Sturm tritt bei Ajax als zuversichtlicher Außenseiter an

Antreiber: Die Ideen von Peter Zulj sind in Amsterdam gefragt.
"Sind auf Sieg getrimmt", sagt der Grazer Regisseur Peter Zulj vor dem Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation.

Als Außenseiter, aber mit viel Zuversicht startet Vizemeister Sturm Graz am Mittwoch (20.30 Uhr/live ORFeins) gegen Ajax in Amsterdam in die Champions-League-Qualifikation. Das Premierenduell mit dem niederländischen Rekordmeister soll ausgekostet werden. „Wir haben uns den Traum von der Champions-League-Gruppenphase selbst erarbeitet, wollen den auch leben“, betont Sturm-Coach Heiko Vogel. Sturm startete bisher fünf Mal in die Qualifikation für die Champions League. Drei Mal gelang dabei der Sprung in die Gruppenphase, vielleicht ein gutes Omen.

Teamspieler Peter Zulj sieht Ajax zwar klar in der Favoritenrolle, „aber wir sind auch in Amsterdam auf Sieg getrimmt, alles andere wäre falsch“. Man wisse um die Chancen im Konter. „In den Umschaltphasen werden wir unsere Räume bekommen, die müssen wir dann nützen“, weiß Zulj zu berichten. Kapitän Hierländer ist vor dem Duell mit Ex-Rapidler Wöber Realist: „Wir brauchen zwei Topleistungen.“

Der Kaderumbruch nach dem Cup-Erfolg war in der spielfreien Zeit ein Grazer Dauerthema. Trainer Vogel steht vor der Herausforderung, in kurzer Zeit wieder eine harmonierende Elf auf den Rasen zu bringen.

Ajax noch nicht in Form

Die Vorbereitung lief auch bei Ajax nicht rund. Spätestens nach einem alarmierend schwachen Test gegen Anderlecht (1:3) schrillten die Alarmglocken. Schlüsselspieler, wie die WM-Teilnehmer Hakim Ziyech (Marokko), Nicolas Tagliafico (Argentinien) sowie die beiden Dänen Lasse Schöne und Kasper Dolberg stiegen spät ins Training ein. Neuerwerbung Dusan Tadic könnte laut der gewöhnlich gut informierten niederländischen Tageszeitung De Telegraaf im Hinspiel eine Joker-Rolle zukommen, Rückkehrer Daley Blind stieß mit erheblichem Trainingsrückstand dazu.

Ajax hat in seiner 118-jährigen Klubgeschichte alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: Die Champions League durch den 1:0-Finalerfolg am 24. Mai 1995 in Wien gegen den AC Milan, davor von 1971 bis 1973 dreimal in Serie den Meistercup, den Europacup der Cupsieger 1987 und den UEFA-Cup 1992. "Ajax ist einer der ganz großen Vereine in Europa, mit unglaublich vielen Facetten: Landesmeistertitel, großen Spielern wie Johann Cruyff, die Ajax-Schule, die weltweit versucht wurde zu kopieren, Voetbal totaal", schwärmte Vogel. "All das liegt in der Vergangenheit, aber vieles von dem Glanz ist noch in Ajax."

Der bisher letzte von 33 Meistertiteln der Amsterdamer liegt allerdings bereits vier Jahre zurück. Auch deshalb holte Sportdirektor Marc Overmars entgegen der Einkaufspolitik der vergangenen Jahre mit Tadic (29), Blind (28) und Zakaria Labyad (25) drei erfahrene Spieler. "Wir sind sicher noch einmal besser geworden", sagte Österreichs Ajax-Legionär Maximilian Wöber. Auch wenn Tadic und Blind nicht in der Startformation erwartet werden.

"Es ist immer noch eine Riesentruppe, die 2016/17 im Europa-Cup-Finale gegen Manchester United stand", erinnerte Vogel. Auch Hierländer weiß: "Die Mannschaft ist auf jeder Position top besetzt." Das sportliche Kräfteverhältnis wird der Vergleich auf dem Rasen widerspiegeln, der finanzielle Unterschied ist bereits im Vorfeld augenscheinlich. Auf Sponsor-Ebene schlossen die Niederländer erst vor wenigen Wochen einen großen Deal mit Adidas ab, der dem Klub bis 2025 an die 50 Millionen Euro einbringt. Rückkehrer Blind war Ajax 16 Millionen Euro wert - eine Summe, die in etwa dem Jahresbudget von Sturm entspricht.

Gemeinsame Trauerminute

Vor dem Spiel wird eine gemeinsame Trauerminute für den kürzlich verstorbenen Heinz Schilcher abgehalten. Der frühere Sturm-Spieler und -Manager der erfolgreichen Trainer-Ära von Ivica Osim war auch Mitglied jener Ajax-Mannschaft, die Anfang der 1970er-Jahre mit Johann Cruyff den europäischen Klub-Fußball dominierte.

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