Fünf Vorbilder für den SKN St. Pölten

Eine Fußballmannschaft feiert mit der Trophäe den Gewinn des Samsung Cup 2013.
Der Underdog aus Niederösterreich fordert in Klagenfurt Favorit und Meister Salzburg heraus.

Und wieder einmal gibt es es, das viel strapazierte Duell David gegen Goliath im österreichischen Cup-Finale: Zweitdivisionär SKN St. Pölten fordert am Sonntag in Klagenfurt Meister Salzburg (16.30 Uhr, live ORFeins). Die Niederösterreicher gelten als krasser Außenseiter, aber es wäre nicht das erste Mal, sollte der David den Goliath niederstrecken. Österreichs Cup ist reich an Sensationen. Der KURIER blickt zurück auf die fünf größten Überraschungscoups der fast 100-jährigen Bewerbsgeschichte.

1938 Schwarz-Rot

Wien Viele werden sich fragen: Wer ist denn das? Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Klub, den viele ältere Semester ganz sicher kennen werden, nämlich der Wiener Athletiksport Club oder kurz WAC. Der im Prater beheimatete Verein schaffte im letzten Bewerb vor dem zweiten Weltkrieg als Zweitligist das Kunststück, den Cup zu gewinnen. Das Interesse am Finale nach dem Anschluss an Deutschland hielt sich in Grenzen . Nur 8000 Zuschauer sahen das 1:0 im Wiener Stadion gegen den Sportklub. Der WAC hieß damals übrigens Schwarz-Rot Wien, weil sich die Fußballsektion kurzfristig vom Gesamtverein abgespalten hatte. Österreichs Meister des Jahres 1915 gewann auch noch 1931 und 1959 den Cup – beide Male aber als Erstliga-Verein. Mittlerweile wird beim WAC nur mehr hobbymäßig gekickt. 1969 war eine Spielgemeinschaft mit der Austria eingegangen worden, 1973 zur Fusion gekommen, 1977 verschwand der traditionsreiche Name endgültig von der Fußball-Bildfläche.

1988 Kremser SC

Nach dem 2. Weltkrieg dauerte es eine Ewigkeit, bis es wieder eine Cup-Finalsensation gab. 1988 war es so weit: Der damalige Zweitdivisionär Kremser SC setzte sich in zwei Finalspielen gegen die mit Swarowski-Millionen aufgepäppelte Truppe des FC Tirol durch. Nach dem 2:0-Heimsieg reichte eine 1:3-Auswärtsniederlage. Ein Tor von Erwin Wolf am alten Innsbrucker Tivoli brachte den Cupsieg. Das Duell war auch eines zweier Trainer mit dem gleichen Vornamen: Ernst Weber besiegte Ernst Happel. Dem gelang im Jahr darauf die Revanche. Happels FC Tirol gewann den Cup trotz einer 0:2-Hinspielniederlage gegen die Admira, die mittlerweile von Ernst Weber betreut wurde – dank eines 6:2-Heimsieges. Krems stieg zwar ein Jahr nach dem größten Erfolg der Klubgeschichte in die oberste Liga auf, hielt sich dort aber nur drei Jahre. Der Weg führte bis in die Fünftklassigkeit. Diese Saison gelang aber wieder ein Erfolg: der Meistertitel in der 2. Landesliga West.

1991 SV Stockerau

Nur drei Jahre nach Ernst Happel erlebte mit Hans Krankl eine weitere österreichische Fußball-Legende in einem Cup-Finale sein Waterloo. "Die Spieler haben sich fast alle vor Angst in die Hose gemacht", kommentierte der damalige Rapid-Trainer das peinliche 1:2 gegen den Zweitligisten Stockerau, der mit Willy Kreuz von einem weiteren Cordoba-Held betreut wurde. Für die Niederösterreicher war der größte Triumph der Klubhistorie. Kurz danach gab es noch zwei Europacup-Duelle gegen Tottenham. Aber dann begann der schleichende Abstieg. Mittlerweile spielt der Klub in der 2. Landesliga Ost gegen Scheiblingkirchen, Absdorf und Langenlebarn.

2001 FC Kärnten

Es war der erste ganz große Erfolg für Trainer Walter Schachner: Im Happel-Stadion besiegte der Steirer mit dem Klub-Konstrukt, das aus der Spielgemeinschaft Austria Klagenfurt/VSV entstanden ist, den Serienmeister FC Tirol 2001 nach Verlängerung 2:1. Den FC Kärnten gibt es nicht mehr. Der Verein hatte sich finanziell übernommen, 2009 musste mitten in der Regionalliga-Saison der Spielbetrieb eingestellt werden.

2013 FC Pasching

SKN-St-Pölten-Trainer Gerald Baumgartner weiß, wie Cup-Sensationen gelingen können. Er führte mit dem Linzer Vorortklub sogar einen Drittligisten zum finalen Triumph. Die Austria-Meisterkicker wurden im Happel-Stadion 1:0 besiegt. Mittlerweile ist Spitzenfußball in Pasching passe, denn Red Bull wird die Unterstützung auf ein Minimum zurückfahren. Der noch regierende Cupsieger wird zum Kooperationsverein des LASK degradiert.

Rapid schaut zu
Um 16.30 Uhr (ORFeins live) wird das 79. ÖFB-Cupfinale angepfiffen. Im Klagenfurter Wörthersee-Stadion werden 10.000 Besucher erwartet.
Sollte St. Pölten gewinnen, steigt der SKN erst im Play-off in die Europa-League-Qualifikation ein, Rapid zwei Runden zuvor. Sollte Salzburg gewinnen, tauscht Rapid mit dem SKN den Starttermin.

SKN komplett
Salzburg fehlen Mané (gesperrt), Svento, Gustafsson, Rodnei und Vorsah (alle verletzt). Ramalho (Adduktoren) und Alan (Muskel-Probleme) sind fraglich. Bei St. Pölten ist Stammtorhüter Riegler wieder fit, wird aber noch von Kostner vertreten.

Gerald Baumgartner hat noch nie einen Verein aus der ersten Spielklasse trainiert. Die Medienarbeit des 49-jährigen Salzburgers ist trotzdem erstklassig. Wer den SKN-Coach anruft und wartet, bis dieser auf seinem Mobiltelefon abhebt, hört als Hintergrundmusik „Surfin’ USA“ von den Beach Boys. „Es rufen derzeit so viele Journalisten an, dass ich nicht immer gleich abheben kann. Da hab’ ich mir gedacht, sie sollen beim Warten etwas hören, das positive Stimmung verbreitet.“

Die positive Arbeit des aktuellen Cupsiegers strahlt bis nach Deutschland aus: Das Qualitätsblatt Süddeutsche Zeitung porträtierte „Europas größten Pokalschreck“. Die unglaubliche Serie begann beim damaligen Zweitligisten Salzburg Juniors, setzte sich mit Drittligist Pasching fort und hält beim Zweitligisten SKN bis zum heutigen Finale. 14 Spiele, 14 Siege. St. Pöltens Europacup-Qualifikation ist schon fixiert. Kein Wunder, dass der frühere Bundesliga-Stürmer bei der Trainersuche der Austria als Alternative zu Favorit Manfred Schmid gilt.

Vorbild

Salzburg Baumgartner konzentriert sich vorerst nur auf die Titelverteidigung: „Wenn man schon so weit kommt, möchte man auch gewinnen. Das Finale wird eine geile Sache, auch wenn kaum etwas für uns spricht.“ Im Duell mit Salzburg-Trainer Roger Schmidt steht es übrigens 1:0 für Baumgartner – 2:1 wurde 2013 im Semifinale, noch dazu in Salzburg, gewonnen. Wobei Baumgartner relativiert: „Dieses Team ist nicht mehr mit dem damaligen Salzburg zu vergleichen. Sie spielen mittlerweile einen sehr aggressiven, modernen und offensiven Fußball.“

Dass Schmidt nach der Analyse der St. Pöltner Sensation im Semifinale gegen Sturm ähnliche Attribute für den Gegner erwähnte, ist kein Zufall. „Salzburgs Spielweise ist vorbildhaft. Wir haben einen ähnlichen Weg eingeschlagen, wenn auch auf anderem Niveau“, erklärt Baumgartner.
Um auf alles vorbereitet zu sein, wurde für ein Elfmeterschießen geübt. „Wir sind ja nicht auf Betriebsausflug hier“, stellt Verteidiger Andreas Dober klar.

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