Die Meisterschaft der Ausreden

Gerald Baumgartner sah seine Mannschaft gegen Admira vom Schiedsrichter benachteiligt.
Schlechter Platz, schlechter Schiedsrichter, schlechte Trainingsbedingungen - die Loser des Bundesliga-Wochenendes fanden viele Gründe für ihr Versagen.

In der 25. Runde hat sich in der österreichischen Bundesliga die Spreu vom Weizen getrennt - zumindest in der oberen Tabellenhälfte. Salzburg wahrte am Sonntag mit einem hochverdienten 2:1-Erfolg gegen Sturm Graz den Neun-Punkte-Vorsprung auf Rapid und Altach. Aber auch die beiden Verfolger konnten ihre Spiele gewinnen. Rapid hatte gegen Grödig keine Probleme (4:0), Altach besiegte die zuletzt starken Rieder mit 2:1. Einen neuerlichen Dämpfer gab es für die Austria mit dem 1:1 bei Schlusslicht Admira, aber nicht nur Spieler und Verantwortliche der Wiener hatten die passenden Ausreden für ihr Scheitern parat ....

Schauplatz Salzburg: "Wir haben 90 Minuten gekämpft, es war unser fünftes Spiel in zwei Wochen - uns sind dann auch die Kräfte ausgegangen", meinte Sturm-Spieler Thorsten Schick nach der 1:2-Niederlage beim Tabellenführer. Das stimmt natürlich, aber damit hatten die Grazer in den letzten beiden Wochen auch nur ein Spiel mehr als die wesentlich frischer wirkenden Salzburger, die dazu noch im Frühjahr 2015 eine englische Woche mehr in den Beinen haben als der Sonntagsgegner. Auch die Gesamtanzahl der Spiele spricht nicht für Schicks These: Der Meister hat in dieser Saison schon zwölf Pflichtspiele mehr absolviert als die Grazer, die in dieser Saison ja nicht im Europacup engagiert waren.

Schauplatz Wien: Grödig wartet im Jahr 2015 noch immer auf einen Punktegewinn. Da ist es logisch, dass Trainer Michael Baur um seinen Job zittern muss. Der Tiroler übte sich vielleicht auch deshalb nach dem blamablen Auftreten beim 0:4 bei Rapid im Suchen nach der perfekten Ausrede für den Negativlauf: "Die Situation ist angespannt, auch was das Personal betrifft. Wir konnten in diesem Jahr nur auf Kunstrasen trainieren. Im Herbst hatten wir keine Muskelverletzungen, jetzt mehrere - das wird damit zu tun haben", brachte Baur vor. Aber warum mussten die Grödiger nur auf Kunstrasen trainieren? Warum haben sie keinen ordentlichen Rasenplatz? Die Antwort ist relativ einfach: Die Familie Haas, die alleine dafür verantwortlich ist, dass Grödig bis in die Bundesliga aufgestiegen ist, investierte jahrelang nur in den sportlichen Bereich, aber nicht in die Infrastruktur. Diese Versäumnisse können nun nicht alle auf einmal wettgemacht werden.

Schauplatz Südstadt: Die Meister der Ausreden waren an diesem Wochenende aber Austria-Trainer Baumgartner und seine Spieler nach dem schwachen Auftritt beim Remis in der Südstadt. Der Platz sei so schlecht gewesen, dass die Austria ihr Spiel nicht aufziehen konnte. „Wir versuchen normalerweise die Räume frei zu kombinieren. Aber auf diesem Platz ist es sehr riskant und auch gefährlich", versuchte Tormann Heinz Lindner zu erklären. Und Kapitän Markus Suttner fügte hinzu: "Wir haben deshalb nur mit hohen Bällen agiert." Komisch nur, dass Gegner Admira, immerhin nur Schlusslicht der Liga, auf dem fast 50 Jahre alten Platz, der im Februar und März schon traditionell nicht im besten Zustand ist, durchaus ansehnliche Offensivaktionen zusammenbrachte. Auch die Aufstellung von Trainer Gerald Baumgartner mit dem 1,94 großen Marco Kvasina in der Spielmacherrolle lässt den Schluss zu, dass die hohen Bälle in die Spitze gar nicht so ungeplant waren wie es nach dem 1:1 dargestellt worden ist.

Baumgartner hat aber auch noch einen anderen Grund für die neuerlich enttäuschende Leistung parat: "Der Unparteiische hat heute leider zwei Fehler gemacht. In Hälfte eins ist uns nach einer Attacke des Tormanns an Holzhauser ein Elfmeter vorenthalten worden, beim Ausgleich stand Schicker im Abseits. Das alles ist sehr ärgerlich", sagte der Austria-Trainer. Geleitet wurde das Spiel am Samstag übrigens von zwei Schiedsrichtern. Die Attacke von Admira-Goalie Kuttin an Holzhauser wertete noch Dieter Muckenhammer nicht als Foulvergehen, für die nicht geahndete Abseitsstellung von Schicker war Alexander Harkam zuständig, der seinen verletzten Kollegen in der Pause ablöste.

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