David Moyes folgt Alex Ferguson

Schon einen Tag nach dem angekündigten Abschied von Alex Ferguson mit Saisonende hat Englands Meister Manchester United den Namen seines künftigen Trainers bekannt gegeben. David Moyes wird am 1. Juli den Job von seinem schottischen Landsmann übernehmen und soll die "Red Devils" in eine ähnlich erfolgreiche Ära führen, wie es sein Vorgänger getan hatte. Er erhält einen Sechsjahresvertrag.
Der 50-jährige Moyes, so wie Ferguson geboren und aufgewachsen in Glasgow, ist seit März 2002 als Everton-Coach engagiert und wird den Klub aus Liverpool Ende Mai verlassen. Bei seinem Amtsantritt galten die "Toffees" noch als Abstiegskandidat, unter Moyes jedoch mauserten sie sich zu einer permanenten Bedrohung für Englands Top-Klubs.
Obwohl Vereine wie Chelsea, Manchester City, Arsenal, Liverpool und auch Manchester United über ein teilweise weit höheres Budget verfügten, hatten sie bei der Verteilung der Champions-League-Plätze fast immer hart mit Everton zu kämpfen. 2005 beendeten die Blauen die Saison sogar auf Platz vier - einen Rang vor dem Erzrivalen und damaligen Champions-League-Sieger Liverpool, der daraufhin nur dank einer UEFA-Sondergenehmigung an der nächsten Eliteliga-Saison teilnehmen konnte.
Die Karriere von Sir Alex Ferguson
Trainer des Jahres
Erfolge wie dieser bescherten Moyes gleich dreimal (2003, 2005, 2009) die prestigeträchtige Auszeichnung für Englands Trainer des Jahres. Nur ein Coach hat diese Trophäe ebenso oft gewonnen - Alex Ferguson.
"David ist ein Mann von großer Integrität. Er hat einen ausgezeichneten Job bei Everton gemacht. Er hat all die Qualitäten, die wir von einem Trainer bei diesem Klub erwarten", wird Ferguson auf der Vereins-Website zitiert. "Mit David Moyes haben wir jemanden, der die Dinge versteht, die diesen Klub so speziell machen. Er wird Teams für die Zukunft formen so wie auch für jetzt. Stabilität bringt Erfolg", meinte Sir Bobby Charlton.
So wie sein Vorgänger gilt auch Moyes als emotionaler Charakter, der sich in der Öffentlichkeit fast immer vor seine Spieler stellt. Bei schlechten Leistungen jedoch können sich die Profis zumindest intern auch auf harsche Worte gefasst machen.
David Moyes nannte das Jobangebot eine "große Ehre", er freue sich, von Ferguson, vor dem er großen Respekt habe, empfohlen worden zu sein. "Ich weiß, wie schwer es werden wird, dem besten Trainer nachzufolgen. Aber so ein Angebot kommt nicht sehr oft. Ich freue mich auf die nächste Saison", sagte Moyes. Nun gilt es, die Saison bei Everton gut zu Ende zu bringen. "Ich werde alles in meiner Kraft stehende tun, damit wir am Ende so weit oben wie möglich in der Tabelle stehen."
Aufstieg
Mit dieser Arbeitsweise brachte es der frühere Verteidiger von Celtic Glasgow nun zu einem der größten Fußball-Klubs der Welt. Begonnen hat Moyes' Trainerkarriere 1998 beim damals abstiegsbedrohten Drittligisten Preston North End, den er fast in die Premier League führte. Danach folgte der Wechsel zu Everton, wo er Wayne Rooney entdeckte und zum Starspieler formte.
2004 ging Rooney um 35 Millionen Euro zu Manchester United, drei Jahre später kam es zu einem Gerichtsstreit zwischen Moyes und seinem ehemaligen Schützling - der Coach war über Passagen in Rooneys Autobiografie verärgert. Es kam zu einer außergerichtlichen Einigung, der Stürmer entschuldigte sich. Ob sich das Verhältnis der beiden aber wieder gebessert hat, ist laut britischen Medien nicht sicher.
Trotz gegenteiliger Behauptungen des Vereins könnte die Moyes-Verpflichtung den Abschied des Stürmerstars von Old Trafford bedeuten. Aus seinem Twitter-Profil ließ Rooney am Donnerstag schon die Bezeichnung "Manchester-United-Spieler" entfernen.
Wer das Phänomen Alex Ferguson verstehen möchte, der reist am besten in die Vergangenheit. Weit zurück ins letzte Jahrtausend, in das Jahr 1986. Als der Schotte seinerzeit an diesem 6. November 1986 auf dem Trainersessel von Manchester United Platz nahm, da ahnte wohl noch niemand, welche Ausdauer dieser Mister Ferguson tatsächlich besitzt. 1986 war der kauzige Schotte noch lange kein Sir, und auch United hatte noch nicht den Ruf, den der Klub heute genießt.
Als Alex Ferguson sein Amt antrat, war die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl gerade einige Monate alt. 1986 hing noch der Eiserne Vorhang quer durch Europa, Reinhold Messner hatte soeben als erster Bergsteiger alle 8000er bezwungen, Status Quo führte mit „In the Army now“ die Charts an und Michail Gorbatschow, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, schlug dem Westen vor, bis zum Jahr 2000 sämtliche Atomwaffen zu vernichten. In Österreich war Kurt Waldheim gerade zum Bundespräsidenten gewählt worden und die beiden Großparteien beklagten bei der Nationalratswahl herbe Verluste. Die SPÖ verlor 4,5 Prozent, die ÖVP zwei, das damalige Ergebnis würden SPÖ (43 %) und ÖVP (41 %) heute als Erdrutschsieg feiern.
Erdrutschsiege – die feierte Alex Ferguson auch in seinen vergangenen 26 Jahren bei Manchester United. Es wird wohl ewig dauern, bis ein Trainer den 71-jährigen Trophäensammler übertrumpfen wird: 13 Meistertitel, zwei Champions-League-Siege, neun Erfolge in den beiden englischen Cup-Bewerben – Ferguson ist das, was man eine lebende Legende nennt, und bei United hätte er deshalb wohl einen Vertrag bis an sein Lebensende bekommen.
Zeit zum Gehen
Doch ein Vierteljahrhundert ist genug, meint Alex Ferguson. In der Vergangenheit hatte der Coach zwar schon öfter über Amtsmüdigkeit geklagt und Rücktrittsgedanken gehegt, doch diesmal zieht er den Schlussstrich endgültig. „Diese Entscheidung, in Ruhestand zu gehen, ist eine, über die ich sehr viel nachgedacht habe. Es ist die richtige Zeit“, meint Ferguson, der mit Saisonende nach 1500 Partien für ManU den Trainersessel verlässt.
Als potenzieller Nachfolger wird nun Everton-Coach David Moyes gehandelt, der von Ferguson sehr geschätzt wird. „Es war mir wichtig, eine Organisation in ihrer stärkstmöglichen Verfassung zu verlassen – das habe ich getan“, sagte Ferguson.

Name | Verein | |||
1. | Guy Roux (FRA) | Auxerre | 38 Jahre, 11 Monate | 1961 bis 2000 |
2. | Alex Ferguson (SCO) | Manchester United | 26 Jahre, 6 Monate | 1986 bis 2013 |
3. | Ronnie McFall (NIR) | Portadown FC (NIR) | 26 Jahre, 4 Monate | 1987 bis heute |
Weiters: | ||||
9. | Arsene Wenger (FRA) | Arsenal | 16 Jahre 7 Monate | 1996 bis heute |
16. | Otto Rehhagel (GER) | Werder Bremen | 14 Jahre, 2 Monate | 1981 bis 1995 |
17. | Thomas Schaaf (GER) | Werder Bremen | 13 Jahre, 11 Monate | 1999 bis heute |
29. | David Moyes (SCO) | Everton | 11 Jahre 1 Monat | 2002 bis heute |
Kommentare