"Blatter, Game Over"

Sepp Blatter vor einem blauen FIFA-Hintergrund.
Das sagt die internationale Presse zum angekündigten Rücktritt von Sepp Blatter.

Sepp Blatters angekündigter Rücktritt als FIFA-Präsident hat natürlich für ein ausgiebiges Rauschen im Blätterwald gesorgt. Ein Überblick über die Reaktionen der Medien:

Süddeutsche Zeitung: "Zeitenwende im Fußball - Blatter tritt ab. Der FIFA-Präsident erklärt seinen Rücktritt, nachdem auch sein Generalsekretär in die Korruptionsaffäre verwickelt sein soll."

Bild: "Endlich Rücktritt. Blatter haut ab! US-Medien: FBI ermittelt gegen ihn. Rücktritt - weil seine früheren FIFA-Freunde über ihn auspacken?"

Handelsblatt: "Abschied des Paten. Die Ära von Joseph Blatter als Präsident der FIFA ist zu Ende. Der Ablauf der Ereignisse spricht für eine überstürzte Entscheidung."

Welt: "FIFA-Präsident Blatter macht den Abgang. Vier Tage nach seiner Wiederwahl zieht der 79-Jährige doch noch Konsequenzen aus den Korruptionsaffären beim Weltverband."

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Blatter tritt überraschend zurück. Am Dienstagabend gibt der FIFA-Präsident auf. Das hatte niemand erwartet. Mit Blatters Rückzug könnte der Weg frei werden - für eine Aufarbeitung und zugleich den personellen Neuanfang."

Berliner Morgenpost: "Die fünfte Amtszeit von Joseph Blatter als Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa ist die kürzeste: Nur vier Tage nach seiner Wiederwahl kündigte der Schweizer seinen Rücktritt an. Endlich, möchte man da spontan hinterher rufen. Denn das Schmierentheater seiner erneuten Wiederwahl hat dem Weltsport insgesamt eine schwere Glaubenskrise nie dagewesenen Ausmaßes beschert. Wer auch immer Blatters Nachfolger wird, sollte einen Strich ziehen und die Verfehlungen der Vergangenheit aufarbeiten, auch wenn es noch mal richtig schmerzhaft wird."

FRANKREICH

Libération: „FIFA Nostra. Heiliger Blatter, er hat uns bis zum Ende lachen lassen. (...) Was werden die 133 Verbandschefs denken, die für ihn gestimmt haben?“

Le Figaro: „Blatter hat also die Waffen gestreckt. Gerade mal vier Tage nach seiner Wiederwahl an die Spitze der FIFA. Eine unglaublich dramatische Wendung, verursacht durch eine weitere Enthüllung.“

Ouest-France: „Die überraschende Bekanntmachung hat die Wirkung einer Bombe für die Fußballwelt. Ein unfassbares Erdbeben nach den Maßstäben des Geschäfts Fußball. Er (Blatter) hielt sich für unzerstörbar, unbesiegbar, unverzichtbar.“

GROßBRITANNIEN

The Times: „Sepp Blatters Rücktritt als FIFA-Präsident war längst überfällig. Es ist gut, dass er geht. Die Beweise der US-Ermittlern scheinen zu bestätigen, dass die FIFA durch und durch verdorben war, und von einem Klüngel in einer Fünf-Sterne-Welt unter der nachsichtigen Aufsicht Blatters geführt wurde. Die FIFA muss nun einen unwahrscheinlich anmutenden Prozess einleiten, um einen ehrlichen Führer zu suchen.“

SPANIEN

El País: „Die anstehende Wahl eines neuen FIFA-Präsidenten ist ein idealer Moment, eine Neugründung des Weltfußballverbandes zu beginnen. Die Organisation darf nicht mehr die Möglichkeit zu korrupten Machenschaften bieten. (...) Das Management der FIFA zu ändern und den Verband zu einer transparenten Organisation zu machen, wird komplizierter sein.“

El Periódico de Catalunya: „Nur vier Tage nach seiner Wiederwahl erklärt Blatter seinen Rücktritt. Er hatte keine andere Wahl, als dem internen und externen Druck nachzugeben.“

Marca: „Blatter ergibt sich. In den USA wird angeblich auch gegen ihn wegen Korruptionsverdachts ermittelt.“

As: „Blatter sagt, er trete zurück, aber er bleibt weiter im Amt. Er führt die Geschäfte bis zur Abhaltung eines außerordentlichen Kongresses und der Wahl eines neuen Präsidenten.“

SCHWEIZ

Neue Zürcher Zeitung: „Dem Weltfußball dürften turbulente Wochen bevorstehen, wobei die zentralen Aspekte nicht nur Blatters Nachfolge, sondern auch die Beweggründe für seinen Abgang betreffen werden. Es gibt Spekulationen, Blatter gehe nicht einfach dem FIFA-Frieden zuliebe, sondern kapituliere vor juristischen Untersuchungen. Der Walliser steht zwar seit Jahren einer von Korruption geprägten Organisation vor, doch kriminelle Machenschaften sind ihm noch nicht nachgewiesen worden.“

Tages-Anzeiger: „Blatter wäre der falsche Mann gewesen, um die FIFA in die Zukunft zu führen, dafür war sein Name schon lange viel zu sehr belastet. Nun geht der 79-Jährige, das System aber bleibt. Es bleiben auch einige Funktionäre von fragwürdigem Ruf. Issa Hayatou, Senior-Vizepräsident und damit zweitoberster Fifa-Mann, gehört beispielsweise zu ihnen. Der Weltverband braucht deshalb weit mehr als Blatters Rücktritt.“

Blick: “Und jetzt geht er doch? Dann hat er etwas falsch gemacht? Liegt gegen ihn etwas Belastendes vor? Oder reicht ihm die Wiederwahl von letzter Woche für sein Vermächtnis? Oder sind es private Gründe? Noch am Kongress im Hallenstadion in Zürich-Oerlikon beteuerte Blatter, den Fußball vom Ruch der Korruption befreien zu wollen - als Präsident. (...) Bei seinem Abgang gestern tönt er anders, verbittert, geknickt.

"Blatter hat die FIFA zu dem gemacht, was sie ist"

ÖSTERREICH

Die Presse: „Eines aber dürfen alle Kritiker nicht vergessen: Blatter hat die FIFA zu dem gemacht, was sie ist; ein Unternehmen mit zwei Milliarden Dollar Jahresumsatz, ein Weltkonzern. Die Vermarktung des WM-Pokals ist ein Selbstläufer, jeder Amateur könnte es. (...) Blatter war ein Top-Manager mit Kontakten, Geschäftssinn und Verhandlungsgeschick. Die FIFA hat unter seiner Leitung den Fußball an den Bestbieter verkauft, ja; aber extrem hochpreisig. Und ausschließlich an dieser Summe wird nun sein Nachfolger gemessen.“

NIEDERLANDE

De Telegraaf: „Blatter, Game Over! ... Der Fußballkaiser Joseph 'Sepp' Blatter, der sich selbst unangreifbar wähnte, ist dann doch von seinem Thron gefallen.“

Trouw: „Gestern kam gleich im Westen Europas die Hoffnung auf, dass die FIFA doch gesäubert werden könnte. Aber so weit ist es noch nicht. Nicht nur, weil Europa sich erst selbst noch bereingen muss. Aber auch weil mit Sepp Blatter ein Gegner weicht, der immer noch in der Lage ist, trotz seiner Niederlage andere nicht gewinnen zu lassen.“

De Volkskrant: „Das Schiff, über das Sepp Blatter noch am Freitag nach seiner vierten Wiederwahl so feurig sprach, ist dann doch endgültig gestrandet. ... In seiner Periode als FIFA-Vorsitzender entwickelte sich die Organisation zu einer Geldmaschine von unglaublichem Ausmaß. Die Milliarden, die in die FIFA-Kasse strömten, waren zugleich der Brandstoff für eine endlose Reihe von Korruptionsskandalen.“

RUSSLAND

Kommersant: „Der Korruptionsskandal des Fußball-Weltverbandes hat eine sensationelle Fortsetzung erhalten. Der Rückzug von Joseph Blatter ist eine unangenehme Nachricht für Russland, das einer von Blatters treuesten Verbündeten im Kampf um den Präsidentenstuhl war.“

"Blatter wurde bei irgendetwas erwischt"

Rossijskaja Gaseta: „Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam die Erklärung des vergangene Woche gewählten FIFA-Präsidenten Joseph Blatter. (...) Blatter wurde bei irgendetwas erwischt. Ein Mensch bei völlig gesundem Verstand und Gedächtnis kann nicht innerhalb weniger Tage so drastisch seine scheinbar unerschütterliche Haltung ändern.“

Sowjetski Sport: „Es ist offensichtlich, dass nur ein sehr ernster Grund Blatter zum Rücktritt bewegen konnte, der immer taub gegen Kritik und Korruptionsvorwürfe in seiner Organisation war.“

Sport Express: „Der Rücktritt Blatters ist eine Tatsache, die für die russischen Interessen unangenehm und beunruhigend ist. (...) Aber da bislang nichts Ernstes (gegen Russland) bekanntgeworden ist, dürfte Blatters Rückzug keine fatalen Folgen für unsere Weltmeisterschaft (2018) haben.“

TSCHECHIEN

Lidove noviny: „Der gerissene Schweizer Funktionär hinterlässt eine Organisation, die sich nach seinen Prinzipien und seinen Regeln verhalten hat. Leider spielten sie der Korruption zu. Ein Verdacht fällt auf alle zurückliegenden Wahlen von WM-Veranstaltungsorten (Südafrika 2010, Brasilien 2014, Russland 2018 und Katar 2022). Beobachter sind der Überzeugung, dass Blatters Ende die schlechtestmögliche Nachricht für Katar ist, das die WM verlieren könnte.“

Pravo: „Der 79-jährige FIFA-Chef Sepp Blatter hat nur vier Tage nach seiner Wiederwahl den Rücktritt erklärt. Der Korruptionsskandal, der vorige Woche kurz vor dem Wahlkongress ausgebrochen war, hat ihm am Ende doch noch das Genick gebrochen.“

Hospodarske noviny: „Der FIFA-Skandal erschüttert weiter den Weltfußball. Sepp Blatter hat seinen Rücktritt als FIFA-Präsident nur wenige Tage nach Beginn seiner fünften Amtszeit erklärt. Viele Experten hatten seine Wiederwahl als Zeichen gewertet, dass der Weltfußball nicht bereit ist, sich von den zahlreichen Korruptionsskandalen zu distanzieren. Doch zuletzt forderten bedeutende Sponsoren, bei der FIFA den Kehraus zu machen. Kritisch äußerten sich unter anderem Vertreter von Coca-Cola und Adidas.“

"Ein Freudentag für den Fußball"

NORWEGEN

Aftenposten: „Ein Freudentag für den Fußball, aber entkorkt noch nicht den Champagner! Jetzt geht diese Epoche endlich zu Ende. Die Zeit wird zeigen, ob der Fußball in der Lage ist, sich zu behaupten nach all dem Müll, der in den letzten Wochen an die Oberfläche getreten ist.“

Verdens Gang: „Er klammerte sich an die Macht, als die Fußball-Delegierten versammelt waren, und gab sie auf, als alle wieder nach Hause gereist waren. So entwickelte sich Sepp Blatters Rolle im Machtspiel um den Weltfußball in vier Tagen von traurig bis absurd. (...) Die dramatische Entwicklung in den letzten Tagen bei der FIFA-Versammlung in Zürich beginnt mehr und mehr einem Skript für Hollywood zu ähneln.“

DÄNEMARK

Berlingske: „Es ist ein Glücksfall für den Fußball, dass Sepp Blatter zurückgetreten ist. Auch wenn man vorsichtig sein muss, nicht zu naiv gegenüber der Natur des politischen Handwerks auf diesem Niveau zu sein, so darf man doch annehmen, dass vieles besser wird. So wenig war gut unter Blatter.“

SCHWEDEN

Svenska Dagbladet: „Es gab keinen anderen Weg, um der vergammelten, abgestandenen Korruptions-Kultur in der FIFA ein Ende zu setzen. Obwohl Blatter nicht eines Verbrechens verdächtigt wird, ist er als Chef verantwortlich. Jetzt muss der ganze Dreck an die Oberfläche, soll das Reinigungsbad wirklich etwas bewirken.“

ISRAEL

YNET: „FIFA wird in der nächsten Zeit mit der Wahl eines neuen Präsidenten beschäftigt sein und die Beschäftigung mit den palästinensischen Beschwerden wird sich verzögern. Sollte UEFA-Chef Michel Platini gewählt werden, wären das gute Nachrichten für Israel. Platini war zuletzt die wichtigste Kraft bei der Unterstützung Israels gegen die Forderung der Palästinenser nach einem Ausschluss (aus der FIFA). Aber auch wenn der Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien gewählt wird ist das nicht unbedingt schlecht für Israel.“

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