Arnautovic neu: Weniger reden

Heftige Windböen im Happel-Stadion lassen die gefühlte Außentemperatur unter den Gefrierpunkt kriechen.
Marko Arnautovic ignoriert die Eiszeit bei seinem Strandspaziergang, der ihn geradewegs zur Trainingseinheit des österreichische Nationalteams führt. Locker, lässig, am rechten Bein die Trainingshose bis übers Knie gestülpt, eine Trinkflasche in der Hand.
Alles lässt ihn kalt. So scheint es jedenfalls. Teamchef Marcel Koller hat sich dazu entschlossen, seine Körpersprache nicht zu hören, sieht vorerst nur die Qualitäten des Mannes, der als bester Fußballer des Landes gilt. Koller lobt ihn, stellt sich ihm spielerisch in den Weg, ist in all den gemeinsamen ersten Trainingstagen keinen Millimeter davon abgerückt, den Fixplatz des als Problemfall geltenden Ausnahmespielers zu bezweifeln.
Flaschenöffner
Arnautovic wird am Dienstag in Lwiw gegen die Ukraine dabei sein, so viel steht fest. Marko Arnautovic polarisiert, und
Marcel Koller steht auf der Seite der Toleranten.
Die anschließende Pressekonferenz weist bei genauer Beobachtung des Bremen-Legionärs durchaus kabarettistische Züge auf. Während die anderen reden, wirkt Arnautovic von größtmöglicher Langeweile gepeinigt. Er unterhält sich mit einem Flaschenöffner, lässt seinem Husten demonstrativ freien Lauf, weil das den Atemwegen womöglich guttut.
Aber zwischendurch lauscht er den Worten des Teamchefs und nickt zustimmend.
Zeremoniell
Marcel Koller erhielt am Freitag anlässlich seines 51. Geburtstags nicht nur einen edlen Champagner, sondern auch das neue Teamtrikot überreicht. Arnautovic dauerte die Geschenkübergabe sichtlich zu lange. Vom Rande des Podiums raunzte er mit einem kindlichen Grinser im Gesicht: "Haben wir da noch eine Pressekonferenz, oder nicht?"
Danach kam er endlich zu Wort. Keine Wuchtel, eine Floskel zuerst: "Wir wollen in der
Ukraine nicht verlieren. Wir sind gut eingespielt, daher können wir dort auch gewinnen." Dann wird Arnautovic konkret, schlüpft gar in staatstragende Position: "Viel hat sich nicht geändert. Der Trainer stellt uns ein und auf. Auf dem Platz aber sind wir verantwortlich für dieses Land."
Neuer Typ
Die Frage nach den negativen Schlagzeilen aus
Bremen, für die er in der Vergangenheit regelmäßig gesorgt hatte, quittiert er mit einem Augenrollen. Unverständnis. Denn alles sei jetzt sowieso wieder ganz anders.
Ja, er sei auf dem Weg der Besserung. Wie das möglich ist? Die Begründung lässt nicht lange auf sich warten: "Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr so viel mit euch zu reden. Es ist ein schönes Gefühl, wenn weniger über mich geschrieben steht. Ich gebe weniger Interviews, daher geht es mit mir bergauf."
Sprach's - und verwarf seinen neuen Grundsatz in der nächsten Sekunde wieder. Indem er nach der offiziellen Pressekonferenz geduldig in sämtliche Mikrofone und Kameras redete, die auf ihn gerichtet wurden.
Erleuchtung

Selbst das Blitzlichtgewitter verursachte ihm kein Unbehagen, gekonnt posierte er neben einer blonden Schönheit, die das neue, vergleichsweise nur mäßig attraktive Teamdress präsentierte. Beim Abgang richtete Arnautovic noch einmal sämtliche Blicke auf sich. Indem er Teamkollege Sebastian Prödl lautstark aufforderte, das Gespräch gefälligst abzubrechen.
Immerhin wollte sich ein disziplinierter Marko Arnautovic genau an den Terminplan halten. Darauf stand: Nachmittagsschlaf.
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