Deutscher Kicker in Thailands Fußball

Björn Lindemann ist einer der wenigen Europäer in der Thai Premier League - eine Liga mit besonderen Sitten.

Soldaten am Trainingsplatz, drei Stunden Training bei 30 Grad im Schatten. Für Björn Lindemann ist das Alltag. Trotzdem hat der erste deutsche Profi in der thailändischen Liga den Spaß am Beruf wiederentdeckt.

In Deutschland wollte kein Klub mehr etwas von ihm wissen. "Ich hatte keinen Spaß mehr am Fußball und habe ans Aufhören gedacht. Dann kam das Angebot aus Thailand. Hier bin ich ein unbeschriebenes Blatt, niemand besitzt ein Vorurteil und ein Image besaß ich auch nicht", sagt der 28-Jährige der Nachrichtenagentur dpa.

Beim Zweitligisten Osnabrück erschien Lindemann vor knapp anderthalb Jahren am Tag nach einer Partie bei Hertha zu spät und alkoholisiert zum Training. Der abstiegsbedrohte Klub suspendierte ihn und stieg ab. "Mein Fehler, ohne Frage. Aber der Verein hätte Fingerspitzengefühl zeigen können. Es gab schon schlimmere Geschichten im Fußball. Ich bin mir sicher, dass wir dann die Klasse erhalten hätten", meint Lindemann heute.

Militär

Im Jänner 2012 wagte er den Sprung in die Thai Premier League. "Ein Agent kam auf mich zu und fragte, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in Thailand zu spielen. Ich schaute mir die Begebenheit an und unterschrieb einen Vertrag bei Army United in Bangkok. Der Klub hat alles perfekt organisiert. Sie buchten meine Flüge und suchten mir ein Appartement."

Viel Freizeit hat der der Spielmacher in der Acht-Millionen-Metropole aber nicht. Im Gegenteil. Beim Armee-Klub wird zwei Mal pro Tag trainiert, manchmal drei Stunden lang – und neun Wochen ohne freien Tag. Ein 14-tägiges Trainingslager wird auch mal kurzfristig eingeschoben.

"Einen Unterschied zwischen Militär und Fußball gibt es kaum. Anders kann Felix Magath sicherlich auch nicht trainieren. Die Luft fühlt sich nur dazu noch an wie in einer Waschküche", beschreibt Lindemann. Befremdlich scheint auch die Szenerie bei den Trainingseinheiten: "Es gehört dazu, dass Soldaten am Trainingsplatz sind."

Liga-Star

Trotz dieser ungewöhnlichen Umstände hat Lindemann den Sprung nach Asien nicht bereut. In der Liga ist er ein Star und verdient gut. In 23 Spielen erzielte er sechs Treffer.

"Einige Teams hier haben die Qualitäten eines deutschen Zweitligisten. Manche sind aber auch nicht besser als ein Regionalligist. Meinem Verein geht es finanziell sehr gut. Wenn wir jetzt noch den nationalen Pokal gewinnen, wäre es das i-Tüpfelchen auf meine Zeit in Thailand. Mein Vertrag läuft im Januar aus."

Ob es dann zurück nach Deutschland geht? Lindemann will das nicht ausschließen: "Ich habe bereits mit einigen unterklassigen Vereinen gesprochen, die mich nicht vergessen haben. Für höherklassige Vereine ist der Zug abgefahren. Weil ich Lindemann heiße."

Kommentare