Die vielen Gründe für die Rapid-Krise

Die vielen Gründe für die Rapid-Krise
Nach dem Cup-Aus ist die Ernüchterung in Hütteldorf, wo das Mittelmaß zu Hause ist, groß.

Mit einem Schuss wurde die Chance auf die Europacup-Qualifikation halbiert. Nach dem Treffer des Rieders Hadzic zum 2:1 in der 114. Minute des Cup-Achtelfinales kann sich Rapid nur noch in der Meisterschaft für das internationale Geschäft qualifizieren. Mit einem Blick auf die Tabelle (Rang fünf), den nächsten Gegner (Meister Sturm) und die Stimmung (trist) wirkt der Optimismus von Trainer Peter Schöttel allerdings gequält.

In Hütteldorf hat das Mittelmaß eine neue Heimat gefunden. Der sportliche Abstieg passt zu vielen tiefer liegenden Problemen. Eine KURIER-Analyse:

Trainer

Die vielen Gründe für die Rapid-Krise

Der ganze Verein wirkt seit dem krachenden Ende der Ära Hörtnagl (Rücktritt) - Pacult (Rauswurf) im April wie auf der Suche nach sich selbst. Dazu passt Trainer Peter Schöttel mit 15 verschiedenen Aufstellungen in seinen 15 Pflichtspielen.

Präsident Edlinger verweist auf die schwierigen Anfangsmonate unter den Meistertrainern Hickersberger und Pacult. Edlinger will Schöttel, mit dem er ein langes Gespräch hatte, die nötige Zeit zum Umbau geben und fordert von den Spielern mehr Einsatz. Auffällig: In knappen Schnittpartien wie gegen Ried fehlt dem unter Ex-Spezialtrainer Canestrini fittesten Team der Liga der entscheidende Punch.

Mannschaft

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Auch in der Ära Pacult gab es oft genug schlechte Leistungen. Allerdings hat Steffen Hofmann viele Partien mit einem Kraftakt oder einer Standardsituation entschieden. Nach Jahren mit Verletzungen und Schmerzmitteln ist der Kapitän - zumindest momentan - nicht fähig, das Spiel alleine zu schultern. Gegen Ried zwickte am Ende sein Knie.

Außerdem fehlt die Kader-Struktur. Der als Abwehrchef eingeplante Soma musste wegen anhaltend schwacher Leistungen gegen Ried auf die Tribüne.

Transfers

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Dass aufstrebende Spieler bei lukrativen Auslandsangeboten nicht zu halten sind, ist außerhalb von Salzburg klar. Rapid ließ sich die verkaufte Qualität mit Einnahmen von 17 Millionen Euro in fünf Jahren (Nettogewinn bei allen Zu- und Abgängen: zehn Millionen) auch ansprechend vergolden.

Die Fehler passierten bei der nicht adäquaten Nachbesetzung von Schlüsselspielern wie Jelavic oder Boskovic. Gekommen ist meist braves Mittelmaß.

Management

Obwohl Rapid mit Abstand über die meisten Fans verfügt, musste Edlinger gestehen, dass das Budget nur durch den Europacup oder Transfers ausfinanziert wird. Immer wieder scheitern Verhandlungen mit Großsponsoren wie Emirates oder ÖBB.

Neue Geldgeber wie die Erste Bank oder Kumho Tyres (nur 75.000 Euro pro Jahr) werden groß präsentiert, obwohl sie das von OMV stark zurückgefahrene Sponsoring (früher 1,8 Millionen pro Jahr) nicht egalisieren. Manager Kuhn sagt: "Wir konnten den Rückgang durch OMV fast zur Gänze ausgleichen."

Vorstand

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"Vorstand raus", skandierten Fans nach dem Cup-Aus. Es scheint, als hätte Edlinger 2010 den Zeitpunkt verpasst, sich mit einem Hinweis auf seine historische Leistung - der Sanierung des Vereins - ohne weitere Wiederwahl zur Ruhe zu setzen.

Rund um den Ex-Finanzminister versammeln sich honorige Herren, die aber auch nicht den Eindruck erwecken, nochmals Dynamik in die verfahrene Situation bringen zu können.

Stadion

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Außen bröckelt der Beton, innen breitete sich, wie vom KURIER berichtet, über Monate Schimmel aus - das Hanappi-Stadion wird zum immer größeren Problem. Der Plan von Ex-Sportdirektor Hörtnagl von einer grün leuchtenden OMV-Arena als Niedrigenergie-Stadion bei der Westeinfahrt wurde von Edlinger aber umgehend abgedreht: "Wir sind keine heimatlosen Gesellen, Rapid gehört nach Hütteldorf."

Die Stadt Wien hätte kein Problem damit, das Stadion um einen Euro an Rapid abzutreten. Doch für die Gesamtverantwortung über die Baustelle fehlen dem Klub, dessen Stadionmiete jährlich über eine Million Euro ausmachen soll, Geld, Mut und Fantasie.

Akademie

Kaum war die Stronach-Akademie Geschichte, trainierten die Austrianer in der neuen Akademie in Favoriten. Selbst Mattersburg betreibt mittlerweile eine schicke Kaderschmiede.

Nur Rapid wartet weiter auf ein positives Ende der Grundstücksverhandlungen für die Akademie und schickt die Kinder in die Südstadt. Ein Nachwuchstrainer spricht für viele: "Dadurch gehen Rapid jährlich große Talente verloren." Kuhn verspricht: "Eine Lösung steht bevor."

Fans

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Über Jahre wurden dem harten Fan-Kern außerhalb von Hütteldorf undenkbare Sonderrechte gewährt. Als der Verein nach dem Derby-Platzsturm Härte zeigen wollte, reagierte der Anhang mit stummem Protest. Seither besteht eine Kluft zwischen Mannschaft und Fans, die es als Grundrecht ansehen, dass Rapid um den Titel spielt.

Derzeit konzentriert sich der harte Kern mehr auf den Kampf gegen Justiz und Stadionverbote als auf die Unterstützung der Spieler. Zyniker meinen, dass sich damit zumindest ein Rapid-Problem gelöst hat - das Hanappi-Stadion ist nicht mehr zu klein.

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