Brasilien ist auf der Suche nach sich selbst
Das ÖFB-Team trifft am Dienstag (19 Uhr/live ORF eins) im ausverkauften Happel-Stadion auf die erfolgreichste und wohl glamouröseste Fußball-Nationalmannschaft der Welt - die allerdings von schweren Selbstzweifeln geplagt wird. Das 1:7-Debakel im Semifinale der Heim-WM gegen Deutschland und das anschließende 0:3 gegen die Niederlande haben tiefe Wunden beim Rekordweltmeister hinterlassen.
Seit dem Desaster vor eigenem Publikum kämpfen die Brasilianer um die Wiederherstellung ihres guten Rufs im Weltfußball. Geschafft werden soll dies mit einer erneuerten Mannschaft, einem neuen Teamchef (Carlos Dunga) und einer Welt-Tournee, die Neymar und Co. in den vergangenen Wochen in die USA, nach China, Singapur und in die Türkei führte.

Im Gegensatz zu den Oktober-Partien berief der Nationaltrainer diesmal ausschließlich Europa-Legionäre in den Kader. Dadurch machte er sich Freunde bei den brasilianischen Vereins-Coaches, die sich gerade in der entscheidenden Saisonphase befinden und ihre Spieler nur ungern abgestellt hätten.
Aufwind
Doch nicht nur in punkto Kommunikation mit den Trainer-Kollegen befindet sich Dunga auf gutem Weg. Seit seinem Amtsantritt nach der WM gab es unter dem Nachfolger von Felipe Scolari gegen Kolumbien (1:0), Ecuador (1:0), Argentinien (2:0), Japan (4:0) und die Türkei (4:0) ausnahmslos Siege ohne Gegentore. Trotzdem hat sich die Stimmung an der Heimatfront noch nicht wirklich gebessert - wohl auch deshalb ist die "Selecao" seit der WM nicht mehr vor eigenem Publikum angetreten.
Verärgerte Fans sind jedoch nicht der einzige Grund, warum die Brasilianer ihre Länderspiele lieber in der Fremde austragen. Durch einen bis 2022 laufenden Vertrag mit der englischen Agentur "Pitch International" gibt es nämlich in Auswärtsspielen mehr zu verdienen. Für jedes Ländermatch außerhalb Brasiliens kassiert der brasilianische Fußball-Verband (CBF) von der Agentur eine Garantiesumme von einer Million Dollar.
Teurer Spaß
Wie das Fußball-Fachmagazin ballesterer unter Berufung auf brasilianische Medien berichtete, kassierte "Pitch International" vom türkischen Verband für das Brasilien-Gastspiel in Istanbul zwei Millionen Dollar (1,61 Mio. Euro). Welche Summe der ÖFB an die Agentur überweist, wurde nicht bekanntgegeben.
Das blamable Endrunden-Abschneiden hatte auf Funktionärsebene keine personellen Konsequenzen zur Folge. Der einzige ranghohe CBF-Mitarbeiter, der nach der WM gehen musste, war der Pressechef - und zwar nur deshalb, weil er im WM-Achtelfinale dem chilenischen Spieler Mauricio Pinilla im Kabinengang einen Schlag versetzte und von der FIFA gesperrt wurde.
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