Die Fußball-Bundesliga zwischen Sein und Nichtsein

Die Fußball-Bundesliga zwischen Sein und Nichtsein
Corona stürzt Österreichs Klubs in die Krise – Fragen zur ungewissen Lage in der heimischen Liga.

Quo vadis, Bundesliga? Noch nie in der Geschichte der 1974 gegründeten Liga war eine Antwort darauf so schwierig. Man könnte auch sagen: Wirklich niemand weiß während der Corona-Krise, wie es weitergeht.

Jedenfalls steht fest: Sollte das eintreten, was renommierte Virologen vermuten – nämlich, dass in diesem Kalenderjahr gar keine Spiele mehr vor Publikum möglich sein werden – dann wäre es mit der Bundesliga in der bisher bekannten Form vorbei. Eine reine Überlebensfrage, denn sehr viele Vereine würden Fußball ohne Fans (und die somit wegfallenden Einnahmen) nicht bis 2021 überleben.

Die Antworten zu einigen der vielen offenen Fragen:

Wem hilft die Kurzarbeit?

Besonders den kleineren Vereinen, bei denen Fix-Gehälter über 5.370 Euro brutto pro Monat selten sind. Denn Gehaltsanteile, die darüber liegen, müssen Klubs ohne Hilfe des Staates weiterhin auszahlen – auch wenn es derzeit keine Einnahmen gibt. Deswegen laufen bei Rapid Gespräche über einen Gehaltsverzicht für Profis, wie ihn die Geschäftsführer Barisic und Peschek für sich bereits beschlossen haben. Der LASK hat im Europacup Millionen verdient, verzichtet auf Kurzarbeit und hat mit den Profis und dem Trainerteam gleich einen Gehaltsverzicht ausgehandelt. Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle werden bei voller Lohnfortzahlung administrative Tätigkeiten übernehmen. Und zwar beim Roten Kreuz Oberösterreich. Salzburg ist mit einem prall gefüllten Festgeldkonto und der Unterstützung von Red Bull ein Sonderfall.

Die Fußball-Bundesliga zwischen Sein und Nichtsein

Wann müssen Entscheidungen fallen?

Ursprünglich wollte die Bundesliga noch vor Ostern abstimmen, ob im Mai wieder mit dem Training begonnen werden darf. Da aber auch die Regierung noch berät, was das Coronavirus wann wieder zulässt, könnte sich die nächste Videokonferenz nach hinten verschieben. Denn mühsam verhandelte Beschlüsse, die dann mit Blick auf die Verordnungen der Politik ohnehin nicht halten, wären sinnlos.

Was würde ein Saisonabbruch bedeuten?

Das wäre für die meisten Vereine wahrlich eine Katastrophe. Fehlende Tranchen der TV-Gelder würden nicht mehr ausgezahlt werden, Sponsoren könnten ihre Zahlungen wegen nicht erbrachter Gegenleistungen einbehalten. Und was Vereine mit überdurchschnittlich vielen Abonnenten wie Rapid besonders hart treffen würde: Fans könnten rund ein Drittel des Preises ihres Saison-Abos zurückfordern. Diese Einnahmen aus dem vergangenen Sommer sind in der Regel aber schon längst wieder ausgegeben.

Sport-Welt, international: Die Sport-Vereine kommen derzeit auf der ganzen Welt  finanziell unter Druck. Zum Beispiel hat der FC Barcelona nach dem Scheitern von Verhandlungen über einen Gehaltsverzicht mit seinen Stars der Mannschaft und vielen Mitarbeitern die Arbeitszeit und damit den Lohn gekürzt. Laut spanischem Recht können Unternehmen im Falle höherer Gewalt zu solchen Mitteln greifen.

In der nordamerikanischen Basketballliga NBA müssen die Liga-Mitarbeiter auf 20 Prozent ihres Grundgehalts verzichten. Den Stars drohen erst bei einem Abbruch oder einer Verkürzung der Saison Gehaltseinbußen, da auch Pandemien in den Verträgen berücksichtigt sind. Derzeit ist die Meisterschaft nur unterbrochen.

Insgesamt könnte der Verlust in den amerikanischen Sportligen gigantisch sein. Laut einer Analyse des Magazins Forbes verlieren NBA (Basketball), NHL (Eishockey), MLS (Fußball) und MLB (Baseball) zehn Milliarden Dollar (9,1 Milliarden Euro), wenn die Saisonen abgebrochen werden müssen. Die Footballer der NFL sind noch gar nicht einberechnet, weil die Saison erst im September beginnen soll.

Könnten sich Vereine mit Notverkäufen über den Sommer retten?

Das ist unwahrscheinlich. Einige Transfer-Experten sagen zum KURIER einheitlich, dass der Markt wohl komplett zusammenbrechen wird.

Kaum ein Verein kann es derzeit riskieren, per Unterschrift neue Ausgaben zu besiegeln. Spieler, die vor einem Monat noch für Millionentransfers gehandelt wurden, könnten zu Ladenhüter werden.

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