Chaos und Krise bei Rapid

Nach dem 0:2 im Heimspiel gegen den WAC ist die Krise nicht nur sportlicher Natur.

In Hütteldorf ist Feuer am Dach - keine große Überraschung nach der durchaus verdienten Heimniederlage gegen Aufsteiger WAC. "So schlecht, wie wir heute gespielt haben, das ist nicht zu verstehen. Ich habe kein System erkannt", kritisierte Rapid-Präsident Rudolf Edlinger.

Und fügte hinzu: "Wir werden im Präsidium über alles nachdenken. Es ist klar, dass es Veränderungen geben muss". Das könnte man, auch ohne Flöhe husten zu hören, durchaus als Infragestellung von Trainer Peter Schöttel interpretieren.

Dass er selbst seinen Posten räumen könnte schloss Rapids Vereinschef so gut wie aus. "Es ist alles offen, aber in so einer Situation verlässt man den Verein nicht", sagte Edlinger. Für die Fans ist allerdings Edlinger und der gesamte Vorstand Buhmann - der Auszug wurde mit "Vorstand raus" Sprechchören eingeleitet.

Schöttel selbst gab sich nach außen hin gelassen. "Ich gehe davon aus, dass ich auch am Samstag gegen Mattersburg Trainer sein werde. Ich glaube schon, dass ich die Mannschaft noch erreiche." Im Pappelstadion muss sein Team im Duell zweier kriselnder Klubs Wiedergutmachung betreiben, um nicht noch tiefer abzurutschen.

Vier Punkte in fünf Runde

Die Wiener haben aus den jüngsten fünf Runden nur vier Punkte geholt, zuletzt gab es zwei Niederlagen. Die Tabellenspitze scheint außer Reichweite, der Abstand auf den Erzrivalen Austria (9 Punkte) und Titelverteidiger Salzburg (7) wuchs deutlich an. Zudem ist für die Hütteldorfer auch Rang drei in Gefahr, Sturm ist bis auf zwei Zähler herangerückt. "Salzburg ist außer Frage und die Austria vom Gesamtpaket besser als wir. Es überrascht mich nicht, dass wir mit Sturm um Platz drei spielen", schätzte Schöttel die Situation realistisch ein.

Viel bitterer als die Tabellensituation war die Vorstellung der Wiener gegen den Aufsteiger. Selten hat sich eine Rapid-Mannschaft vor eigenem Publikum so ideenlos und harmlos präsentiert. Eine Doppelchance von Christopher Trimmel unmittelbar nach dem 0:2 war die einzige nennenswerte Ausbeute. Zudem wurden einmal mehr Mängel in der Defensive deutlich, die "Rapid-Schreck" Christian Falk (6., 48.) ausnützte.

Vor einem Monat wollte Präsident Rudolf Edlinger den Vertrag mit Peter Schöttel noch vorzeitig verlängern. Nach der desolaten Vorstellung beim 0:2 gegen den WAC gab es am Sonntag erstmals nicht mehr die volle Rückendeckung für den Cheftrainer.

"So ein schlechtes Spiel ist nicht verständlich. Wir werden im Präsidium über alles nachdenken. Es ist klar, dass es Veränderungen geben muss", erklärte Edlinger, der Schöttels Posten von diesen Überlegungen vor dem Spiel in Mattersburg nicht ausnehmen will.

Bauernopfer

Offensichtlich gibt es Strömungen im Verein, die sich den in der Öffentlichkeit meist alleine gelassenen Trainer in der Krise als Bauernopfer vorstellen können. Auch, um nach vielen Verfehlungen (fehlende Einnahmen, keine einheitliche Linie beim Fan-Thema, keine Lösung für die Stadionproblematik) den eigenen Kopf retten zu können.

Dabei hatten die frustrierten Fans nicht die Ablöse des Trainers gefordert, sondern des Vorstands. Schöttel genießt beim Anhang aufgrund seiner einzigartigen Vereinstreue (noch) einen Bonus. Selbst zurücktreten will Edlinger – dessen Amtsperiode in einem Jahr ausläuft – vorerst nicht: "Ich will den Verein in so einer heiklen Situation nicht verlassen."

Schöttel bleibt ruhig: "Es gibt Trainer, die öffentlich Verstärkungen fordern, dann noch Erfolg haben und verbrannte Erde hinterlassen. So einer will ich nie sein."

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