Deutschen wird auf den Mund geschaut
Worauf ein deutscher Fußballer heutzutage alles achten muss. Die Kritiker sehen ihm längst nicht mehr nur auf die Beine, auch das Lippenspiel steht mittlerweile unter strengster Beobachtung, wie die DFB-Teamkicker spätestens seit der letzten EURO wissen.
Die leidige deutsche Debatte über die Inbrunst, mit der die Spieler die Hymne performen, scheint auch eineinhalb Monate nach der EM noch das Thema Nummer eins. Selbst Bundestrainer
Joachim Löw ging vor dem Duell mit Argentinien (Mi, 20:45 Uhr, live ZDF) weniger auf die Qualitäten des Testspielgegners ein, sondern nahm in ungewohnter Lautstärke zur allgemeinen Gesangskritik Stellung. "Diese Kritik ermüdet mich", polterte Löw, "die Hymne zu singen ist kein Beleg für die Qualität der Mannschaft und schon gar nicht für Unlust zu kämpfen."
Imagekorrektur
Selten hat man den ansonsten so besonnenen Joachim Löw so in Rage erlebt wie bei seiner ersten offiziellen Pressekonferenz nach dem EM-Semifinal-Aus gegen Italien. Die Manöverkritik an seiner Taktik und Personalpolitik hat beim Bundestrainer offenbar Wirkung gezeigt. Der Test gegen Argentinien und
Lionel Messi kommt da gerade recht, um wieder ein wenig Imagekorrektur zu betreiben. Für Deutschland, am 11. September in Wien österreichischer Auftaktgegner in der
WM-Qualifikation, geht`s um ein Jubiläum, es winkt der 500. Sieg in einem
Länderspiel.
Auch Österreichs Teamchef Marcel Koller musste Stellung beziehen, ob er hymnische Sängerknaben wünsche. "Nein, es kann nicht Pflicht für einen Spieler sein, die Hymne zu singen. Das ist eine persönliche Sache, die jeder für sich entscheiden muss." Bei manchen ist es vielleicht besser, sie nicht singen zu hören, andere wollen die Hymne schweigend genießen.
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