Austria, Salzburg und Rapid im Europacup-Check

Ein Mann mit Bart und fragendem Gesichtsausdruck vor unscharfem Hintergrund.
Austria-Trainer Bjelica riskiert und spielt auf Zeit. Wie weit sind Salzburg und Rapid?

Es war ein Vergleich, der nicht nur im Fußball nichts zu suchen hat. „Das ist eine verlorene Schlacht, aber den Krieg müssen sie erst gegen uns gewinnen“, meinte Austria-Trainer Nenad Bjelica nach der 1:5-Pleite in Salzburg. Der Kroate hatte verbal einen ähnlich schlechten Samstag erwischt wie seine Spieler, die nach der Pause vorgeführt worden sind.

Für Bjelica scheint Salzburg kein guter Boden zu sein. Beim dritten Gastspiel setzte es das dritte Debakel, nachdem er vergangene Saison mit dem WAC 1:4 und 2:6 verloren hatte. Trotz der 15 Gegentore in Salzburg will und wird er an seinem Stil als Trainer nichts ändern. „Ich lasse immer offensiv spielen. Wenn einmal so eine Niederlage kommt, geht die Welt nicht unter“, meinte der Stöger-Nachfolger.

Bjelica flüchtete sich nach dem 1:5 in Durchhalteparolen. Es fehle seinen Spielern die Frische: „Salzburg hat sie schon. Aber es geht nicht darum, wie man beginnt, sondern wie man aufhört.“ Erst Mitte August soll seine Mannschaft bei 100 Prozent sein.

In Salzburg waren seine Spieler das augenscheinlich nicht. Einige waren stehend k.o. – und das schon nach einer Spielstunde. Okay, das Tempo, das auch die Austrianer in der ersten Hälfte gegangen waren, war ein ziemlich hohes. Dazu war die Schwüle erdrückend. Beides machte dem Gegner allerdings kaum etwas aus.

Es ist ein ziemlich gefährliches Spiel, auf dass sich der neue Austria-Trainer mit dem nach hinten versetzten Form-Aufbau eingelassen hat. Bis Mitte August sind nicht nur noch zwei Liga-Runden zu spielen, sondern es stehen für Bjelica auch die Partien in der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation auf dem Programm.

Kurze Pause

Gegner Hafnarfjördur wird körperlich wohl bei 100 Prozent sein, Islands Meister steht ja mitten in der Meisterschaft. Am Samstag wurde mit einem 1:0-Heimsieg gegen Thor Akureyri die Tabellenführung behauptet.

Vom Sieg des Dienstag-Gegners am Samstagabend erfuhren die Austrianer noch in Salzburg. Wegen der unerklärlichen Verschiebung der Bundesliga-Beginnzeit auf 19 Uhr setzte sich der Meistertross erst kurz vor 22 Uhr in Bewegung, mitten in der Nacht kam man deshalb in Wien an. Eine ideale Vorbereitung drei Tage vor einem so wichtigen Spiel schaut wohl anders aus.

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Bilder vom Bundesliga-Wochenende

Der Wunsch von Ralf Rangnick ging in Erfüllung. Der Bundesliga-Hit gegen Austria sei eine gute Gelegenheit, um sich für Fenerbahce das nötige Selbstvertrauen zu holen, hatte Salzburgs Sportchef am Donnerstag gemeint.

Und genau das haben sich seine Spieler geholt – mit einem sehenswerten 5:1 gegen den regierenden Meister Austria. „Ich gehe jetzt mit einem sehr guten Gefühl ins Fenerbahce-Spiel“, resümierte auch Trainer Roger Schmidt nach der Offensivgala.

Salzburg fiebert schon dem Mittwoch entgegen. Für das Hinspiel in der dritten Qualifikationsrunde der Champions League gegen den türkischen Vizemeister wurden schon über 23.000 Tickets verkauft. Der Red-Bull-Besucherrekord bei Bewerbs-Heimspielen von 26.800 Zuschauern (2010 gegen Rapid) könnte fallen. „Wir brauchen gegen diesen Gegner jeden Zuschauer. Es wird ein Hexenkessel werden, das wird uns extrem helfen“, ist sich Schmidt sicher.

Offensiv waren die 90 Minuten gegen eine defensiv überforderte Austria wirklich sehenswert, besser hat kein österreichisches Team im Jahrzehnt des Tempofußballs kombiniert. Allerdings offenbarte das Salzburger Spiel auch defensive Defizite. In der ersten Halbzeit wurden viel zu viele Chancen zugelassen, die nur ein Gegentor zur Folge hatten, aber aus denen ein Gegner mit der offensiven Qualität wie Fenerbahce wohl mehr Kapital schlagen wird.

Pausenansprache

Das hatte auch Schmidt so gesehen und die Defizite in der Pause direkt angesprochen. „Ilsanker habe ich gesagt, dass ich ihn nicht mehr vor dem Ball sehen will. Daran hat er sich gehalten.“ Auch die Innenverteidiger Hinteregger und Ramalho bekamen Anweisungen. „Sie haben sich viel zu wenig geholfen in der ersten Hälfte“, analysierte Schmidt. Außerdem ließen die Offensivspieler zu viele Steilpässe des Gegners zu. Auch das verbesserte sich. Schmidt lobte Alan besonders: „Er hat das vorbildlich gemacht und sich in dieser Hinsicht in den letzten Monaten stark verbessert.“

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Guido Burgstaller und Terrence Boyd – ausgerechnet jene zwei Spieler, die Rapid bei einem entsprechenden Angebot (also im siebenstelligen Euro-Bereich) noch verkaufen würde, trafen doppelt. Das souveräne 4:0 gegen Wiener Neustadt zeigt nach dem Cup-Aus gegen den LASK und dem 2:2 gegen den WAC, dass der Formaufbau passt. Auch wenn der Abstiegskandidat hilflos und bald numerisch unterlegen war. Die Bewährungsprobe folgt am Donnerstag im Hinspiel der Qualifikation zur Europa League.

Fan-Aussprache

Vor der Hitze in Tripolis fürchten sich die Rapidler nach den 44 Grad auf dem Hütteldorfer Rasen jedenfalls nicht. „Wir sind top-fit“, erklärt Boyd, der einen der Gründe verrät: „Vor dem Saisonstart sind die Fan-Vertreter zu uns gekommen. Sie haben uns bedingungslose Unterstützung versprochen, wenn sie nur spüren, dass wir uns die Seele aus dem Leib laufen. Dafür bürgt auch Trainer Barisic.“ Der neue Chefcoach hat nach der Analyse der für ihn enttäuschenden körperlichen Werte eine „sehr scharfe Vorbereitung“ durchgezogen und lässt weiterhin nicht locker: „Die Vorbereitung ist noch nicht zu Ende. Ein Spieler darf schon einmal umfallen. Aber nur, wenn er vorher wirklich alles aus sich herausgeholt hat.“

Hilfreich ist, dass Barisic in der Offensive rotieren kann. Sabitzer sah beim 4:0 nur zu, Boyd muss trotz seines Doppelpacks um seinen Einsatz in Griechenland zittern: „Wenn ich immer treffe, will ich nicht auf die Bank. Aber ich würde sicher ruhig bleiben.“ Das fordert auch Barisic: „Jeder ist wichtig – und auch ersetzbar. Es darf keine Egomanen geben.“

Im Mittelfeld wird nach dem Innenbandriss von Wydra ohnehin jeder Mann gebraucht. Neuzugang Thanos Petsos ist gleich nach dem Debüt bis zu Wydras Rückkehr in zwei Monaten gesetzt. „Ich bin zuversichtlich“, sagt Steffen Hofmann. „Aber wenn die Verpflichtung von Petsos nicht mehr möglich gewesen wäre, hätten wir schon ein echtes Problem. Jetzt darf nichts mehr passieren.“

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