Die Fanszene kritisiert Geisterspiele aus finanziellen Motiven

Auch der Block West unterzeichnete die Stellungnahme.
In einer gemeinsamen Erklärung drücken 15 Fanvereinigungen ihren Unmut über "Fehlentwicklungen" im Fußball aus.

Was in Deutschland schon vor Wochen passiert ist, ist nun auch in Österreich geschehen. 15 Fangruppierungen von Bundesliga-, Regionalliga- und Landesliga-Vereinen drücken in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Titel "Die Geisterspiele, die ich rief" ihren Unmut über Entwicklungen im Fußball aus, die sich in der Coronavirus-Krise als für sie besonders negativ auswirken und nun Geisterspiele zur Folge haben, die die Fans nun nicht live in den Stadien verfolgen können.

"Wir können unsere Liebe zum Sport und zu unseren Vereinen derzeit leider nicht im Stadion ausleben. Das gefällt niemandem von uns, aber da müssen wir vorübergehend gemeinsam durch. Uns ist die momentane Ausnahmesituation – sowohl gesellschaftlich als auch aus Sicht des Fußballs – vollends bewusst. Bei den Entscheidungsträgern des österreichischen Fußballs sind wir uns diesbezüglich allerdings nicht so sicher", werden die Bundesliga und die Vereine in der Stellungnahme kritisiert.

Das Unverständnis ist groß, weil "... die Abhaltung von Geisterspielen von den Entscheidungsträgern als nahezu selbstverständlich und diskussionslos ins Auge gefasst wird. Der Fußball soll demnach auf unbestimmte Zeit (im schlimmsten Fall noch weit über den Sommer hinaus) nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Argumentiert wird diese Option von den Funktionären mit Fairness und dem Wettkampfgedanken ... Für die Vereine unterhalb der Bundesliga, bei denen es um existenziell wichtige Auf- und Abstiege geht, scheint diese Fairness jedoch nicht zu gelten – ein sehr durchschaubarer Vorwand. In Wahrheit geht es um Verträge, die Geld beinhalten – sehr viel Geld."

Die aktuelle Entwicklung hätte sich laut der Fanszene schon länger angekündigt: "Durch die Hintertür „Covid-19“ setzt sich derzeit ein Paradigmenwechsel fort, der in den 1990er-Jahren in England seinen Anfang nahm: Fußball findet nicht mehr für die Fans im Stadion statt, sondern für das Fernsehen. Als Milliarden-Geldmaschinerie und Spielwiese für einige Reiche, die nur fortbestehen kann, wenn sie am Laufen gehalten wird. „Um jeden Preis kein Stillstand“ scheint derzeit die allgemeine Formel zu lauten. Der Tribünenbesucher, der Fan, ist so nur noch Aufputz für die TV-Übertragungen", heißt es in der Stellungnahme weiter.

Auch der Verkauf der TV-Rechte an einen Pay-TV-Sender wird kritisiert: "Als weiteres Argument für eine Fortführung der Liga mit Geisterspielen wird das große Interesse der Öffentlichkeit angeführt, da es gerade jetzt notwendig sei, dass „für die Menschen ein wichtiges Stück Normalität zurückkehrt“. Blöd nur, dass sich die Katze in diesem Zusammenhang zumindest in Österreich sprichwörtlich in den Schwanz beißt. Vom Geld geblendet wurden die TV-Rechte der Liga bekanntermaßen ins Pay-TV verschoben. Wieder nichts mit Massenphänomen und gesellschaftlicher Verantwortung. Die Abo-Zahlen des Rechteinhabers werden aber wenigstens dort die Kasse klingeln lassen. Wir gratulieren."

Und daran wird auch eine konkrete Forderung geknüpft: "Die Liga, die Vereine und alle Entscheidungsträger haben dafür zu sorgen, dass für die Zeit dieser Ausnahmesituation, jeder Fan ohne zusätzlichen Abo-Vertrag mit einem TV-Sender alle Spiele verfolgen kann. Für aktuelle Saisonkartenbesitzer muss dieses Service auf jeden Fall kostenlos sein! Die Abwicklung sollen jene übernehmen, die davon profitieren, dass Fußball hinter der Bezahlschranke versteckt wurde, nämlich die Liga, die TV Stationen und die Vereine."

Die komplette Stellungnahme finden Sie hier.

 

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