Das griechische Wunder bei der EURO 2012
Die Parlamentswahlen werden richtungsweisend für die Griechen sein, auf der Spielwiese des Fußballs hatten sie am Samstag nur eine Wahl, um im EURO-Geschäft zu bleiben: gewinnen. Gesagt, getan.
Die Griechen, also die Fußballer, wollten von Beginn an eine Empfehlung für das Viertelfinale abgeben. Offensiv agierten sie wie selten zuvor. Angetrieben von einem äußerst agilen Samaras, der mit seinen langen Haaren und seinem Fünf-Tage-Bart ein bisschen ausschaut wie der Hauptdarsteller bei den Passionsspielen in Kirchschlag, machten die Griechen zunächst das Spiel. Torosidis hatte im Abschluss Pech.
Im Gegensatz zum Spiel der anderen Gruppenmitglieder in
Breslau hielten sich Unwetter von Warschau fern, es mussten keine Rettungsschirme gespannt werden. Bei den Griechen herrschte dennoch schon bald Alarmstufe Rot: Die Russen dominierten nämlich mittlerweile die Partie, die Griechen spielten ihr altes Spiel: darauf hoffen, dass sich zufällig eine Konterchance bietet und hinten mit Glück kein Tor bekommen.
Die Rechnung ging in der 47. Minute, praktisch mit dem Pausenpfiff, auf: Mit der ersten richtigen Chance traf Karagounis in seinem 120.
Länderspiel (ein paar davon brachten ihm 2004 den EM-Titel) zum 1:0. Serviert hatte ihm die Kugel ausgerechnet der Russe Schirkow.
Geteilte Freud’
Zuvor hatten unter anderem Kerschakow, Dsagojew, Außenverteidiger Schirkow, Arschawin oder Gluschakow gute Chancen für die Russen verhaut. Zur Pause war klar: Nachdem in Breslau noch kein Tor gefallen war, standen zu dieser Zeit die beiden Kontrahenten
Russland und Griechenland im Viertelfinale.
Beide Teams suchten weiter den Torerfolg. Gekas kam im Strafraum freistehend an den Ball, konnte aber nichts damit anfangen. Samaras zeichnete sich durch bessere Ballbehandlung aus, sein Solo schloss der Celtic-Glasgow-Legionär mit einem guten Schuss ab. Gar nicht gefallen hat das Match Russlands Coach Dick Advocaat, der am Rande des Spielfelds am Rande eines Nervenzusammenbruchs war. Salpingidis vergab in der 60. Minute die Chance auf das 2:0, Tzavellas traf zehn Minuten gar nur das Lattenkreuz.
Kein Warschauer Pakt
Natürlich hörten die Russen, dass Tschechien in Breslau in Führung lag, und schon alleine deshalb konnte es gar nicht zu einem
Warschauer Pakt kommen. Die Russen stemmten sich gegen das vorzeitige Aus und warfen alles nach vorne. Die Bemühungen blieben freilich unbelohnt. Besonders bitter: Die Russen verloren trotz eines Torschussverhältnisses von 10:2 und eines Eckballverhältnisses von 12:5.
Nach dem 1:0-Sieg der Tschechen müssen sie aufgrund der Niederlage im direkten Duell gegen die Griechen ihren Fans Richtung Heimat folgen. Hooligans waren ja nach Straßenschlachten bereits des Landes verwiesen worden.
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