manche Matchtexte nicht mit seinen persönlichen Eindrücken decken. "Ein Spiel lesen zu können ist schwierig, wenn man nicht selbst auf relativ hohem Niveau gespielt hat. Und ich weiß ja auch, wie Berichte geschrieben werden: Die erste Hälfte wird noch angeguckt, bei der zweiten ist man nur noch am Tippen."

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