Italien jammert über die Krise

Ein Fußballspieler wird von einem Trainer getröstet.
England, Deutschland und Spanien stellen elf der letzten 16 Klubs, Italien nur einen.

Neapel holte zwölf Punkte und darf trotzdem nicht in der Champions League überwintern – das 2:0 über den FC Arsenal war zu wenig. So etwas gab es noch nie in diesem renommiertesten Klubbewerb der Welt. Zum Vergleich: St. Petersburg stieg mit sechs Punkten ins Achtelfinale auf.

Nach dem Schlusspfiff konnte Gonzalo Higuain seine Tränen nicht mehr zurückhalten. „So auszuscheiden ist unglaublich. Absurd. Ich kann es nicht glauben“, klagte Higuain. „Der Traum löst sich plötzlich auf. Die Todesgruppe kennt kein Pardon“, schrieb die Gazzetta dello Sport, nachdem das späte Siegtor von Borussia Dortmund bei Olympique Marseille alle Hoffnungen der Italiener zerstört hatte. „Es ist ungerecht, dass wir ausscheiden, das haben wir nicht verdient“, bilanzierte Torschütze Higuain. „Wir gehen mit erhobenem Haupt“, sagte Präsident Aurelio de Laurentiis.

Schnee von gestern

Während Neapel mit seinem Schicksal haderte, beklagte Juventus Turin die Umstände der 0:1-Niederlage bei Galatasaray Istanbul, die dem italienischen Rekordmeister das Aus brachte. „Merci Michel! Juve auch wegen der UEFA von Platini ausgeschieden“, titelte die Zeitung Tuttosport. Nachdem die Partie wegen Schneefalls am Dienstag unterbrochen werden musste, wurde das Spiel nach einer Entscheidung der UEFA am Mittwoch trotz extrem schlechter Platzverhältnisse fortgesetzt.

Zwei Männer schaufeln Schnee von einem Fußballfeld in einem Stadion.

TURKEY SOCCER UEFA CHAMPIONS LEAGUE
Mitarbeiter räumen Schnee von einem Fußballfeld in einem Stadion.

TURKEY SOCCER UEFA CHAMPIONS LEAGUE
Zwei Fußballspieler kämpfen im Schneefall um den Ball.

Llorente of Juventus challenge Zan of Galatasaray
Fußballspieler feiern vor einer jubelnden Menschenmenge mit Bengalischen Feuern.

Team players of Galatasaray selebrate their goal a

„Das war kein Fußballspiel, wir haben es nicht einmal geschafft, zu schießen“, schimpfte Verteidiger Giorgio Chiellini. Juve hatte beantragt, das Spiel zu verschieben, doch ohne Erfolg. „Der Schiedsrichter hat mich wütend gemacht. Es gab den festen Willen zu spielen, aber das ist kein Sport“, klagte auch Trainer Antonio Conte. „Es tut weh, so aus einem so wichtigen Wettbewerb auszuscheiden. Ich bin sicher, dass es auf einem besseren Platz ein anderes Spiel gewesen wäre.“ Vor allem der deutsche UEFA-Delegierte Bernd Barutta wurde in den italienischen Medien heftig kritisiert. „Er hat das offizielle Siegel auf die türkische Schande gesetzt“, schrieb Tuttosport. Die Zeitung vermutete eine weitere Verschwörung: Die Hälfte, in der Juventus für 45 Minuten lang angreifen musste, sei absichtlich stärker ruiniert worden. „Die Posse war, dass man in der Hälfte, in der wir angegriffen haben, nicht wirklich spielen konnte“, schimpfte Conte.

Nun will sich Juve auf die Europa League konzentrieren und das Finale im eigenen Stadion erreichen. Weiteres Trostpflaster für die arg gebeutelten Italiener: Mit Roberto Mancini (Galatasaray Istanbul), Carlo Ancelotti (Real Madrid), Massimiliano Allegri (AC Milan) und Luciano Spalletti (Zenit St. Petersburg) sind zumindest vier italienische Trainer im Königsklassen-Achtelfinale dabei.

Als einziger Vertreter des italienischen Fußballs ist nur noch der AC Milan im Bewerb vertreten – so schlecht stand Italien im aktuellen Champions-League-Format noch nie da. Erstmals, seit in der Königsklasse seit der Saison 1999/2000 wieder eine Runde der besten 16 Teams ausgespielt wurde, ist nur ein Klub aus Italien dabei. „Ohne Selbstmitleid oder Scheinheiligkeit: Das ist Krise“, analysierte die Gazzetta dello Sport am Donnerstag verbittert das miserable Abschneiden.

Abstand wird größer

„Wir sind stolz. Aber es könnten mehr italienische Mannschaften weiter sein. Das ist enttäuschend“, meinte Milan-Stürmer Mario Balotelli. Seine Mailänder gelten aber aufgrund der schwachen Vorstellungen in der italienischen Meisterschaft nicht unbedingt als schweres Los am Montag ab 12 Uhr.

Während England und Deutschland mit je vier und Spanien mit drei Teams im Achtelfinale antreten, ist der Rückstand der Italiener kaum noch zu übersehen. Italien ist von den großen Ligen weit entfernt, Italien hat als Vierter der UEFA-Fünfjahreswertung bereits mehr als 16 Punkte Rückstand auf Platz drei und dem damit verbundenen vierten Champions-League-Startplatz. Italien ist nur noch auf Augenhöhe mit Griechenland (Piräus), Türkei (Galatasaray), Russland (Zenit) und Frankreich (Paris Saint-Germain).

Die Achtelfinalisten der Champions League:

Kommentare