Deutschland im Test gegen Serbien nur 1:1

Frankfurts Jovic (2.v.r.) machte per Kopf das 0:1
In Wolfsburg dominierte die Mannschaft von Joachim Löw das Spiel, musste dabei aber einem Rückstand nachlaufen.

Das war kein Mutmacher für Holland. Auf Joachim Löw wartet in der von ihm ausgerufenen „neuen Zeitrechnung“ noch ganz viel Arbeit. Beim 1:1 (0:1) gegen clevere Serben mit einem überragenden Torwart Marko Dmitrovic offenbarte die vom Bundestrainer stark verjüngte deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Mittwochabend einige Defizite in der Defensive und verschenkte durch eine fahrlässig schlechte Chancenverwertung den erhofften Auftaktsieg ins Länderspieljahr.

Leon Goretzka (69. Minute) verhinderte mit seinem Tor vor 26 101 Zuschauern in der ausverkauften Volkswagen-Arena in Wolfsburg einen krassen Fehlstart. Die Gäste waren durch Eintracht Frankfurts Bundesliga-Torjäger Luka Jovic (12.) früh in Führung gegangen und hätten das Spiel bei mehreren guten Chancen vor Goretzkas siebtem Länderspieltor für sich entscheiden müssen. Beim Start in die EM-Qualifikation am Sonntag in den Niederlanden wird sich gerade die neuformierte Abwehr deutlich steigern müssen. Die letzten zwei Minuten agierte Deutschland in Überzahl, als Milan Pavkov wegen groben Foulspiels an Leroy Sané die Rote Karte sah (90.+2).

Bevor der Start ins Länderspiel-Jahr 2019 erfolgte, wurde erst einmal an die drei ausgemusterten Weltmeister Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller erinnert. Unter dem Wort „Danke“ listete der Fanclub Nationalmannschaft bei einer großen Choreographie die früheren Rückennummern der drei Spieler des FC Bayern München auf: 5, 13 und 17.

Und nicht wenige Fans dürften während des Spiels auch insbesondere an die Münchner Abwehrstars sehnsüchtig gedacht haben, denn richtig sicher agierte die neuformierte Defensive der DFB-Auswahl nicht. Niklas Süle und Jonathan Tah offenbarten in der Innenverteidigung bei einigen gefährlichen Angriffen der Serben doch erhebliche Defizite. „Wir dürfen noch keine Wunderdinge erwarten“, hatte Löw vor dem Spiel betont. Wunderdinge gab es auch im Spiel nach vorne nicht, oftmals fehlte es an Ideen und Tempo. Erst nach einer Stunde agierte die DFB-Elf mit mehr Risiko und Zug zum Tor.

Die im Schnitt 24,18 Jahre junge Mannschaft wusste bis dahin mit dem hohen Ballbesitz-Anteil nicht viel anzufangen. Besser wurde es, als der eingewechselte Dortmunder Kapitän Marco Reus für eine Belebung sorgte. Die mangelhafte Chancenverwertung kostete jedoch den Sieg.

Löw hatte alles auf das Spiel in den Niederlanden ausgerichtet und entsprechend auf einige Leistungsträger in der Startelf wie Reus, Goretzka, Weltmeister Toni Kroos oder Antonio Rüdiger verzichtet. Im Tor gab es ein Job-Sharing. Manuel Neuer als letzter verbliebener Weltmeister beim Anpfiff spielte die ersten 45, Marc-André ter Stegen die zweiten 45 Minuten.

Bitter für Neuer: Der Keeper war nahezu beschäftigungslos. Der Kopfball von Jovic zum 0:1 war unhaltbar, ansonsten hatte der 32-Jährige keine Chance sich auszuzeichnen. Ter Stegen wurde auch nicht ernsthaft geprüft, hielt aber sein Tor sauber.

Anfangsschwung

Der Beginn war dabei durchaus verheißungsvoll. Schon nach 45 Sekunden tauchte der Leipziger Lukas Klostermann, der 101. Debütant der Ära Löw, gefährlich vor dem serbischen Tor auf. Zwei Minuten später schoss der Leverkusener Youngster Kai Havertz dem Gäste-Keeper Marko Dmitrovic in die Arme. Doch quasi mit dem Gegentor war der Anfangsschwung dahin, Unsicherheit machte sich breit im deutschen Spiel.

Die gut eingespielten Serben, die als Oranje-Kopie dienten, brachten die deutsche Hintermannschaft einige Male in die Bredouille, wie etwa in der 25. Minute, als Klostermann gerade noch gegen Jovic klärte. Zuvor war Süle von Darko Lazovic überlaufen wurde. Noch brenzliger wurde es kurz vor der Pause, als Adem Ljajic nach feiner Vorarbeit von Lazovic frei vor Neuer über das Tor schoss (41.).

Die besten deutschen Chancen vergab Timo Werner, der zweimal freistehend vor dem Tor scheiterte (22. und 33.). Zu wenig, um die deutschen Fans zufrieden zu stellen. Entsprechend laut waren die Pfiffe zur Pause.

Löw reagierte, brachte zur Pause neben ter Stegen auch Reus ins Spiel. Die erste Chance hatten aber wieder die gefährlichen Serben in Person von Lazovic (48.). Bei einer besseren Chancenverwertung der nicht einmal in Bestbesetzung angetretenen Serben hätte das Spiel frühzeitig entschieden sein können.

So blieb es spannend, denn Mitte der zweiten Halbzeit drängte die Löw-Mannschaft auf den Ausgleich, als Reus (58.), Sané (64.) und Ilkay Gündogan (65.) zunächst fahrlässig beste Chancen liegen ließen. In der 69. Minute gab es aber doch die Erlösung. Goretzka traf nach Vorarbeit von Reus. Danach wollte der viermalige Weltmeister den Sieg, das zweite Tor fiel aber nicht. Auch weil Dmitrovic einen glänzenden Tag erwischte.

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