Der umstrittene Africa-Cup
Vorneweg: Der Äquator verläuft nicht durch Äquatorialguinea. Das ist unbestritten. Weitaus umstrittener ist, dass in diesem Land ab Samstag der Afrika-Cup stattfindet, das afrikanische Pendant zur Europameisterschaft. Weil die Stars des afrikanischen Fußballs auch zur Elite im europäischen Klubfußball gehören, genießt der Afrika-Cup große Aufmerksamkeit. 16 Mannschaften sind bei der Endrunde, insgesamt 384 Spieler stehen in den Kadern.
Europa-Auswahl
52 Spieler kommen aus Frankreichs höchster Liga, 20 Spieler aus der höchsten Liga Spaniens, 16 aus Englands Oberhaus, nur elf aus Italiens Serie A, und gar nur sieben aus der ersten Deutschen Bundesliga. Mit Issiaka Ouedraogo (Admira Wacker) aus Burkina Faso und Naby Keita (RB Salzburg) aus Guinea sind nur zwei Legionäre aus der Bundesliga beim Afrika Cup 2015 mit dabei.
Das kleine afrikanische Land (die Vereinten Nationen schätzten im Jahr 2010 700.000 Einwohner) will mit dem Turnier positive Stimmung machen. Sport als Imagepolitur – das machen auch Russland und Katar. Und was gibt es in Äquatorialguinea zu polieren? Im seit 1968 von Spanien unabhängigen Land wird Öl und Gas gefördert, was eine Garantie für Reichtum ist. Aber es ist eine kleine Elite, die die großen Öleinnahmen abschöpft, während 80 Prozent der Bevölkerung in Armut leben. Im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International belegte das Land im Jahr 2013 den 163. von 177 Plätzen (Österreich war auf Rang 26).
Präsident Teodoro Obiang Nguema regiert das Land seit 1979. So lange wie er regiert kein anderer Staatschef in Afrika. 1979 stürzte der heute 72-Jährige seinen Onkel durch einen Putsch und ließ seinen Verwandten danach töten. Amnesty International hält dem Regime willkürliche Festnahmen von Oppositionellen, Scheinprozesse und Folter vor, laut Informationen der Menschenrechtsorganisation sind im März 2014 mindestens vier Häftlinge hingerichtet worden. Zwei Wochen später suspendierte die Regierung offiziell die Todesstrafe, um die Bedingungen für den Beitritt zur Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder (CPLP) zu erfüllen. Human Rights Watch betonte: "Unter Obiang herrschen in Äquatorialguinea Korruption, Armut und Unterdrückung."
Als Spanien im November 2013 ein Freundschaftsspiel in der Ex-Kolonie absolvierte, gab es kritische Stimmen. Die spanische Vereinigung für Menschenrechte (APDHE) forderte den Fußballverband RFEF auf, die Partie abzusagen. Die Partie fand statt. Ebenso wird der Afrika Cup über die Bühne gehen. Zumal der afrikanische Kontinentalverband CAF dem kleinen Land zu großem Dank verpflichtet ist. Erst im November hatte man ihnen das Turnier überantwortet. Aus Angst vor Ebola hatte Marokko, eigentlich Veranstalter, eine Verschiebung des Turniers gefordert. Der CAF hat Marokko das Turnier weggenommen und dem Team die Teilnahme.
Gruppen-Einteilung (Top 2 im Viertelfinale):
A: Äquatorialguinea, Burkina Faso, Gabun, Kongo
B: Sambia, Tunesien, Kap Verde,
DR Kongo
C: Ghana, Algerien, Südafrika, Senegal
D: Elfenbeinküste, Mali, Kamerun, Guinea
Spielorte: Bata (u.a. Eröffnungsspiel, Finale), Malabo, Mongomo, Ebebiyin
Spielplan:
Gruppenspiele vom 17. bis 28. Jänner
Viertelfinali am 31. und 1. Februar
Halbfinali am 4. und 5. Februar
Spiel um Platz drei am 7. Februar
Endspiel am 8. Februar
Afrika-Cup-Endspiele seit 1990:
1990 in Algerien: Algerien - Nigeria 1:0
1992 in Senegal: Elfenbeinküste - Ghana 0:0 n.V., 5:4 i.E.
1994 in Tunesien: Nigeria - Sambia 2:1
1996 in Südafrika: Südafrika - Tunesien 2:0
1998 in Burkina Faso: Ägypten - Südafrika 2:0
2000 in Nigeria: Kamerun - Nigeria 2:2 n.V., 4:3 i.E.
2002 in Mali: Kamerun - Senegal 0:0 n.V., 4:2 i.E.
2004 in Tunesien: Tunesien - Marokko 2:1
2006 in Ägypten: Ägypten - Elfenbeinküste 0:0 n.V., 4:2 i.E.
2008 in Ghana: Ägypten - Kamerun 1:0
2010 in Angola: Ägypten - Ghana 1:0
2012 in Gabun/Äquatorialguinea: Sambia - Elfenbeinküste 0:0 n.V., 8:7 i.E.
2013 in Südafrika: Nigeria - Burkina Faso 1:0
Die bisherigen Afrika-Cup-Sieger:
7x Ägypten (1957,1959,1986,1998,2006,2008,2010)
4x Ghana (1963,1965,1978,1982), Kamerun (1984,1988,2000,2002)
3x Nigeria (1980,1994,2013)
2x DR Kongo (1968,1974)
1x Algerien (1990), Äthiopien (1962), Elfenbeinküste (1992), Kongo (1972), Marokko (1976), Sambia (2012), Südafrika (1996), Sudan (1970), Tunesien (2004)
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