Der Aufstand der Fußballzwerge

Vier Fußballspieler in roten Trikots jubeln auf dem Spielfeld.
Siege für Liechtenstein und die Färöer, ein Punktgewinn für San Marino.

Die ganz Kleinen in Fußball-Europa begehren auf, wollen sich nicht länger mit der Rolle als willkommene Jausengegner und verlässliche Punktelieferanten zufrieden geben: Von den Färöer Inseln bis zu Liechtenstein, von San Marino bis zum UEFA-Neuling Gibraltar – die Außenseiter haben aufgezeigt an diesem Spieltag der EM-Qualifikation.

Die Färöer sind über den Auswärtscoup in Griechenland verzückt, Liechtenstein jubelt über einen "Feiertag" und San Marino gelingt sogar der erste Punktgewinn überhaupt in der EM-Qualifikation. Nach bislang 60 Niederlagen eroberte der Zwergstaat beim 0:0 gegen Estland zum allerersten Mal einen Punkt in der europäischen Ausscheidungsrunde.

Liechtenstein durfte beim 1:0 über Moldawien erstmals seit langer Zeit wieder einen Auswärtssieg feiern. Seit Oktober 2004, als dem aktuell 155. der FIFA-Weltrangliste ein 4:0 in Luxemburg gelang, konnte Liechtenstein auf fremden Plätzen in EM- oder WM-Qualifikationsspielen nicht mehr gewinnen. "Ich bin glücklich und werde ein Lächeln aufsetzen, das ich wohl die gesamte Nacht nicht verlieren werde", kündigte Nationaltrainer René Pauritsch nach dem Schlusspfiff an. "Heute ist ein Feiertag für uns", strahlte der Steirer, der mit seinem Team in der Österreich-Gruppe nun sogar schon bei vier Punkten hält. Zuletzt hatten die Kicker aus dem Fürstentum bereits mit einem Remis gegen Montenegro aufhorchen lassen.

66 Pleiten in Serie

Die Liechtensteiner mussten also ein Jahrzehnt auf einen Auswärtssieg warten, sogar noch länger war die Durststrecke von San Marino: Die vorigen 66 Pflichtspiele verlor der Zwergstaat, bislang gelangen überhaupt erst zwei Unentschieden in der WM-Qualifikation – das letzte 2001. "Dieses Ergebnis ist eine Belohnung für die Spieler und ein Anreiz, schneller als in zwölf Jahren wieder gute Ergebnisse zu holen", lobte Trainer Pierangelo Manzaroli. Kapitän Andy Selva meinte: "Auf ein solches Ergebnis habe ich elf Jahre gewartet." San Marinos TV-Sender RTV sah "ein Unentschieden, das in die Geschichte eingeht", die Zeitung Lo Sportivo jubelte: "Die Burschen schreiben die Geschichte neu."

Auf den Färöern wurden die Helden nach dem 1:0-Überraschungssieg bei Ex-Europameister Griechenland in der Heimat überschwänglich gefeiert. "Die Gefühle waren groß", schrieb die Zeitung Fyens Stiftstidende. Die dänischen Blätter nannten den Sieg "historisch", "gigantisch", "schockierend" und eine "waschechte Sensation". Für die Färöer war es der erste Pflichtspielerfolg auf fremdem Platz seit über 13 Jahren. "Es gab Tränen in der Umkleidekabine, eine Menge Gefühle. Wir haben sehr, sehr lange auf so ein Ergebnis gewartet", sagte Tormann Gunnar Nielsen und betonte: "Wir haben nach diesem Sieg große Träume. Jetzt werden wir diesen Sieg genießen. Nordirland liegt weit vorn, aber warum nicht träumen?"

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