Gegen Bodö: Wie Rapid-Legende Fjörtoft Sturms Chancen einschätzt

Rapid-Legende Fjörtoft kennt Sturm-Gegner Bodö/Glimt
Seit 17 Jahren wartet Norwegen auf das Comeback in der Champions League. Heuer könnte es so weit sein. Zumindest ist im Lager von Bodö/Glimt der Optimismus vor dem Play-off-Hinspiel am Mittwoch gegen Sturm Graz groß.
„So wie damals die legendäre Mannschaft von Rosenborg hat sich auch Bodö über Jahre zusammengespielt und gesteigert“, sagt Jan Age Fjörtoft. Der frühere Fanliebling von Rapid aus Norwegen sieht überraschend viele Parallelen zwischen der Mannschaft vom Polarkreis und den Grazern.
„Ein gewachsenes Team mit einem eingeübten Stil von einem Verein, der gewachsen ist, ohne Investorengelder – das sehe ich auf beiden Seiten“, erklärt Fjörtoft im KURIER-Gespräch.
Der TV-Experte, der in Norwegen die Premier League und für Sky regelmäßig die Champions League analysiert, sieht „eine klassische 50:50-Chance. Das klingt nach einem Klischee, ist aber wirklich so.“
Groß ist jedenfalls der Heimvorteil der Norweger, „dort, wo Santa Claus wohnt, wie die Engländer sagen“. Das liegt am Kunstrasen und am engen Stadion mit (nur) 8.000 Fans. „Zumindest erwartet Sturm weder Schnee noch Sturm.“
Roms Untergang als Start
Untergegangen im hohen Norden ist etwa AS Roma. Das 1:6 2021 in der Conference League war die höchste Pleite in der Ära von José Mourinho. „Und ein Startschuss für ganz Norwegen“, weiß Fjörtoft: „Ab da hatten wir wieder Selbstvertrauen, wie damals mit Rosenborg.“
Sprunghaft wurden die Ergebnisse der norwegischen Klubs besser, jetzt liegt die Liga mit Österreich in der UEFA-Wertung auf Augenhöhe. Ein Aufstieg von Sturm wäre also auch zur Absicherung des 15. Platzes (und damit von weiter fünf Europacup-Startern) ganz wichtig.
Es klingt vertraut, wenn Fjörtoft erzählt, dass nach den Erfolgen von Bodö die Ablösen für viele Spieler der Liga angestiegen sind: „Wie durch Red Bull bei Salzburg. Aber das Lustige ist, dass sich kaum ein Norweger im Ausland durchgesetzt hat, sie billig zurückkommen und dann gleich wieder funktionieren.“
Langzeittrainer Kjetil Knutsen – seit 2018 im Amt – weiß eben, wie er seine Besten in ein starkes Kollektiv fügt. Gespielt wird mit schnellen, flachen Pässen: „Das funktioniert am Kunstrasen besonders gut. Und das Mittelfeldzentrum mit drei Mann ist Motor und Herz zugleich.“
Nach dem sensationellen Lauf bis ins Europa-League-Halbfinale gegen Tottenham in der Vorsaison will der Klub aus dem hohen Norden ins Millionengeschäft: „Rosenborg hat das ein Jahrzehnt hindurch in Folge geschafft. Das war ein Wunder.“
Kaum Legionäre
Einen großen Unterschied zwischen den Kontrahenten gibt es doch: Bodö setzt weiter auf Norweger, während in Graz die Legionäre den ganz großen Erfolg gebracht haben. „Das hängt mit der verbesserten Arbeit in unseren Akademien zusammen“, weiß Fjörtoft. Und, das kann der 58-Jährige nach früheren Duellen mit Lilleström vor Ort selbst bestätigen: „Es ist schon ein weiter Weg, bis du bei Bodö/Glimt gelandet bist. Das ist für viele Legionäre nicht das Wunschziel.“
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