Wer gibt im Schlager Bayern - Real den Ton an?

Arjen Robben im Zweikampf mit einem Spieler von Real Madrid.
Die Chancenverteilung für den heiß umkämpften Einzug ins Champions-League-Finale.

Nur kurz wird in der Champions League innegehalten. Vor den Semifinal-Rückspielen gibt es Schweigeminuten in Gedenken an die vor Kurzem verstorbenen Trainer Tito Vilanova und Vujadin Boskov. Auch in München wird am Dienstag vorerst geschwiegen (20.45 Uhr, live Puls 4, ZDF, SRFzwei und Sky). Nach der Minute wird es aber vorbei sein mit der Ruhe. Denn die Fans in München werden alles unternehmen, um ihre Bayern ins Endspiel zu treiben. Allerdings müssen die Münchner einen 0:1-Rückstand vom Hinspiel vor einer Woche aufholen. Und das gegen eine Star-Truppe. Ein Vergleich zweier Giganten im Fußball.

Eine Grafik, die die Statistiken von FC Bayern und Real Madrid vergleicht.

Bilder vom Hinspiel in Madrid:

Die Deutschen stehen am Dienstag unter Zugzwang: Sie müssen zumindest einen Treffer erzielen, um wieder ins Endspiel einzuziehen. Was spricht dafür, dass die Deutschen die Chance bekommen, als erste Mannschaft in der Geschichte der Champions League den Titel zu verteidigen?

Die Statistik
Von 21 Partien gegen Real Madrid in der Champions League und dem ehemaligen Meistercup hat Bayern elf gewonnen, die Spanier nur acht. 24:10 lautete das Torverhältnis für Bayern. Real hat noch nie in München gewonnen, hat neun Mal verloren und erst ein Remis geholt. Auch die Spieler wissen, dass München kein guter Boden für sie ist: „Wir müssen die negativen Erinnerungen verdrängen und positiv nach vorne schauen“, sagte Verteidiger Sergio Ramos.

Der Trainer
Zwar hat Carlo Ancelotti mit Real gegen die Bayern noch nie verloren (fünf Siege, ein Remis mit Milan, 1 Sieg mit Real), aber Josep Guardiola kennt Real Madrid in- und auswendig. Karim Benzema, der in Madrid das Siegestor geschossen hat, sagt: „Natürlich kennt uns Guardiola sehr gut.“ Doch der Franzose fügt hinzu: „Aber auch wir kennen ihn und wissen, wie er seine Mannschaften einstellt.“

Die Flügelzange
Arjen Robben und Franck Ribéry können mit ihren technischen Fähigkeiten jedem Gegner wehtun. Trainer Guardiola hofft, dass Ribéry dadurch angestachelt wird, dass er in eine Krise geredet wird. „Ribéry braucht für sein Spiel Wut. Auf den Trainer, den Schiedsrichter, auf sich selbst. Dann hat er jene Aggressivität, die wir brauchen.“

Das Heimspiel
David Alaba putscht sich für das Rückspiel auf und appelliert an die Unterstützung der Fans: „Wir haben letztes Jahr im Halbfinale gegen Barcelona gesehen, wozu unser Publikum fähig ist“, sagt der österreichische Teamspieler. Die sonst oft unterkühlt wirkende Allianz-Arena wird gegen die Königlichen „brennen“.

Historischer Moment
Noch nie hat eine Mannschaft den Titel in der Champions League verteidigen können. Bayern-Trainer Guardiola sagt: „Wir sind hungrig, können mit dieser Mannschaft Geschichte schreiben, wenn wir ins Finale kommen.“ Dadurch sind auch die Spieler motiviert. Guardiola: „Denn wenn wir glauben, dass wir ohnehin schon alles gewonnen haben, dann werden wir in der nächsten Zeit Probleme haben.“

Die Spanier haben eine knappe 1:0-Führung in München zu verteidigen. Nicht nur das könnte für die Königlichen sprechen.

La Décima
Real Madrid hat ein großes Ziel vor Augen, den zehnten Erfolg in der Eliteliga. Seit Jahren spricht man in Spaniens Hauptstadt von La Décima, einer Aufgabe, an der auch der große José Mourinho gescheitert ist. Die Zeit scheint reif für das Titel-Jubiläum im Europacup.

Ronaldo & Bale
Der Weltfußballer und der teuerste Spieler sind rechtzeitig vor dem Duell fit und in Form. Gareth Bale wurde gegen Osasuna in der Liga noch geschont, Cristiano Ronaldo hingegen brachte sich mit zwei Traumtoren beim 4:0-Sieg so richtig für die Bayern in Schuss. Die Torpedo-Twins können das Duell zugunsten von Real entscheiden. Wenn nötig auch im Alleingang, wie Bale im spanischen Cupfinale gegen Barcelona bewiesen hat.

Modric & Alonso
Die zwei Spielgestalter bestimmen den Rhythmus von Real Madrid. Xabi Alonso nimmt sich als Routinier immer wieder kleine Auszeiten, ist aber in den entscheidenden Momenten präsent. Luka Modric entwickelte sich in dieser Saison immer mehr zur Drehscheibe im Zentrum, verteilt die Bälle, fädelt die Aktionen ein. Selbst Ronaldo gestand vor Kurzem: „Er entscheidet, ob wir gut oder schlecht spielen.“

Höhenflug
Real spielt eine hervorragende Saison, kämpft gegen den Stadtrivalen Atlético um den Titel in der Primera División. Drei Runden vor dem Ende liegen die Königlichen zwar sechs Punkte hinter Atlético, haben aber ein Spiel weniger ausgetragen. In der letzten Runde empfängt Barcelona Atlético und könnte sogar Real zum Titel verhelfen. Pikant.

Alles hat ein Ende
Zehn Spiele absolvierte Real in der Europacup-Geschichte in München. Weder im Olympiastadion noch in der Allianz-Arena gelang den Spaniern ein Sieg, neun Mal verlor man, ein Mal schaffte man ein Unentschieden. In der aktuellen Champions-League-Saison eliminierte Real Schalke und Dortmund. Wenn aller guten Dinge drei sind, dann wird es auch den Bayern so ergehen.
Trainer Carlo Ancelotti ist ebenso ein Trainerfuchs wie Bayerns Pep Guardiola: Er hat die Champions League zwei Mal als Spieler und zwei Mal als Trainer gewonnen, jedes Mal mit AC Milan.

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