Die Admira steckt in der Krise fest

Walter Knaller ist ein extrem besonnener Mensch. Dass der Admira-Cheftrainer einmal öffentlich die Contenance verliert, kommt praktisch nie vor. Am Samstag war es aber einmal soweit.
Als er nach dem 0:2 gegen Sturm mit der Feststellung konfrontiert wurde, dass in der Südstadt auf und neben dem Platz eine lähmende Lethargie herrsche, ging Knaller in die verbale Offensive: „Das sehe ich überhaupt nicht so. Wenn man sieht, was hier in den letzten Monaten passiert ist, was wir kompensieren müssen, was wir an Arbeit leisten, um junge Spieler heranzuführen und dann jemand sagt, in der Südstadt herrscht Lethargie, dann kenne ich mich gar nicht aus.“
Der Tonfall wurde dann noch energischer: „Bei uns ist sehr viel Feuer und Leben drinnen, vom Trainerteam, von den Betreuern, vom Umfeld. Das ist wirklich eine Feststellung, die ich auf das Schärfste zurückweisen muss.“
Und trotzdem: In der Südstadt herrschte schon mal mehr Leben und das vor nicht all zu langer Zeit. Sportlich lässt sich der bedenkliche Ist-Zustand an einigen Zahlen manifestieren: Seit neun Spielen ist die Admira sieglos, holte nur vier Punkte und schoss gerade einmal zwei (!) Tore. Dazu kommt noch eine inferiore Heimbilanz mit nur einem Sieg aus neun Spielen und nur fünf geschossenen Toren.
Chancenlosigkeit
Dass gegen Sturm noch immer über 2500 Zuschauer den Weg in die BSFZ-Arena gefunden haben und das noch dazu bei Sauwetter, kann man Anbetracht dieser Statistiken schon als mittleres Wunder bezeichnen. Belohnt wurden diese für ihre Treue aber wieder nicht. So chancenlos wie gegen die Grazer waren die Admiraner zu Hause schon seit dem 0:3 gegen Salzburg im August nicht mehr. Nicht ein einziges Mal kam man gefährlich vor das gegnerische Tor.
In der Südstadt kommt derzeit natürlich vieles zusammen: Vier Dauerverletzte ( Domoraud, Sax, Schachner, Toth) können überhaupt nicht kompensiert werden, die Abgänge von Schwab und Schick ebenso wenig. Kein Neuzugang entpuppte sich als Verstärkung. „Das sind halt junge Spieler, die noch sehr viel lernen müssen“, sagt Knaller. Für neue Routiniers, die diese führen könnten, fehlt das Geld.
Die eigenen Talente bekommen zwar immer wieder eine Chance, wie am Samstag der erst 17-jährige Nico Löffler, aber einen fixen Platz in der Startelf konnte sich diese Saison noch kein einziger erkämpfen. Dazu kommen noch sechs (!) Ausschlüsse in 17 Runden. Am Samstag beging Schicker schon in der 14. Minute ein Foulspiel an Hadzic, das einfach nur mit Rot geahndet werden konnte. Wieder einmal schadete einer der Routiniers mit einer Kurzschlusshandlung der Mannschaft.
Stille
Im Verein selbst herrscht Ruhe. Diese ist aber schon so gespenstisch, dass es schon wieder bedenklich ist. Vom neuen Vorstand ist in der Öffentlichkeit gar nichts zu hören. Es wirkt fast so, als würde die Admira führungslos dem Abstieg entgegen wanken.
Ganz ist es natürlich nicht so. Die Aufarbeitung der Vergangenheit soll sich komplizierter gestalten als die neue Führungscrew wohl angenommen hat, für strategische Zukunftsentscheidungen bleibt da wahrscheinlich gar nicht die Zeit.
Noch ist die Admira ja nicht abgestiegen, noch ist sie nicht einmal Tabellenletzter. Der Vorsprung auf Schlusslicht Wiener Neustadt wurde am Samstag gehalten, beträgt also immer noch drei Punkte. Dazu ist das Torverhältnis der Admira wesentlich besser als jenes des zweiten Vereins aus Niederösterreich.
Ein Spieler, der in der vergangenen Saison noch ein Leistungsträger war, wird den Südstädtern im Abstiegskampf nicht mehr helfen. Der derzeit Verletzte Wilfried Domoraud wird in der Winterpause aus familiären Gründen in seine Heimat Frankreich zurückkehren. Das gab Knaller am Samstag bekannt.
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