Bad Boy zwitschert sich in Bedrängnis

Englands Skandal-Kicker beschimpfte im Internet zwei brasilianische Teamspieler.

Er kann es einfach nicht lassen: Englands Skandalkicker Joey Barton sorgt auch in seinem französischen Exil für negative Schlagzeilen. Der 30-Jährige, der seit Sommer 2012 bei Marseille kickt, hat den Nachrichtendienst Twitter entdeckt, um seine Sprüche weit jenseits des guten Geschmacks unter sein Fan-Volk (über zwei Millionen Follower) zu bringen.

Ende März bezeichnete Barton Stürmerstar Neymar „als Justin Bieber des Fußballs. Brillant auf YouTube, in Wahrheit Katzenpisse.“ Auch an der brasilianischen Liga, in der Neymar für Furore sorgt, ließ er kein gutes Haar: „Hört mir bloß auf mit Toren in der brasilianischen Liga. Ich habe 77 Tore in der Rainhill and Byrne U-14-Liga geschossen, und das war schwieriger.“

In dieser Woche suchte sich Barton einen anderen brasilianischen Teamspieler aus, um ihn via Twitter zu beschimpfen. Paris-St-Germain-Verteidiger Thiago Silva wurde von Barton als „Transsexueller“ und „übergewichtiger Ladyboy“ bezeichnet, nachdem dieser Neymar verteidigt hatte.


Es ist nicht das das erste Mal, dass Barton verhaltensauffällig wird, Skandale begleiten seine gar nicht unerfolgreiche Karriere. Denn eigentlich hat es Barton geschafft. Den Sprung vom armen Jungen aus der Liverpooler Vorstadt Huyton zum Fußball-Millionär.

Flucht

Bartons Kindheit war trist. „Für mich war Fußball immer eine Flucht aus der Realität“, meinte das Scheidungskind einmal. Schon als Bub flüchtete er. In den Liverpooler Goodison Park. Er war immer dabei, wenn Everton spielte. Sein Held war Peter Reid. Ein Haudegen, der den Klub in den 1980ern zwei Mal zum englischen Titel führte.

Barton wollte werden wie Reid. Doch Everton wollte ihm mit 14 keinen Jungprofivertrag geben. Er wurde für zu leicht befunden. Bei Manchester City war man anderer Meinung. 72,50 Pfund (85 Euro) verdiente er damals in der Woche.

Mit 20 debütierte er bei den Profis, 2003/’04 wurde er U-21-Teamspieler. Im Februar 2007 spielte er erstmals im englischen Team. Kurz danach wechselte er zu Newcastle und blieb fünf Jahre. Nach einer Saison bei den Queens Park Rangers kam der 30-Jährige im Sommer in Marseille unter.

Treter

Barton ist einer, der immer alles gibt. Aber auch einer, der Gegner nie schont. Seine brutalen Fouls machten ihm zum „Bad Boy“. Die Zeitung News of the World startete sogar die Kampagne „Ban him“, nachdem er im Derby Newcastle gegen Sunderland Dickson Etuhu mit einem Fußtritt in den Unterleib niedergestreckt hatte.

Sein Temperament hat ihn schon viel Geld gekostet. 60.000 Pfund Strafe (71.000 Euro) bekam er von ManCity aufgebrummt, nachdem er bei der Klub-Weihnachtsfeier 2004 eine Zigarette im Auge eines Jugendspielers ausgedrückt hatte. Der 18-Jährige hatte zuvor versucht, Bartons Weihnachtsmann-Kostüm anzuzünden.

120.000 Pfund (142.000 Euro) musste er 2005 nach einem Turnier in Thailand zahlen. Dort hatte er einen 15-jährigen Everton-Fan verprügelt. Barton unterzog sich daraufhin einer Aggressionstherapie.

Ohne Erfolg: Seinen Teamkollegen Ousmane Dabo trat Barton 2007 im Training krankenhausreif. City suspendierte ihn und verhängte 100.000 Pfund Geldstrafe (118.000 Euro).

Aber auch abseits des Fußballs kam Barton immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Einer Fußgängerin soll er den Fuß gebrochen haben, als er mit seinem Sportwagen im Mai 2005 durch Liverpool raste. Im März 2006 wurde er von einem Taxifahrer angezeigt.

Barton gibt sich gerne als Opfer von Provokationen. Wegen eines Vorfalls, für den er nichts kann. Sein Halbbruder Michael, zu dem er keinen Kontakt pflegte, war 2005 in einen rassistisch motivierten Mord an einem jungen Schwarzen verwickelt und wurde zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt.

Gefängnisstrafe

Auch Barton selbst saß im Gefängnis. Nach einer Schlägerei in einem McDonald’s-Restaurant in Liverpool kam er zu Weihnachten 2007 in Untersuchungshaft. Um 5.30 Uhr in der Früh. Barton wurde nicht auf Kaution freigelassen. Die Begründung der Richterin: Er sei eine „Gefährdung für die öffentliche Sicherheit“. Ein Gericht verurteilte ihn schließlich zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe, nach 74 Tagen wurde er aber wieder aus der Haftanstalt entlassen.

Klüger wurde er danach nicht. Nach einem Eklat mit der Sportlichen Leitung von Newcastle wurde er 2009 suspendiert. Alan Shearer, damals Chefcoach, bezeichnete Barton als „Scheiß-Manager mit einer Scheiß-Taktik“.

Amoklauf

Auch bei den Queens Park Rangers fiel Barton negativ auf. Im letzten Spiel für die Londoner im Mai 2012 bei Manchester City lief er nach einem Ausschluss Amok und attackierte mehrere Gegenspieler. Barton wurde zwölf Spiele gesperrt und musste 75.000 Pfund (80.000 Euro) Strafe bezahlen. QPR strich ihn aus dem Kader und behielt sechs Wochengehälter ein.

Trotzdem fand sich noch ein Klub, der Barton noch eine Chance gab. In Marseille war es bisher auch ruhig – bis Barton zu twittern begann ...

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